Nach einer Rezession der heimischen Wirtschaft im Jahr 2023 erwartet die Österreichische Nationalbank (OeNB) dieses Jahr nur eine geringfügige Besserung der Wirtschaftslage Österreichs. Das Wachstum wird mit 0,3 Prozent prognostiziert. Die Inflation soll deutlich sinken.
In den letzten Quartalen hat sich die wirtschaftliche Dynamik merklich erholt, erklärte Gerhard Fenz, der Leiter der Abteilung Wirtschaftsbeobachtung der OeNB, am Freitag bezüglich der kurzfristigen Wirtschaftsprognose. Die in diesem Jahr nur langsame Erholung wird vorrangig auf die Industrie und den Bau zurückgeführt. "Diese Sektoren zeigen sich in Bezug auf die Wachstumsschwäche besonders hartnäckig", erläuterte Fenz. Besser entwickle sich hingegen der Dienstleistungssektor, in dem sowohl die Situation als auch die Stimmung signifikant besser sind.
OeNB-Prognose: Heimische Wirtschaft erholt sich nur schleppend
Für das heurige Jahr dürfte dennoch nur ein kleines Plus übrig bleiben. "Historisch sehr ungewöhnlich wird der wichtigste Impuls für den Aufschwung vom privaten Konsum kommen", so der Ökonom weiter. Für heuer sieht die OeNB beim privaten Konsum einen Zuwachs von 1,5 Prozent (2023: minus 0,2 Prozent). Dieser werde von einem starken Anstieg der Reallöhne getrieben. Der heuer erwartete Anstieg von real 3 Prozent bei den privaten Haushaltseinkommen "ist der höchste Zuwachs, den wir in den letzten 20 Jahren beobachten konnten", sagte Fenz. Die Pandemiejahre seien in dieser Rechnung allerdings ausgeklammert.
Prognose bis 2026, Wirtschaftswachstum, Privatkonsum, Inflation, Arbeitslosenrate, Budgetsaldo
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Für den Zuwachs bei den Einkommen seien vor allem der Rückgang der Inflation sowie verzögerte Inflationsabgeltungen bei diversen Einkommenskomponenten verantwortlich. Zudem stiegen Sozialleistungen - darunter fallen auch Pensionen - deutlich an. Zusätzlich zum privaten Konsum unterstützen auch die Exporte das Wirtschaftswachstum 2024, die Erholung sei hier jedoch verhalten. Bei den Bruttoanlageinvestitionen werden dagegen weiter Rückgänge gesehen. Vor allem Investitionen in Ausrüstung und Wohnbau würden von hohen Finanzierungskosten und schlechten Gewinnerwartungen gedrückt, teilte die Nationalbank am Freitag mit.
Wirtschaft wächst laut OeNB ab 2025 stärker
Für die beiden kommenden Jahre rechnet die OeNB mit einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums, und zwar auf plus 1,8 Prozent (2025) und plus 1,5 Prozent (2026). Für 2025 sieht Fenz den "Konjunkturhöhepunkt" in diesem Zyklus. "Der Aufschwung wird an Breite gewinnen, das Konsumwachstum wird sich nochmal beschleunigen", so Fenz. Aber auch Exporte und Investitionen würden dann wieder kräftiger wachsen, Zweitere vor allem aufgrund wieder günstigerer Finanzierungsbedingungen. Die Baukonjunktur werde zudem von dem von der Regierung beschlossene Baupaket gestützt. Aufgrund stark gestiegener Lohnstückkosten und einer damit etwas abgeschwächten preislichen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs werde das Wachstum bei den Exporten jedoch etwas hinter der Nachfrage liegen. 2026 soll das Wachstum dann wieder etwas zurückkommen - mit 1,5 Prozent liege die Prognose aber immer noch über Potenzial. "Insgesamt erwarten wir also - wenn auch etwas verzögert - eine recht kräftige Konjunkturbelebung", sagte Fenz.
OeNB erwartet deutllichen Rückgang der Inflation
Für die Inflation erwartet die Nationalbank heuer und in den kommenden Jahren wieder eine deutliche Annäherung an das von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebte Niveau von 2 Prozent. Der nach europäischen Standards gemessenen harmonisierte Inflation (HVPI) dürfte sich heuer laut OeNB-Prognose auf 3,4 Prozent halbieren, nach einer Rate von 7,7 Prozent im Jahr 2023. Beitragen könnten zu diesem Rückgang vor allem die niedrigeren Energiepreise, aber auch eine flachere Preisentwicklung bei Industriegütern (ohne Energie) und bei Nahrungsmitteln, sagte Birgit Niessner, Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Volkswirtschaft.
Dass es keinen stärkeren Rückgang gebe, sei einem hohen Lohnwachstum geschuldet. Damit reduziere sich auch der Abstand zur durchschnittlichen Teuerung im Euroraum nur schrittweise. Auch Dienstleistungen leisteten nur einen minimalen Beitrag zum Rückgang der Inflation. Nach wie vor trügen vor allem die Preise in der Gastronomie, aber auch Mieten, stark zur Inflationsentwicklung in Österreich bei, so Niessner.
In den beiden kommenden Jahren sollte sich die Inflation dennoch weiter einbremsen und so die Konjunkturerholung unterstützen. Die OeNB prognostiziert weitere Rückgänge bei der Teuerungsrate auf 2,7 Prozent (2025) bzw. 2,5 Prozent (2026). Im gesamtem Prognosezeitraum liege die Kerninflation - bei dieser Rate sind Preise für schwankungsanfällige Kategorien wie Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert - aber über der HVPI-Inflationsrate, schreibt die Nationalbank.
Nur leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet
Der Arbeitsmarkt werde sich im Zeitraum 2024 bis 2026 insgesamt robust entwickeln. Das Lohnwachstum habe Anfang 2024 seinen Höhepunkt erreicht, nun wird wieder ein Rückgang entsprechend der rollierenden Inflation erwartet. Für heuer wird noch ein leichter Anstieg der Arbeitslosenrate von 6,4 Prozent (2023) auf 6,7 Prozent gesehen, gefolgt wird dieser jedoch voraussichtlich wieder von Rückgängen auf 6,5 Prozent (2025) und 6,3 Prozent (2026).