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NGOs wollen Hitzeschutzpaket für Armutsbetroffene

21-08-2024, 14:55

Am Mittwoch haben sich Caritas, Volkshilfe, Ärzte und Ärztinnen für eine gesunde Umwelt sowie Global 2000 in einem gemeinsamen Appell für ein Hitzeschutzpaket für armutsbetroffene Menschen ausgesprochen.

Damit wolle man "insbesondere jene Menschen in den Mittelpunkt stellen, die in Österreich besonders vom Klimawandel betroffen sind", führte Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien aus.

Das wird im Hitzeschutzpaket gefordert

Im Hitzeschutzpaket werden zum Beispiel mehr finanzielle Mittel zur Unterstützung von Menschen mit niedrigen Einkommen bei der Klimawandelanpassung gefordert, wie etwa für die Anschaffung klimafreundlicher Geräte. Laut Parr wäre etwa der Austausch von Haushaltsgeräten, die viel Strom verbrauchen oder die zur Erhitzung des Wohnraums beitragen, angedacht.

"Wir wissen, dass armutsbetroffene Menschen vor allem in schlecht isolierten Wohnungen leben", sagte Parr. Und es gebe in Österreich zudem viele wohnungs- bzw. obdachlose Menschen, für die es "öffentliche Grünflächen braucht, die sie im Moment nicht vorfinden". Die zweite Forderung beinhaltet so auch die Schaffung von hitzebeständigen Wohnräumen und mehr Grünflächen durch Entsiegelung. In Summe gehe es darum, dass Klimapolitik und Sozialpolitik Hand in Hand gehen müssten.

Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, erinnerte an die Auswirkungen der Klimakrise auf armutsbetroffene Kinder, die besonders vulnerabel seien, wie man aus den eigenen Forschungsergebnissen der vergangenen Jahre wisse. Demnach gaben 80 Prozent der armutsbetroffenen Familien bei Befragungen an, dass sie die Auswirkungen der Klimakrise stark im eigenen Leben spüren würden. Es mangle etwa an isolierten Wohnungen oder Möglichkeiten zur kostenlosen Abkühlung.

"376.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind von Armut betroffen"

"376.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind von Armut betroffen", unterstrich Fenninger, mehr als jedes fünfte Kind. Ein Aufwachsen unter schlechten Voraussetzungen habe negative Effekte auf alle Lebensbereiche dieser Kinder. Es brauche daher unter anderem einen "klimafitten sozialen Wohnbau", dieser sei weiter auszubauen und es brauche mehr Grünflächen in Wohnnähe. Im Hitzeschutzpaket wurde insgesamt die Ausweitung der Möglichkeiten sich kostenlos abzukühlen gefordert, insbesondere für Kinder, wie auch die Einrichtung von Mindeststandards für Gebäude sowie ein Förderschwerpunkt auf besonders schlecht gedämmte Gebäude.

Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000 erinnerte daran, dass die Hitzebelastung in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen sei. "Wir erleben seit einigen Jahren, wie die Sommer auch bei uns immer heißer werden", sagte Wahlmüller. So habe es Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich durchschnittlich noch zwei Tage im Jahr mit über 30 Grad Celsius gegeben, "in der Klimaperiode 1960 bis 1990 waren 20 Hitzetage in einem Jahr ein Rekordwert, heute ist das der Durchschnitt und die Rekorde liegen mittlerweile bei etwa 40 Hitzetagen im Jahr", so Wahlmüller. Die eigene Wohnung werde so oft zu einem gesundheitsschädlichen Ort.

Hitze sei eine große Belastung für die Physis eines jeden Menschen und dies gelte für Menschen mit Kreislaufproblemen oder Stoffwechselerkrankungen noch stärker. "Nach wie vor wird diese Thematik in unserer Gesellschaft ausgeblendet, bestenfalls unterschätzt", unterstrich Hanns Moshammer von der Organisation Ärzte und Ärztinnen für eine gesunde Umwelt, "Österreich ist ein reicher Wohlfahrtsstaat, der mit diesen Problemen umgehen können sollte."

(APA/Red)

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