Seit damals gibt es systematische Analysen von Tornado-verdächtigen Sturmschäden. Die jährlichen Schwankungen sind allerdings groß. Während es etwa 2008 keinen bekannten Fall gab, kamen 2004 und 2023 gleich sieben vor.
Seit damals gibt es systematische Analysen von Tornado-verdächtigen Sturmschäden. Die jährlichen Schwankungen sind allerdings groß. Während es etwa 2008 keinen bekannten Fall gab, kamen 2004 und 2023 gleich sieben vor.
Im Vorjahr betroffen waren vor allem Niederösterreich mit vier Vorfällen in Weitersfeld, Ziersdorf, Großriedenthal und Bergern im Dunkelsteinerwald sowie Oberösterreich im Bezirk Braunau. In den Bezirken Linz-Land und Steyr und bei dem Vorfall in der Stadt Salzburg war eine Kombination aus Fallwinden und Tornados feststellbar. Fallwinde haben großflächigere, schwächere diffusere Schadensfelder mit weitgehend einheitlichen Fallrichtungen, wie die Geosphere erläuterte. Bei Tornados gibt es kleinräumigere, intensive, scharf abgegrenzte Schadensspuren mit oft unterschiedlichen Fallrichtungen.
Den größten Schaden in Österreich gab es am 10. Juli 1916: Ein Tornado richtete in einem Gebiet von 20 Kilometern Länge und 600 Metern Breite eine Schadensspur durch die nördlichen Vororte von Wiener Neustadt an. Dabei wurden mehr als 150 Gebäude beschädigt oder zerstört. Es gab mindestens 34 Tote und mehr als 300 Verletzte. Bei den meisten Opfern handelte es sich um russische Kriegsgefangene am Gelände des Flugplatzes und der Kaserne. Das Ereignis gilt als eine der tödlichsten bekannten Tornado-Katastrophen in Europa.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Schadensspuren von Tornados allerdings maximal wenige Kilometer lang und üblicherweise nur über zehn bis hin zu wenigen hundert Metern breit. Tornados bringen zwar die stärksten bekannten Winder auf der Erde hervor, betreffen aber nur sehr kleine Flächen. Die Gefährdung in Österreich und Europa ist nur sehr gering. Über längere Zeiträume betrachtet, fordern andere Unwetter - wie Sturm, Hochwasser, Murenabgänge, Schadenslawinen sowie Hagel und Dürre - mindestens zehn Mal höhere Personenschäden und mindestens tausend Mal höhere Sachschäden.
Anders als der Großteil von Gewitterstürmen, die durch Fallwinde von Niederschlag und daraus gekühlter Luft entstehen, sind Tornados eine extrem konzentrierte Form von Aufwinden, mit denen eine Gewitterwolke warme, feuchte und energiereiche Luft einsaugt. Im Prinzip kann jede Gewitterwolke oder sogar jede kleine Schauerwolke einen zumindest kurzlebigen und schwachen Tornado hervorbringen. Voraussetzung ist, dass sie einen schon vorhandenen Luftwirbel ansaugt und diesen streckt, konzentriert und intensiviert.
Grundsätzlich erfordern Gewitter eine labile Luftschichtung, also feuchtwarme Luft in Bodennähe und vergleichsweise kalte Luft in höheren Schichten. Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Tornados besteht, wenn in solchen gewitterträchtigen Situationen die Luft besonders feucht ist und wenn sich entweder ein Tiefdruckgebiet langsam zusammenzieht oder die Böenfronten von Gewittern aus unterschiedlichen Richtungen zusammenstoßen. Förderlich ist außerdem auch noch eine flache und glatte Landoberfläche, um ein möglichst ungehindertes und laminares Einströmen der Luft zu ermöglichen und einen Wirbel nicht vorzeitig in Turbulenz zu zerstören.
Diese Bedingungen waren am Dienstag in Graz hinreichend gut erfüllt, wie die Geosphere erklärte. Oftmals können die Expertinnen und Experten aufgrund der Wettervorhersage eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Tornados bereits vorhersagen. Konkrete Prognosen und Warnungen sind aber maximal nur mit wenigen Minuten Vorlaufzeit möglich. Die Phänomene seien dafür zu flüchtig.
Die häufigsten Tornados treten hierzulande im Südosten und im Osten auf. Das bedeutet, dass das Gebiet vom Grazer Becken über das Burgenland bis ins Wiener Becken sowie das Wald- und Weinviertel besonders im Fokus steht. Dort sind die Bedingungen am besten erfüllt.
Der menschengemachte Klimawandel lässt global gesehen laut Geosphere Tornados häufiger auftreten. Durch die Erderwärmung gibt es entsprechend feuchtere und wärmere Luft, die mehr Energie hat und daher stärkere Aufwinde in Gewitterwolken ermöglicht. Ob dies jedoch auch für Österreich gilt, ist laut den Experten noch unklar. Gewitter an sich und Tornados im Besonderen können durch bestimmte Wetterlagen begünstigt oder gehemmt werden, deren Auftreten sich im Zuge des Klimawandels ebenfalls verschieben kann. Für nähere Informationen dazu brauche es noch mehr Forschung. Eine statistisch signifikante und eindeutig merkbare Zunahme an Ereignissen ist also nicht zu erwarten.
(APA/Red)