Wer in Teilzeit arbeitet, muss trotzdem oft mehr Stunden leisten, als vertraglich vorgesehen. Dem will die Gewerkschaft GPA nun einen Riegel vorschieben.
Nicht zuletzt im Streit mit der Industriellenvereinigung (IV) und der ÖVP, die wollen, dass mehr gearbeitet wird. Die GPA kontert nun mit der Forderung nach einem Rechtsanspruch für Teilzeitbedienstete, ihre Arbeitszeit aufstocken zu können, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Freitag.
Teiber: Drittel der Teilzeitkräfte würden gerne mehr arbeiten
"Wir fordern von Arbeitsminister Kocher (Martin, ÖVP, Anm.), dass es ab jetzt einen Rechtsanspruch gibt, wenn Kolleginnen drei Monate hindurch mehr als zwölf Mehrarbeitsstunden im Monat leisten, dass ihre Arbeitsstunden in den Arbeitsverträgen aufgestockt werden", sagte GPA-Chefin Barbara Teiber. Aufgestockt würde dann die Anzahl der Stunden, die regelmäßig mehr gearbeitet werden.
Rund ein Drittel der Teilzeitkräfte würden gerne mehr arbeiten, schätzt die Gewerkschafterin. "Im Einzelhandel ist es Usus bis zu Filialleitern und Stellvertreter, dass nur 32-Stunden-Jobs angeboten werden. Da haben wir viele Kolleginnen die sich seit langer Zeit Arbeitsverträge mit einer höheren Stundenanzahl oder einer Vollzeitanstellung wünschen", sagte Teiber.
Für viele Arbeitgeber sei es aber günstiger, Teilzeitverträge anzubieten und die Mehrstunden aufzuzahlen, kritisiert die Chefin der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Es brauche eine Änderung im Arbeitsrecht, denn freiwillige Betriebsvereinbarungen würden nicht reichen.
Bei der Forderung handelt es sich um die gewerkschaftliche Antwort auf die kürzliche Forderung der IV, die wegen eines Arbeitskräftemangels eine 41-Stunden-Woche vorgeschlagen hatte. ÖVP-Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher wiederum hatte einen Aufschrei ausgelöst, als er meinte, dass jene, die weniger arbeiten, weniger Sozialleistungen bekommen, damit mehr Vollzeit gearbeitet werde.
GPA fordert Rechtsanspruch auf Stunden-Aufstockung
"Dann sollen die Herren in der Politik und auch in der Wirtschaft, die von Teilzeitbestrafung reden, wirklich auch ermöglichen rechtlich, dass die Kolleginnen einen Anspruch haben, ihre Stunden aufzustocken", so Teiber. Doch dafür kam von Kocher laut dem Ö1-Beitrag bereits eine Absage, er ist "gegen einen Rechtsanspruch auf Mehrarbeit", habe der Politiker ausrichten lassen. Denn Arbeitgeber seien ohnehin verpflichtet Teilzeitkräfte zu informieren, wenn Jobs mit mehr Stunden frei werden.
"Sich über die hohe Teilzeitquote zu beschweren ohne mehr Vollzeit zu ermöglichen, ist einfach zu wenig", konstatierte Teiber in einer Aussendung. "Es braucht endlich Lösungen, die sowohl den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als auch den wirtschaftlichen Realitäten gerecht werden." Und: "Wir stehen vor einer Wende im Verständnis von Arbeitsbedingungen." Es sei essenziell, dass wir Arbeitsverhältnisse schaffen, die gesundheitliche Risiken minimieren und gleichzeitig die Effizienz und Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen. Was es ganz sicher nicht braucht, sind 41-Stunden-Fantasien oder Angriffe auf Teilzeitbeschäftigte, wie sie jüngst von der Industriellenvereinigung ventiliert wurden."