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Hitze als Lebensgefahr: Kühlmöglichkeiten in Altersheimen unterschiedlich

12-07-2024, 09:34

Hitzewellen stellen vor allem für ältere Menschen eine akute Lebensgefahr dar. Einen Überblick, wie viele der über 650 Alterswohnheime in Österreich über Kühlmöglichkeiten verfügen, gibt es allerdings nicht.

In Frankreich sind im Sommer 2023 laut Gesundheitsbehörden drei Viertel der Hitzetoten 75 Jahre oder älter gewesen. Auch in Österreich warnen Mediziner immer wieder vor der Belastung durch extreme Temperaturen.

Je länger die Hitzewelle, desto wahrscheinlicher werden Gesundheitsprobleme

Je länger eine Hitzewelle andauert und je mehr Tropennächte aufeinanderfolgen, desto wahrscheinlicher ist Studien zufolge das Auftreten hitzebedingter Gesundheitsprobleme und das Sterberisiko. Vor allem in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit stellt Hitze eine große Gesundheitsbelastung dar, weil sich der Körper durch Schwitzen nicht mehr kühlen kann.

In den Krankenhäusern und Altersheimen in Österreich weiß man um die Gefahren Bescheid. Ob es klimatisierte Zimmer oder Aufenthaltsräume gibt, ist jedoch höchst unterschiedlich, sagte Claudia Hofmann, Generalsekretärin des Bundesverbands Lebenswelt Heim, der österreichweit 650 Häuser vertritt.

Die Möglichkeiten zur Kühlung hängen meist vom Alter des Gebäudes ab, so Hofmann. Es gebe Häuser mit mobilen Klimageräten oder Nachrüstungen in den Gängen. Sonst seien meist Ventilatoren im Einsatz. Auch die Vorschriften sind von Bundesland zu Bundesland anders, weil es neun Landesgesetzgebungen gibt. In Niederösterreich etwa sind Wohnraumlüftungen vorgeschrieben.

Wiener Pensionisten-Wohnhäuser setzen auf passive Kühlung durch Bauteilaktivierung

Die Wiener Pensionisten-Wohnhäuser setzen vor allem auf passive Kühlung durch Bauteilaktivierung. Im 2021 sanierten Haus Schmelz wurde etwa ein Wand- und Deckenkühlsystem eingebaut, das via Wärmepumpe und Photovoltaikanlage betrieben wird. Auch in anderen der sogenannten "Häuser zum Leben" werden Kühlsysteme an der Zimmerdecke nachgerüstet und gekühlte Aufenthaltsräume geschaffen. Die Wiener Pflegeverordnung sieht vor, dass in der stationären Pflege zumindest ein Raum gekühlt sein muss.

Einen dezidierten Rechtsanspruch auf bestimmte Raumtemperaturen in Altersheimen gibt es in Österreich aber nicht. Das Heimvertragsgesetz, das regelt, was in den Verträgen stehen muss, macht dazu keine Vorgaben.

Moderne Seniorenwohnhäuser seien meist gut gedämmt und verfügen über Außenbeschattungen, problematisch seien eher ältere und kleinere Heime sowie nach Süden und Westen ausgerichtete Zimmer. Hitzewellen seien oft auch ein hygienisches Thema und eine Geruchsbelastung, hieß es von Bewohnervertretern zur APA.

Die Volksanwaltschaft hatte sich 2019 aufgrund von Beschwerden mit dem Schutz von Personal und Pflegebedürftigen vor Hitze in Alten- und Pflegeeinrichtungen befasst. Im jährlichen Bericht zur präventiven Menschenrechtskontrolle verweist sie auf die Fürsorgepflicht der Betreiber. Auch wenn es keinen vertraglichen Anspruch auf Klimatisierung und keine verbindlichen Richtwerte für Temperatur und Luftfeuchtigkeit gebe, habe das Personal der Einrichtung "dafür zu sorgen, dass die Hitze keine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit werden kann".

Kommissionen besuchten 2029 Einrichtungen ohne ausreichende Maßnahmen

Kommissionen der Volksanwaltschaft hatten im Sommer 2019 Einrichtungen besucht, die keine ausreichenden Maßnahmen gegen Hitzewellen gesetzt hatten und wo Mitarbeiter und Bewohner gemeldet hatten, dass der Träger ihre Beschwerden ignoriere. Die Volksanwaltschaft setzte bei zwei burgenländischen Heimen unter anderem Außenrollos durch und verlangte, dass Räume, in denen Medikamente gelagert werden, umgehend auf 25 Grad abgekühlt werden.

In ihrem Bericht hält die Volksanwaltschaft auch fest, dass während einer Hitzewelle hochbetagte und chronisch Kranke besondere Aufmerksamkeit benötigen. Dies führe zu einem Mehraufwand, der bei der Personaleinsatzplanung berücksichtigt werden sollte. Bei anhaltender Hitze sei das Pflegepersonal gefordert, eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung sicherzustellen und durch Waschungen, Fuß- und Armbäder sowie Auflegen kalter Tücher für Kühlung zu sorgen. Erforderlichenfalls sei für Risikopatientinnen und -patienten Maßnahmenbündel mit oraler oder intravenöser Rehydrierungstherapien zu erstellen.

Aufgrund des CO2-Ausstoßes wird die Anzahl und Dauer von Hitzeperioden in Österreich weiter zunehmen. Gab es in Wien in den 1980er-Jahren durchschnittlich nur ein bis zwei Tropennächte pro Jahr, waren es im August 2018 in der Wiener Innenstadt 18 Tropennächte in Folge. Gefährdet sind neben älteren Menschen auch Kleinkinder.

(APA/Red)

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