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Österreich bei Finanzkompetenz bei PISA-Studie im Spitzenfeld

27-06-2024, 13:06

Die finanzielle Bildung österreichischer Jugendlicher liegt im Vergleich mit 15-Jährigen aus anderen Staaten der OECD über dem Durchschnitt. Dies offenbaren die Ergebnisse zum Bereich „Finanzkompetenz“ aus der PISA-Erhebung 2022, die am Donnerstag herausgegeben wurden.

Österreich hat sich zum ersten Mal an dem Abschnitt der Finanzkompetenz der internationalen Studie zur Vergleichsmessung beteiligt, an welcher insgesamt 20 Länder oder Partnerländer und -regionen der OECD mitgewirkt haben, einschließlich 11 Länder der EU.

PISA-Studie zu Finanzkompetenz: Österreich über OECD-Schnitt

In der Studie soll erhoben werden, ob Jugendliche die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten haben, um fundierte Finanzentscheidungen zu treffen. In sieben der 20 Länder haben die Jugendlichen bei den Finanzkenntnissen mehr Punkte erreicht als den OECD-Durchschnitt von 498 bzw. den EU-Schnitt von 497 Punkten. Die besten Ergebnisse erreichten Belgien (flämische Gemeinschaft, 527), Dänemark (521), Kanada (acht Provinzen, 519) und die Niederlande (517). Dahinter folgen Österreichs 15-Jährige mit 506 Punkten (Rang 6), die damit statistisch gesehen gleich gut abgeschnitten haben wie ihre Alterskollegen in Tschechien, Polen und den USA.

Finanzkompetenz bei 15-JŠährigen SchŸülerinnen und SchüŸlern, Punkteschnitt ausgewäŠhlter LäŠnder. ©APA

Ähnlich viele Jugendliche wie im Schnitt der übrigen Länder haben bei der Erhebung besonders gut bzw. besonders schlecht abgeschnitten: 13 Prozent haben in Österreich Spitzenergebnisse im Finanzwissen erreicht (OECD-Schnitt: 11). Diese Gruppe kann etwa die Konsequenzen von Finanzentscheidungen beschreiben und Finanzprodukte analysieren. 17 Prozent haben besonders geringe Kenntnisse (OECD-Schnitt: 18) und können gerade einmal einfache Entscheidungen zu ihren täglichen Ausgaben treffen, können aber etwa kein Preis-Leistungsverhältnis abwägen oder den Zusammenhang zwischen Höhe eine Verbrauchs und entstandenen Kosten verstehen. Die Größenordnung entspricht in etwa dem Anteil besonders schwacher Schüler beim PISA-Testteil Deutsch oder Mathematik.

Finanzkompetenz: Familiäre Herkunft hat starken Einfluss auf Wissen

Und auch beim Finanzwissen hat in Österreich die familiäre Herkunft einen besonders starken Einfluss: Rund 100 Punkte beträgt der Leistungsunterschied zwischen Schülern mit wohlhabenden, hochgebildeten Eltern und sozioökonomisch benachteiligten Jugendlichen. Das ist signifikant mehr als im OECD-Schnitt (87). Migrationshintergrund sorgt in Österreich mit 63 Punkten für einen doppelt so großen Leistungsunterschied als im Schnitt der Vergleichsländer, der Leistungsrückstand von Schülern mit einer anderen Umgangssprache ist mit 72 Punkten der größte unter allen untersuchten Ländern. Ein guter Teil lässt sich dabei auf soziale Unterschiede zurückführen.

Vergleichsweise gering fallen die Geschlechterunterschiede aus: Burschen haben im Schnitt 8 Punkte mehr erreicht als Mädchen, sie erzielten auch öfter Spitzenergebnisse (16 gegenüber 11 Prozent). Im Länder-Schnitt erreichten Burschen um fünf Punkte mehr, wobei in acht der 20 an der Studie beteiligten Länder Mädchen sogar besser abgeschnitten haben.

Bildungsminister Polaschek sieht in ausgewählten Bereichen Verbesserungspotential

Im begleitenden Fragebogen haben sechs von zehn der rund 1.600 Testteilnehmerinnen und -teilnehmer aus Österreich angegeben, dass sie in der Schule den Umgang mit Geld lernen. Zwei Drittel berichten, dass im Unterricht etwa Werbung analysiert, der Unterschied zwischen Ausgaben für Bedürfnisse oder Wünsche oder die Planung von Ausgaben besprochen wurde. Bei der Abfrage von 16 Finanzbegriffen (u.a. Lohn, Budget, Diversifikation, Dividende) kannten heimische Jugendliche immerhin bei acht die Bedeutung. Nur in den Niederlanden waren es mehr, nämlich neun.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) ortete trotz der überdurchschnittlichen Ergebnisse "ganz klar auch Verbesserungspotenzial in ausgewählten Bereichen". Deshalb werde bei den neuen Lehrplänen ein besonderer Fokus auf Wirtschafts- und Finanzbildung gelegt, die zudem fächerübergreifend Thema im Unterricht sein sollen. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen soll noch mehr vor allem für leistungsschwächere Jugendliche getan werden, betonte die Chefin der Sektion für Allgemeinbildung und Berufsbildung Doris Wagner bei einem Hintergrundgespräch. Gerade bei Schülern aus Elternhäusern mit wenig Bildung und Geld wolle man mit einer Vertiefung der Grundbegriffe eine gute Basis für deren Finanzwissen legen.

NEOS wollen Wirtschafts- und Finanzbildung stärker in Unterricht einbauen

Auch NEOS und Industriellenvereinigung (IV) verlangen mehr Augenmerk auf sozial benachteiligte Gruppen. Die nächste Regierung müsse besonderes Augenmerk auf faire Chancen für alle Kinder und Jugendlichen legen, forderte Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. Außerdem müsse sie Wirtschafts- und Finanzbildung und Entrepreneurship noch viel stärker in den Unterricht einbauen und Lehrkräfte dementsprechend gut ausbilden. Für die IV sind Wirtschafts- und Finanzbildung ist als Teil der Grundbildung "dringend zu stärken", appellierte Generalsekretär Christoph Neumayer. Das Aktienforum, die Interessenvertretung der heimischen börsennotierten Unternehmen, forderte eine Überarbeitung der Unterrichtsmaterialien und bessere Weiterbildungsangebote für Lehrer. Aus Umfragen wisse man, dass das Interesse der Jugend am Thema groß sei. Die Politik hinke hier hinterher.

(APA/Red)

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