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Kinder ertrinken lautlos: So kann Unfällen vorgebeugt werden

4-07-2024, 14:28

Ertrinken ist die häufigste tödliche Unfallursache bei Kindern unter fünf Jahren in Österreich: Das Österreichische Komitee "Große schützen Kleine" betont, dass nur eine 100-prozentige Aufsicht vor der Gefahr schützt.

Es passiert lautlos und innerhalb weniger Minuten und bereits ab wenigen Zentimetern Wassertiefe: Ertrinken ist hierzulande die häufigste tödliche Unfallursache bei Kindern unter fünf und die zweithäufigste bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren. Am Donnerstag hat das Österreichische Komitee für Unfallverhütung im Kindesalter "Große schützen Kleine" eindringlich vor den Gefahren im kühlen Nass für die Kleinsten gewarnt und zur 100-prozentigen Aufsicht geraten.

Ertrinkungsunfälle bei Kindern: Nur ständige Aufsicht schützt

Ob am offenen Gewässer, im Pool oder im Planschbecken: "Im und am Wasser sollte Kindern die hundertprozentige Aufmerksamkeit der Erwachsenen geschenkt werden", betonte Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine" und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz. Denn jedes Jahr müssen in Österreich rund 40 Kinder nach einem Ertrinkungsunfall im Krankenhaus stationär aufgenommen werden. Rund drei Kinder sterben, "bei etwa drei weiteren werden aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere Behinderungen die Unfallfolge sein", wie Till weiter ausführte.

Ertrinken passiert schnell: Nur vier bis fünf Minuten können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. 90 Prozent der Ertrinkungsunfälle von Kindern passieren, wenn die erwachsene Aufsichtsperson im Umkreis von zehn Metern ist. Deshalb raten die Grazer Kindersicherheitsexperten: "Wenn ein Kind verschwunden ist, zuerst dort suchen, wo Wasser sein könnte, damit aus einem Beinahe-Ertrinkungsunfall kein tödlicher Unfall wird".

Hälfte der Ertrinkungsunfälle bei Kindern in öffentlichen Bädern

Am Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" wurden die Badeunfälle zwischen 2007 und 2021 analysiert: Etwa die Hälfte der (Beinahe-)Ertrinkungsvorfälle entfällt auf öffentliche Bäder. Ein Viertel ereignet sich in Pools oder Biotopen im privaten Garten und ein weiteres Viertel in Seen, Flüssen oder Teichen. Die Überlebenschance ist in öffentlichen Bädern mit 93 Prozent am höchsten. "Wesentlich schlechter sieht es im privaten Garten und in Flüssen aus, wie Peter Spitzer vom Grazer Forschungszentrum für Kinderunfälle hervorhob..

Bei den Ertrinkungsvorfällen im Gartenbereich betrug das Durchschnittsalter der Kinder zwei Jahre, im öffentlichen Schwimmbad fünf Jahre und im Naturgewässer sieben Jahre. Was auffällt: Insgesamt ist das durchschnittliche Alter der Unfallopfer bei Ertrinkungsunfällen von vier Jahren im Betrachtungszeitraum 2007 bis 2011 kontinuierlich auf sechs Jahre (Betrachtungszeitraum 2017 bis 2021) gestiegen. "Die Schwimmkompetenz unserer Kleinen ist entscheidend, wenn es darum geht, tödliche Ertrinkungsunfälle zu verhindern. Als Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel müssen wir dafür sorgen, dass jedes Kind so früh wie möglich Schwimmen lernt", appellierte ÖVP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl an die Erwachsenen.

Tipps um Ertrinkungsunfälle zu vermeiden

Die Kindersicherheitsexperten gaben auch Tipps um Ertrinkungsunfälle zu vermeiden: Bis Kinder zehn Jahre alt sind und sehr gut schwimmen können, sollen sie "immer" beaufsichtigt werden. Schwimmhilfen böten keinen zuverlässigen Schutz, älteren Geschwistern oder Kindern sei die Aufsicht nicht zu übertragen. Geraten wird zu auffälliger, neonfarbiger Badebekleidung, um Kinder im Fall des Falles rascher aufzufinden. Für kleinere Kinder im Planschbecken und im Schwimmbad seien rutschfeste Badeschuhe empfehlenswert.

Pools und Biotope seien mit einem 1,5 Meter hohen Zaun und selbstschließender Tür zu sichern oder mit einer versperrbaren Überdachung auszustatten. "Überlegen Sie gut: Muss ein privater Pool wirklich jetzt schon sein oder wollen Sie lieber damit warten, bis die Kinder älter sind und bereits (gut) schwimmen können?", so die Experten. Bei Kinder- und Grillpartys sollte zudem immer ein Erwachsener am Pool das Geschehen im Auge haben. Zu bedenken sei auch, dass Hochpools die Gefahr des Herunterstürzens von der Leiter und die des Herausstürzens über den Poolrand in sich bergen.

(APA/Red)

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