Im Streit um das laut Anrainern zu häufige Läuten der Kirchenglocken in der Pfarre Herrnau wird nun eine Kompromisslösung über den Sommer getestet.
Am Landesgericht Salzburg ist am Dienstag ein Streit um das Läuten von Kirchenglocken vorläufig beigelegt worden. Wie mehrere Medien berichten, hat ein Anrainer der Pfarre Herrnau Ende 2023 auf Unterlassung geklagt. Er fühlte sich vom viertelstündlichen Schlagen der Glocken gestört. Der Rechtsvertreter der Erzdiözese betonte hingegen, dass das Viertelstundenläuten als ortsüblich zu sehen sei. Nun wurde ein Kompromiss gefunden, die neue Regelung wird über den Sommer geprüft.
Insgesamt 248-mal läuten die Kirchenglocken Herrnau laut Anrainern zwischen 7.00 und 22.00 Uhr jeden Tag. Sie fühlen sich durch die Lautstärke belastet, betonten aber auch, nichts gegen die Kirche oder das sakrale Läuten bei Messen zu haben. Es habe Gespräche mit der Pfarre gegeben, daraufhin sei die Lautstarke der Glockenschläge reduziert worden. Die beklagte Viertelstundenschläge seien aber geblieben.
Die Kirche argumentierte, dass das Kirchengebäude samt Kirchturm seit 60 Jahren stehe, und die Glocken im Wesentlichen immer geläutet hätten, wenn auch mit Unterbrechungen. So gab es von Mitte 2018 bis Ende 2020 eine zweieinhalb Jahre lange Pause, weil die Glocken saniert wurden.
Am Dienstag wurde vor dem Landesgericht nach mehreren Vergleichsgesprächen eine vorläufige Einigung gefunden. Künftig sollen nur die halben und vollen Stunden geschlagen werden - außerdem läuten die Glocken weniger lang in den Abend hinein als zuvor. Statt bis 22.00 Uhr wird das Zeitschlagen um 20.00 Uhr beendet. Der Beginn bleibt mit 7.00 Uhr an Werktagen und 8.00 Uhr an Sonn- und Feiertagen gleich. Auch am Läuten in der Früh, zu Mittag und am Abend und während der Gottesdienste verändert sich nichts.
Vereinbart wurde eine Testphase bis September. Wenn die Lösung von einer Seite nicht akzeptiert wird, kommt es im Oktober zum Prozess, betonte der Anwalt der Erzdiözese. "Der Umstand, dass die Glocken mehrere Jahre lang schwiegen, hätte eventuell auch Auswirkungen, käme es zum Prozess. Man müsste darüber streiten, ob sich die örtlichen Verhältnisse geändert haben", sagte er zu den "Salzburger Nachrichten". Lauter geworden sei das Schlagwerk durch die Sanierung nicht. Man sei dem Anrainer bereits entgegengekommen und habe den Glockenklang im Mai leiser gestellt. Wurden auf dem Vorplatz vorher Spitzenpegel von bis zu 82 Dezibel gemessen, seien es nach der Anpassung bis zu 73 Dezibel gewesen.