Die Lage in Teilen Österreichs war nach den schweren Unwettern in der Nacht auf Sonntag weiterhin dramatisch.
In der Steiermark gingen zwar keine schweren Gewitter mehr nieder, dennoch waren vor allem der Norden des Bezirkes Graz-Umgebung sowie der oststeirische Bezirk Hartberg-Fürstenfeld stark betroffen. Im Südburgenland war ein Mann vermisst. Die Wiener Städtische Versicherung rechnete mit einer Schadenssumme von rund fünf Millionen Euro.
Damm brach bei Rauchwart
Bei Rauchwart (Bezirk Güssing) brach beim Stausee unterdessen ein Damm, berichtete das Landesmedienservice - die Bezirksverwaltungsbehörde kläre ab, ob evakuiert werden muss, hieß es. Die Strem dürfte aber laut Prognosen wieder zurückgehen. Insgesamt wurden seit Samstagnachmittag im Burgenland rund 1.800 Feuerwehreinsätze gezählt. Ausgerückt sind 194 Feuerwehren mit rund 3.800 Mitgliedern sowie acht Zügen des Katastrophenhilfsdienstes. Seit Sonntagmittag werden sie durch einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres unterstützt.
Im Bezirk Oberwart spitzte sich die Situation ab Samstagabend zu. Flüsse traten über ihr Ufer, in Wiesfleck und dem Ortsteil Schreibersdorf etwa wurden ganze Straßenzüge unterspült, Brücken weggerissen oder Häuser massiv überschwemmt, schilderte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Montag bei einer Pressekonferenz im Bezirksvorort. Auch in Unterschützen sei die Situation "ganz dramatisch" gewesen. Das Ereignis übertreffe das Ausmaß eines hundertjährigen Hochwassers "bei weitem". Um die Feuerwehren bei ihrer Arbeit zu unterstützen, zumal auch Brücken weggespült wurden, habe er daher dann um eine Assistenzleistung des Bundesheeres angesucht - dieses ist aktuell mit 250 Personen im Einsatz. Aufgabe der Politik sei nun, eine rasche Schadensabwicklung zu ermöglichen.
Situation in der Steiermark hätte sich noch einmal verschärfen können
In der Steiermark hätte sich die Situation noch einmal verschärfen können. "Wir hatten auch Riesenglück", sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Harald Eitner, am Montag zur APA. Am Sonntagabend habe sich "eine Superzelle" eines Gewitters aufgebaut. Diese regnete aber über dem Bergland weitgehend ab und erreichte den schwer getroffenen Raum Hartberg nur geschwächt.
Mit Stand Sonntagabend waren in der Steiermark rund 2.500 Einsatzkräfte mit dem Stabilisieren und Abarbeiten von Schadstellen beschäftigt. Die Landesleitzentrale der Feuerwehr meldete über 300 unwetterbezogene Einsätze. Dass es nur wenig regnete, nützte den Helfern. "Allerdings: Die Böden sind derartig übersättigt, in Wahrheit ist jeder Tropfen zu viel", sagte Eitner. Es gebe im Moment noch sehr viele Gefahrenmomente durch Hangrutschungen und Hochwasser führende Gewässer. Besonders betroffen seien nach wie vor der Norden des Bezirkes Graz-Umgebung sowie der oststeirische Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Dort sahen sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Landeshauptmann Christopher Drexler (beide ÖVP) am Montag zu Mittag die Lage an Ort und Stelle an.
Man habe noch kein ganz vollständiges Lagebild der Schäden, sagte Eitner weiters. In Übelbach seien noch 45 Personen in ihren Häusern abgeschnitten. Diese seien zwar noch gut versorgt, aber die Verbindungen müssten wieder hergestellt werden. In Übelbach ist die Wasserversorgung noch nicht zu hundert Prozent wiederhergestellt, das gelte auch für Deutschfeistritz, beide im Bezirk Graz-Umgebung. Seitens der Holding Graz hieß es, dass das Trinkwasser in St. Radegund und am Schöckl zur Zeit nicht genusstauglich und von der Gemeinde bis auf weiteres gesperrt worden sei. Die Zufahrt zur Schöckl-Seilbahn war nach wie vor nur erschwert über Ebersdorf aus Mariatrost kommend möglich. Die Zufahrt über Andritz und Weinitzen ist nicht möglich.
Katastrophe für die Gemeinde St. Radegund
Die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung stellte unterdessen auch die Katastrophe für die Gemeinde St. Radegund fest. Davor war der Katastrophenfall bereits für die Gemeinden Deutschfeistritz, Übelbach, Eggersdorf, Kumberg und Weinitzen ausgerufen worden. Die Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld hat aufgrund mehrerer stark betroffener Gemeinden den Katastrophenfall für den gesamten Bezirk ausgerufen. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld war das Bundesheer mit 35 Soldaten im Einsatz, diese entfernten Verklausungen und bauten Behelfsbrücken.
In Tirol waren vor allem in Teilen der Bezirke Kufstein und Kitzbühel im Unterland schwere Unwetter niedergegangen. Landesweit wurden die Feuerwehren bis zum späten Abend zu insgesamt 124 Einsätzen gerufen, von denen einige noch am Laufen waren.
248 Einsätze nach Unwettern verzeichneten die Feuerwehren am Sonntag in Niederösterreich. Davon entfielen alleine 143 Alarmierungen auf den Bezirk Baden. Im Bezirk Bruck an der Leitha wurden 73 Einsätze verzeichnet, sagte Klaus Stebal, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, am Montag zur APA. Die Helfer mussten etwa überflutete Keller auspumpen und Straßen reinigen. Überschwemmt wurde unter anderem der Eingangsbereich des Casinos Baden. Das Wasser wurde rasch abgepumpt.
Genaue Schadenszahlen gab nach dem Unwetter gab es Montag es noch keine. Die Wiener Städtische Versicherung rechnete aber in einer Aussendung mit Schäden von rund fünf Millionen Euro.