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Firmenpleiten: KSV sieht Überforderung mit aktuellen Herausforderungen

25-07-2024, 05:00

Der KSV1870 hat die Gründe für Insolvenzen im letzten Jahr untersucht und festgestellt, dass es bei zahlreichen Unternehmen, die in Konkurs gegangen sind, an grundlegenden betrieblichen Fähigkeiten fehlt.

Generell wären viele Firmen mit den derzeitigen Herausforderungen überlastet, lautet die Analyse der Kreditüberwachungsorganisation. Die "operativen Ursachen" für eine Insolvenz, wie zum Beispiel unzureichende Organisation, haben im Vergleich zum Jahr 2022 deutlich zugenommen, ergab eine aktuelle Analyse des KSV zu den Insolvenzgründen.

Gründe für Firmenpleiten verändern sich

Während die operativen Ursachen stark anstiegen, gingen "unbeherrschbare Umstände" wie etwa eine Pandemie oder Naturkatastrophe als Insolvenzgrund zurück. Plötzliche Zinsanstiege sind als Pleitegrund hingegen zu vernachlässigen. Etwa Rene Benkos Signa-Gesellschaften machten im Zuge ihrer Milliardenpleiten die Zinsschritte der EZB stark mitverantwortlich für ihre Zahlungsunfähigkeit. "Seit rund einem Jahr sehen wir, dass die Menge an aktuellen Herausforderungen viele Betriebe überfordert", so Karl-Heinz Götze, Insolvenzexperte vom Kreditschutzverband (KSV1870). Schlussendlich werde dann Insolvenz angemeldet. Österreichweit wurden im vergangenen Jahr 5.380 Firmenpleiten gezählt, was einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 entsprochen hat. Der Aufwärtstrend setzt sich heuer deutlich fort.

Vergleich 2022 und 2023

Gründungsfehler häufig Ursache für Firmenpleiten

Die operativen Ursachen legten von 29 auf 37,1 Prozent zu. Stärkster Unterpunkt sind hierbei Absatzschwächen mit Bezug auf Werbung, Vertrieb und Kalkulation und 9,7 Prozent (2022: 6,8 Prozent). Dahinter folgt eine schlechte Kostenstruktur durch Mangel in der Organisation und Schwächen bei Planung bzw. mangelndes Controlling mit jeweils 8,9 Prozent (2022: 8,2 bzw. 8,1 Prozent). 8,8 Prozent (2022: 5,2) machten Finanzierungsschwächen und Probleme in der Liquidität oder Forderungsbetreibung aus. Fehler in der Auswahl oder schlechte Auswahl von Mitarbeitenden schlägt mit 0,8 Punkten zu Buche. Neu als zweitstärkster Insolvenzgrund aber stabil bei einem guten Fünftel als Ursache werden vom KSV Gründungsfehler angegeben. 2022 waren sie für 21,6 Prozent der Pleiten verantwortlich, im Vorjahr für 20,5 Prozent. Haupt-Unterpunkt ist hierbei fehlendes Know-how für die Branche oder in der Betriebswirtschaft mit 11,2 Prozent (2022: 12,9). Weitere Punkte sind überhaupt eine fehlende Eignung um einen Betrieb zu gründen (4,8 bzw. 2022 4,6 Prozent) und zu wenig Eigenkapital bei der Gründung (4,5 bzw. 4,1 Prozent). "Um erfolgreich zu sein, ist es notwendig, Mechanismen des Marktes, die Konkurrenz und die individuellen Zielgruppen genau zu kennen", erinnert Götze. "Dass das heute offenbar noch immer nicht gang und gäbe ist, ist bedenklich."

Gründe für Firmenpleiten: Rückgang bei unbeherrschbaren Umständen

Die unbeherrschbaren Umstände als Pleitegrund gingen von gut 28 auf 19 Prozent zurück. Trotz russischen Krieges in der Ukraine aber doch im Abflauen von Corona sanken Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terror und Pandemien von gut 22 auf nun 13,4 Prozent als Insolvenzursache. Krankheit oder Unglücksfälle im persönlichen Umfeld machten 2023 relativ stabil 5,6 Prozent aus, es gab einen kleinen Rückgang von 0,5 Punkten. Externe Vorkommnisse wie Änderungen im Finanzierungsrahmen wie dem Zinsniveau, plötzliche rechtliche Änderungen beispielsweise durch Embargos oder Pleiten von Abnehmern oder Lieferanten machten zuletzt 2,7 Prozent aus (2022: 1,5 Prozent). "In derart volatilen Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, ist es maßgeblich, rasch auf Marktveränderungen zu reagieren", betont KSV-Experte Götze. Hier brauche es auch eine Bewusstseinsänderung, "denn Marktveränderungen bieten auch immer eine Chance, zu wachsen und sich von der Konkurrenz abzuheben", so der Fachmann. Weitere Pleiteursachen sind persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit mit 11,1 Prozent (2022: 12,2 Prozent). Strategische Ursachen machten zuletzt 9,6 Prozent aus (2022: 7,4 Prozent).

(APA/Red)

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