Bei der EU-Wahl 2024 gab es für die FPÖ ein deutliches Plus in fast allen österreichischen Gemeinden, während die ÖVP landesweit Verluste hinnehmen musste. Auch kleinere Parteien wie NEOS, KPÖ und die Liste DNA konnten in vielen Gemeinden Zuwächse verzeichnen. Die Hochburgen im Überblick.
Das Gesamtergebnis bei der vom Sonntag spiegelt sich auch in den Gemeindeergebnissen wider. Der Wahlsieger FPÖ, der insgesamt um 8,53 Prozentpunkte zulegen konnte (vorl. Ergebnis exkl. restliche Wahlkarten), verzeichnete in 2.103 der insgesamt 2.115 Gemeinden ein Plus. Stärkste Partei waren die Blauen in 673 der Gemeinden. Die ÖVP, die ein sattes Minus von 9,82 Prozentpunkten einfuhr, verzeichnete in 2.107 Gemeinden ein Minus.
FPÖ legte in fast allen Gemeinden zu, VP verlor fast überall
Am stärksten war die FPÖ in der Tiroler Kleinstgemeinde Spiss mit 70 Prozent Stimmenanteil, wobei dort insgesamt nur 20 Personen ihre Stimme abgegeben haben. In der auf 1.628 Metern Seehöhe höchstgelegenen Gemeinde Österreichs konnten die Freiheitlichen ein Plus von 59,66 Prozentpunkten verzeichnen. Das war auch die einzige Gemeinde, in der es für die Freiheitlichen mehr als 60 Prozent Stimmenanteil gab. Die ÖVP verlor dort 39 Prozentpunkte und kam auf nur mehr 30 Prozent. Mehr als 50 Prozent erreichte die FPÖ in sechs Gemeinden. In 82 Gemeinden erhielt sie mehr als 40 Prozent, in 804 mehr als 30 Prozent.
Ein Minus setzte es in nur zwölf Gemeinden. Leer ging die FPÖ in nur einer Gemeinde aus - nämlich in der Kleinstgemeinde Gramais (minus 4,76 Prozentpunkte). Den größten Verlust fuhr sie in Großhofen ein, wo das Minus 8,35 Prozentpunkte betrug (Ergebnis: 9,3 Prozent).
96 Prozent für ÖVP in Gemeinde Gramais
Die ÖVP, die mit den 9,82 Prozentpunkten Minus einen historischen Verlust einfuhr und knapp hinter der FPÖ auf Platz zwei landete, verlor zwar in 2.107 Gemeinden Stimmenanteile, blieb aber in 1.173 stimmenstärkste Partei; sie konnte auch in allen Gemeinden punkten. In 974 Gemeinden erzielte die Partei weniger als 30 Prozent. Am schwächsten schnitt die Volkspartei in Golling an der Erlauf ab, mit nur 7,29 Prozent (minus 7,48 Punkte). Den größten Verlust fuhr sie in der neuen blauen Rekord-Gemeinde Spiss ein, wo das türkise Minus 38,97 Prozentpunkte betrug (Ergebnis: 30 Prozent). In nur acht Gemeinden gab es Stimmenzuwächse.
Mehr als 80 Prozent waren für die Volkspartei in einer Gemeinde zu erreichen und zwar in Gramais, wo sie auf 96,15 Prozent (+10,44) kam. Den größten Stimmenzuwachs erzielte die ÖVP in Glinzendorf mit +11,49 Prozentpunkten, sie kam dort auf 52,59 Prozent.
