Das Vertrauen in die staatliche Altersversorgung ist laut einer Umfrage des Versicherungsverbandes (VVO) unter den Menschen in Österreich geschwächt.
Etwa jeder sechste Befragte nimmt an, die staatliche Pension werde nicht ausreichen, um ihren Lebensstandard im Ruhestand aufrechtzuerhalten. Der Versicherungsverband spricht sich daher für eine Überarbeitung des Pensionssystems und für zusätzliche steuerliche Vergünstigungen für private Altersvorsorge aus.
Zwar sei die erste Säule ein wichtiger Grundpfeiler des Pensionssystems, der demografische Wandel gepaart mit der mangelnden Bereitschaft, mehr zu Arbeiten werde aber den Druck auf das Umlagesystem in den kommenden Jahren noch deutlich erhöhen. "Die Lösung wäre eine Stärkung der zweiten und dritten Säule sowie eine Reform des staatlichen Systems", sagte VVO-Vizepräsident und Wiener-Städtische-Chef Ralph Müller.
Das könne am besten über steuerliche Anreize passieren. Laut der Umfrage sind für jeden zweiten (51 Prozent) steuerliche Anreize ein wichtiger Grund für eine private Vorsorge. Der Verband schlägt eine Senkung der Versicherungssteuer für Lebensversicherungen - konkret eine Halbierung von derzeit 4 Prozent - vor sowie eine Reform des geförderten privaten Altersvorsorgeprodukts. Auch eine Indexierung des Freibetrags für die betriebliche Vorsorge von derzeit 300 Euro auf 1.200 Euro wäre mehr als überfällig, sagte der Verbandspräsident Rémi Vrignaud. Der Freibetrag sei seit den 1970er Jahren nicht mehr angepasst worden.
In anderen Ländern wie der Schweiz, den Niederlanden oder auch anderen nordischen Ländern würde sich die stärkere Fokussierung auf die betriebliche und private Vorsorge bereits seit langem bewähren. Für den österreichischen Staat würde eine intensivere Förderung der zweiten und dritten Säule zudem Spielräume schaffen, um ansonsten für Pensionen gebundene staatliche Mittel anderwertig zu verwenden, beispielsweise für die grüne Transformation, so Müller. Darüber hinaus würde mehr Geld für Kapitalmarktinvestitionen geschaffen.
Laut der Umfrage sorgen 41 Prozent aller Befragten privat für das Alter vor, die überwiegende Mehrheit macht dies über eine private Zusatzpension (76 Prozent). 29 Prozent sorgen hingegen nicht privat vor. Als Grund wird meist (37 Prozent) die mangelnde Leistbarkeit angeführt, auch das Fehlen steuerlicher Anreize (20 Prozent) ist aber ein Faktor. Das Marktforschungsunternehmen Unique Research hat zwischen Mai und Ende Juni 2024 im Auftrag des VVO 1.000 Österreicherinnen und Österreicher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrem Verständnis zum Thema Vorsorge befragt.