Eine aktuelle Studie in Österreich zeigt, dass 93 Prozent der Lkw-Fahrer auf Autobahnen regelmäßig die Tempolimits überschreiten, was sowohl die Umwelt als auch die Sicherheit im Straßenverkehr gefährdet.
Lkw-Fahrer in Österreich scheinen es mit Tempolimits nicht so genau zu nehmen. Laut einer Studie der Technischen Universität Graz und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) überschreiten 93 Prozent auf Autobahnen die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h regelmäßig. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag plädierte die Arbeiterkammer, Auftraggeberin der Studie, für die Einhaltung korrekter Tempos - das käme Umwelt und Fahrern zugute.
"Nicht zuletzt aufgrund mangelnder Kontrollen der Frächter erinnert die Situation im Straßengüterverkehr oft mehr an einen Wilden Westen [...]", sagte Lukas Oberndorfer, AK-Abteilungsleiter Umwelt und Verkehr. Einen Grund für die gängigen Überschreitungen sieht er im vermeintlichen Sozialdumping. "Immer wieder recherchieren wir, dass es in diesem Bereich immer noch eine Bezahlung nach gefahrenen Kilometern gibt". Das dränge Lkw-Fahrer zum Gesetzesbruch.
Eine Senkung der mittleren Geschwindigkeit um fünf Prozent, so KFV-Mitarbeiter Klaus Robatsch, würde bedeuten, "dass wir um zehn Prozent weniger Unfälle mit Personenschaden hätten, dass wir um 17 Prozent weniger Unfälle mit Schwerverletzten hätten und um 25 Prozent weniger Getötete". Langsameres Fahren bedeute auch weniger Staus.
Die Messungen würden belegen, dass die eingebauten Geschwindigkeitsbegrenzer "auf eine deutlich höhere Geschwindigkeit" eingestellt sind, als die offiziellen Angaben. Eine von den Behörden praktizierte Straftoleranz führe nämlich zu keinen Strafen, wird das Tempolimit um fünf bis zehn Kilometer pro Stunde überschritten. Lukas Oberndorfer spricht indes von Manipulationen der Begrenzer-Software, da 15 Prozent der Lkw sogar mit 90 bis 100 Kilometer pro Stunde über die Autobahnen fahren würden.
Eine Reduktion der realen Lkw-Geschwindigkeiten auf Autobahnen auf die gesetzlich vorgeschriebenen 80 Kilometer pro Stunde könnte der Studie zufolge die CO2-Emissionen um 200 Tonnen jährlich verringern beziehungsweise indirekte Emissionskosten von rund 29 Millionen Euro einsparen. Bei Treibhausgasen sei Verkehr insgesamt "der einzige Sektor, wo seit 1990 keine Reduktion gelungen ist". Die Einhaltung von Tempo 80 sei im Vergleich ein schnelle Maßnahme für weniger CO2. Aber auch Lärm könne so tagsüber um 15 und nachts um 44 Prozent sinken.