Tschanigraben stimmenstärkste Gemeinde für SPÖ
Das Stagnieren der SPÖ (auf niedrigem Niveau mit minus 0,66 Prozentpunkten bei einem Gesamtergebnis von 23,23 Prozent) zeigte sich auch darin, dass die Partei in 1.107 Gemeinden zulegen konnte und gleichzeitig in 1.002 Gemeinden Stimmen abgeben musste. In nur 276 der Gemeinden war die Sozialdemokratie stärkste Partei. Stimmenstärkste Gemeinde war Tschanigraben mit 62,16 Prozent, das aber bei einem Minus von 6,26 Prozentpunkten. Den größten Stimmenzuwachs erzielte die SPÖ in Mils bei Imst mit 15 Prozentpunkten, sie kam dort auf 22,76 Prozent. In vier Gemeinden ging die SPÖ leer aus (Namlos, Pfafflar, Großhofen und Spiss). Den größten Verlust fuhr sie in Schandorf ein, wo das Minus 21,02 Prozentpunkte betrug (Ergebnis: 22,78 Prozent).
Wiener Bezirke Neubau und Mariahilf erneut Grüne Hochburgen
Die Grünen, die insgesamt ein Minus von 3,34 Punkten hinnehmen mussten und bei 10,74 Prozent zu liegen kamen, konnten in nur 388 Gemeinden zulegen. In 1.725 Gemeinden verloren sie Stimmenanteile. Stärkste Partei war die Öko-Partei in nur zwei Gemeinden, nämlich in Wien-Neubau mit 30,51 Prozent (-6,49) und Wien-Mariahilf mit 26,51 Prozent (-5,7). Die 23 Wiener Gemeindebezirke werden jeweils als eigene Gemeinde ausgewiesen, da sie auch von Seiten der Wahlbehörde als Gemeinde behandelt werden. Den größten Stimmenzuwachs erzielten die Grünen in Namlos mit 6,9 Prozentpunkten, wo sie bisher überhaupt keine Stimmen hatten. In zwei Gemeinden blieben sie komplett ohne Zustimmung (Gramais und Spiss).
NEOS bei EU-Wahl in keiner Gemeinde auf Platz eins
Die NEOS konnten gesamt um 1,50 Prozentpunkte zulegen (auf 9,94 Prozent). Das Plus spiegelt sich auch darin wider, dass die Pinken in 1.601 Gemeinden Stimmenzuwächse erzielten. In sechs Gemeinden kamen die NEOS auf mehr als 20 Prozent. Auf Platz eins schafften es die Liberalen aber nirgendwo. Stimmenstärkste Gemeinde war die Vorarlberger Gemeinde Lech mit 22,06 Prozent (+2,93). Den größten Stimmenzuwachs erzielten die NEOS in Andlersdorf, wo sie von null auf 18,6 Prozent zulegten. In 506 Gemeinden gab es ein pinkes Minus, in vier Gemeinden gingen die NEOS leer aus (Namlos, Pfafflar, Gramais, Spiss).
KPÖ und Liste DNA ebenfalls mit deutlichen Zuwächsen
Die KPÖ, die wie auch die Liste DNA den Einzug ins EU-Parlament verpasste, konnte dennoch deutlich zulegen, nämlich um 2,11 Prozentpunkte auf 2,91 Prozent. Folgerichtig verzeichnete die Partei in nahezu allen Gemeinden (in 2.047 der 2.115) ein Plus. Dass die Bäume dennoch nicht in den Himmel wachsen, zeigt der Umstand, dass die Kommunisten in nur 18 Gemeinden auf mehr als fünf Prozent Stimmenanteil kamen. Vier davon betrafen Wiener Bezirke, auch in Graz kam die KPÖ mit 6,78 Prozent über die Fünf-Prozent-Marke. Die stärksten Ergebnisse abseits Wiens betrafen Salzburg-Stadt (6,15 Prozent), Fischamend (5,70), Mürzzuschlag (5,45) und Knittelfeld (5,29). Verluste gab es in nur 41 Gemeinden, in 37 Gemeinden gingen die Kommunisten leer aus.
Erstmals angetreten war die coronamaßnahmenkritische Liste DNA, die mit 2,71 Prozent an der Vier-Prozent-Hürde scheiterte. Sie konnte in 117 Gemeinden mehr als fünf Prozent erzielen. Stimmenstärkste Gemeinde war die Kleinstgemeinde Kaisers im Tiroler Lechtal mit 25,81 Prozent.