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Tag der Familie: Kritik an "Schikanen" gegen Alleinerzieherinnen

15-05-2024, 11:46

Anlässlich des Internationalen Tags der Familie haben der Österreichische Frauenring, der Verein Feministischer Alleinerzieherinnen und die Volkshilfe Wien "Schikanen" gegen Alleinerzieherinnen in Österreich kritisiert.

Sie forderten bei einer Online-Pressekonferenz u.a. Verbesserungen bei der Unterhaltsgarantie und eine "feministische" Pensionsreform. Das derzeitige System befördere nämlich Armut bei Kindern und Alleinerziehenden - zu 92 Prozent sind das Frauen.

Ein-Eltern-Familien immer noch nicht als vollwertige Familien angesehen

Ein-Eltern-Familien würden immer noch nicht als vollwertige Familien angesehen, kritisierte Andrea Czak vom Verein Feministische Alleinerzieherinnen (FEM.A). Dabei machten diese ein Fünftel der Familien in Österreich aus. Laut Studien sind hierzulande Ein-Eltern-Familien besonders von Armut gefährdet, muss hier doch ein Elternteil allein alle Kosten stemmen. Schuld daran sind für die FEM.A-Obfrau "benachteiligende Gesetze und Rechtssprechung".

Änderungen bräuchte es laut Czak etwa beim Kindesunterhalt. Derzeit bekäme nur die Hälfte der Kinder das Geld aus der Unterhaltsverpflichtung. Anspruch auf die staatliche Unterhaltsgarantie hätte wegen restriktiver Zugangsregeln nur eines von zehn Kindern. Durch "väterfreundliche Unterhaltsgesetze" würden für die Kinder zudem nur ein Drittel der tatsächlichen Kosten ersetzt. Dazu kämen steuerliche Benachteiligungen von Alleinerziehenden gegenüber den Vätern, für die es etwa "Steuerzuckerl" beim Kinderbonus und Unterhaltsabsetzbetrag gebe. "Der Staat schützt Kinder nicht vor Kinderarmut."

Bei Pensionen müsse sich ebenfalls etwas tun

Frauen müssten zu Einkommen kommen, mit denen sie ihre Familie auch allein erhalten können, forderte die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings (ÖFR) Klaudia Frieben. Voraussetzung dafür wäre etwa, dass es genug Kindergarten- und Ganztagsschulplätze gibt, um Frauen das Arbeiten zu ermöglichen. Bei den Pensionen müsse sich ebenfalls etwas tun, die Verlängerung des Durchrechnungszeitraums habe zu einer "Welle an Altersarmut" geführt. Die Anhebung des Pensionsantrittsalters der Frauen werde die Situation noch verschlechtern, immerhin gingen schon jetzt viele Frauen aus der Langzeitarbeitslosigkeit in den Ruhestand. Man müsse "das Pensionsrecht feministisch ändern", so Frieben, und zwar durch mehr finanziellen Ausgleich für die von den Frauen unbezahlt geleistete Kinderbetreuung, Pflege und sich dadurch ergebende Teilzeittätigkeit. "Es kann nicht sein, dass die Frauen von heute die Armen von morgen sind."

"Es sind Schikanen und Auswüchse des Patriarchats, was sich in Österreich hier abspielt", befand ÖFR-Vizevorsitzende Maria Rösslhumer. Besonders schwierig sei die Situation für Alleinerziehende, die in ihrer Beziehung Gewalt erlebt hätten. Diese könnten oft wegen ihrer psychischen und physischen Schwächung keiner Arbeit nachgehen, von der Medizin bekämen sie oft Medikamente statt adäquater Behandlung. Sehr belastend seien auch die Pflegschaftsverfahren, in denen die Obsorge und das Kontaktrecht zu den Kindern geregelt werden. Diese seien für die Mütter oft zermürbend. Diverse Termine und Gutachten würden viel Zeit und Geld kosten, dazu komme die Angst, die Obsorge zu verlieren.

Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, erneuerte ihre Forderung nach Einführung einer Kindergrundsicherung, damit würden sich die Familien den "Hürdenlauf" für Leistungen ersparen, die ihnen eigentlich zustünden. Derzeit seien Anträge kompliziert und viele Amtswege notwendig, was vor allem für Alleinerziehende mit Migrationshintergrund ein Problem sei.

(APA/Red)

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