Im vergangenen Jahr wurde in Österreich bei der Anzahl der Lehrbetriebe ein historisches Tief verzeichnet. Diese fiel auf 27.083.
Der deutlichste Rückgang bei den Lehrstellenanbietern wurde in den Bereichen Gewerbe und Handwerk sowie im Handel festgestellt, wie aus einem an das Parlament übergebenen Bericht des von der ÖVP geleiteten Arbeits- und Wirtschaftsministeriums ersichtlich ist. Die Förderung von betrieblichen Lehrstellen, die darauf abzielt, die Anzahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen, wird von 270 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 280 Millionen Euro in diesem Jahr angehoben.
Positiv vermerkt wird im Bericht, dass 2023 mit 34.082 Lehrlingen im ersten Lehrjahr das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 immerhin leicht überschritten wurde. Insgesamt war die Zahl von rund 100.000 Lehrlingen Ende 2023 zwar leicht über dem entsprechenden Wert aus 2019. Doch im Bereich Tourismus/Gastgewerbe/Hotellerie, der vor allem in den touristischen Bundesländern im Westen mit einem Arbeitskräftemangel kämpft, sind trotz einer leichten Steigerung gegenüber 2022 insgesamt nur noch 7.189 Lehrlinge tätig gewesen. Das ist nicht einmal mehr die Hälfte der Jugendlichen, die 2008 noch eine Lehre in dieser Branche tätigten. Damals waren es 14.755 gewesen.
Laut Ministerium zeigte sich damit im Tourismusbereich der stärkste Lehrlingseinbruch der vergangenen 15 Jahre. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP), der als nächster Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) designiert ist, führt dies nicht zuletzt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurück. Angesichts der sinkenden Zahl an Lehrbetrieben und der erwarteten Pensionierungswelle in den nächsten Jahren stelle die staatliche Lehrstellenförderung für Betriebe eine wichtige Unterstützung zur Eindämmung des Fachkräftemangels dar, so das Ressort.
Unter den Bundesländern stach voriges Jahr das als Industrieland geltende Oberösterreich mit den meisten Lehrlingen (22.521) hervor, allerdings mit einer leichten Abnahme im Vergleich zu 2022 (22.678). Demgegenüber gab es in Wien den größten Anstieg an Lehrlingen, von 17.697 (2022) auf 18.215 (2023). Bei den neuen Lehrberufen im IT-Bereich stieg die Lehrlingszahl laut Parlamentskorrespondenz seit 2017 bis zum Vorjahr österreichweit kräftig an - von 520 Auszubildenden im ersten Lehrjahr auf zuletzt 968. Aber nicht einmal ein Fünftel (18,4 Prozent) dieser IT-Lehrlinge waren voriges Jahr weiblich.
Der gesamtösterreichische Anteil der Jugendlichen eines Altersjahrgangs, die sich für den Beginn einer Lehrausbildung entscheiden, wird im Bericht anhand vorläufiger Daten für 2023 mit um die 39 Prozent als recht stabil bezeichnet. Allerdings weisen die Autorinnen und Autoren des Berichts auf ein regional ungleich gestaltetes Verhältnis von Arbeitskräfteangebot und Arbeitskräftebedarf hin. So gebe es in den westlichen Bundesländern einen höheren Fachkräftemangel als im Osten Österreichs, obwohl im Westen ein größerer Anteil an Jugendlichen eine Lehre beginne. Den Anteil an Lehrabbrechenden weist der Bericht mit zuletzt 19,8 Prozent (Stand 2022) aus. Die Ausbildungspflicht ist aus Sicht des Ministeriums entscheidend, Abbrüche zu vermeiden.