In Österreich übernehmen nach wie vor überwiegend Mütter den größten Teil der Karenz, nur ein kleiner Anteil der Elternpaare gestaltet die Karenzzeit paritätisch.
Um die Väterbeteiligung bei der Elternkarenz zu steigern und attraktiver zu gestalten, setzt sich die Arbeiterkammer (AK) ein. Sie möchte sowohl politische als auch betriebliche Maßnahmen initiieren. Die AK plädiert für eine verbesserte Aufklärung durch die Regierung bezüglich der Karenzoptionen und fordert eine Verdopplung des Partnerschaftsbonus.
AK: Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Väter schwieriger geworden
Halbe-Halbe ist immer noch die Ausnahme in Österreich. Laut dem Wiedereinstiegsmonitoring, dass L&R Sozialforschung für die Arbeiterkammer erstellt hat, haben sich Eltern im Jahr 2019 bei 8 Prozent der Geburten die Karenz zumindest im Ausmaß 60 zu 40 Prozent aufgeteilt. Immerhin war das eine Steigerung zum Jahr 2016, als es bei nur 3 Prozent der Geburten eine derartige Aufteilung gab. Stärker genutzt wird der "Papamonat", 2021 haben diesen bereits 9,4 Prozent aller Väter in Anspruch genommen.
Dennoch: "Für Väter ist es wieder schwieriger geworden, Beruf und Familie zu vereinbaren", sagte Eva-Maria Burger, Leiterin der Abteilung Frauen & Familie der AK. Nachdem sich in den ersten zehn Jahren des Monitorings der Anteil der Väter an allen Kinderbetreuungsgeld-Beziehern verdoppelt habe, sei er zuletzt wieder zurückgegangen. Der Höchststand war 2017 mit 15.095 Männern, die diese Leistung beziehen, gemessen worden. 2021 waren es nur noch 11.718 Männer, die Kinderbetreuungsgeld bezogen. Damit sei man auf den Stand von 2012 zurückgefallen, so Burger. Mitschuld daran sei die Coronakrise, die traditionelle Geschlechter-Rollenbilder verstärkt habe.
Unternehmen und Politik erschweren Väterbeteiligung bei Elternkarenz
Bei 82 Prozent der Paare gehe nur die Frau in Karenz, der Vater nutze weder sein Recht auf Karenz noch auf Kinderbetreuungsgeld. Dabei wäre eine Halbe-Halbe-Aufteilung bei der Karenz besonders wichtig für den Wiedereinstieg der Frauen. Seit der Pandemie haben sich die Zuwachsraten beim Wiedereinstieg von Frauen beim zweiten Geburtstag des Kindes laut dem Monitoring jedoch stark verlangsamt.
Sowohl Unternehmen als auch Politik würden die gerechte Aufteilung der Kinderbetreuungszeiten erschweren. Manche Betriebe würden Väter unter Druck setzen, gar keine oder nur eine kurze Auszeit für Kinder zu nehmen. Darüber hinaus gebe es Fälle, in denen die Väter nach der Rückkehr aus der Karenz auf das berufliche Abstellgleis gestellt werden. Das zeige die Erfahrung aus der Arbeitsrechtsberatung.
AK fordert von Politik Maßnahmen für mehr Väterbeteiligung bei Elternkarenz
Führungskräfte in Unternehmen müssten die Einstellung ändern, dass das Kind der Frau und der Mann dem Betrieb gehöre, sagte Alexander Tomanek, Jurist in der AK Arbeitsrechtsberatung. Es brauche mehr Karenz-Beratung für Frauen und für Männer, denn viele wüssten gar nicht über ihre Möglichkeiten Bescheid. So wüssten Viele zum Beispiel nicht, dass beide Elternteile gleichzeitig in Elternteilzeit gehen können. Dabei sei das eine gute Möglichkeit, um sowohl Mutter als auch Vater rasch wieder ins Berufsleben zu bringen und langfristig ein stabileres Einkommen zu sichern.
Seitens der Politik brauche es daher eine Infokampagne über die Möglichkeiten, wie Eltern die Karenz und Kinderbetreuung unter sich aufteilen können. Weiters plädiert die AK für eine Verdoppelung des Partnerschaftsbonus. Diesen bekommen Eltern, die ihre Karenz annähernd Halbe-Halbe aufteilen. Bisher waren es 500 Euro je Elternteil, die AK will den Betrag auf 1.000 Euro je Elternteil erhöhen. Darüber hinaus schlägt Burger vor, den Mindestanteil des Kinderbetreuungsgeldes für Väter zu erhöhen sowie Halbe-Halbe bei den Eltern mit einem zusätzlichen Bonus von 350 Euro je Elternteil zu attraktivieren. Auch ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes wird von der AK gefordert.
Väterbeteiligung bei Elternkarenz: ÖGB unterstützt AK-Forderungen
Unterstützt wird die AK in ihren Forderungen vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Die geforderten Verbesserungen würden positiv auf die Gleichstellung von Frau und Mann wirken und die unbezahlte Arbeit besser verteilen. "Es schaut aber so aus, als ob die Arbeitgeber und auch die Regierung kein Interesse daran hätten" beklagte die ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann in einer Aussendung die fehlende Umsetzung des von der AK und dem ÖGB vorgeschlagenen Familienarbeitszeitmodells. Das Konzept liege auf dem Tisch, die Regierung bleibe jedoch untätig und konfrontiere Eltern dagegen mit "Teilzeit-Bashing", so Schumann.