Eine 54-jährige Kärntnerin musste sich am Landesgericht Klagenfurt wegen des Vorwurfs der grob fahrlässigen Tötung verantworten, nachdem ein Nachbar, den sie angeblich mit dem Coronavirus infiziert hatte, verstarb. Der Prozess wurde aufgrund der Abwesenheit eines Zeugen, der im Urlaub war, erneut verschoben.
Eine 54-jährige Frau steht erneut vor dem Landesgericht Klagenfurt. Sie wurde schon letztes Jahr zu einer bedingten Haft von drei Monaten wegen der vorsätzlichen Gefährdung durch übertragbare Krankheiten verurteilt. Der Vorwurf der grob fahrlässigen Tötung eines Nachbarn durch Ansteckung wurde jedoch aufgehoben, da die Ansteckungsketten laut zweiter Instanz nicht ausreichend geprüft wurden.
Gerichtsmedizinisch wurde festgestellt, dass der Krebspatient an einer Lungenentzündung durch Covid starb. Ein virologisches Gutachten stellte eine Übereinstimmung der Virus-DNA aus den PCR-Proben der Angeklagten und des später Verstorbenen fest. Einzelrichterin Sabine Götz hat nun im aktuellen Prozess die Aufgabe, zwei mögliche Kontakte zwischen der Angeklagten und ihrem Nachbarn zu beleuchten, um Klarheit in die Sache zu bringen. Sie sollen sich am 15. und am 21. Dezember 2021 ereignet haben.
Nach der Verhandlung am Donnerstag stand aber weiterhin Aussage gegen Aussage: Sohn und Schwiegertochter des Verstorbenen sowie seine Ehefrau gaben an, dass es am 21. Dezember 2021 zu einem Kontakt im Stiegenhaus gekommen sei. Die Angeklagte sei in ihrer Tür im Flur des Mehrparteienhauses gestanden, der später Verstorbene ihr gegenüber. "Sie hat wirklich krank ausgesehen. Ich habe sie noch gefragt, ob sie Corona hat, das hat sie verneint und gesagt, sie hat nur eine Grippe", gab der Sohn an. Er habe sich große Sorgen gemacht, weil er gewusst habe, wie gefährlich eine Covid-Infektion für Krebspatienten sein könne.
Das bestritt die Angeklagte vehement: "An diesem Tag habe ich weder vom Bett aufstehen noch reden können, weil ich so krank war. Das kann also gar nicht so stattgefunden haben", sagte sie. Bereits an einem vorherigen Verhandlungstag hatte sie angegeben, eine Corona-Infektion sei für sie nie zur Debatte gestanden: "Für mich war klar, das ist eine Bronchitis, wie ich sie jedes Jahr im Winter habe." Ein neuer Verhandlungstermin, bei dem ein Arzt des Verstorbenen befragt werden soll, stand vorerst nicht fest.