Die Buchungszahlen nach der Pandemie sind trotz der massiven Teuerungen gut, die Gesamtausgaben schwach.
Urlaub hat immer Saison, auch in wirtschaftlich kritischen Zeiten. Aber es wird gespart. "Wenn man eine Realrechnung macht, ist man noch nicht am Niveau von 2019, sondern deutlich darunter", sagte Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz auf einem Symposium in Obertauern. "Die Mengenentwicklung ist eine gute, die Umsatzentwicklung aber nicht."
Tourismus: Annäherung an Zahlen von 2019
Doch die Richtung stimmt: 2022 hatte sich die Wertschöpfung im Tourismus gegenüber dem Coronajahr 2021 von rund 10 auf 19,9 Mrd. Euro verdoppelt. "Das heißt, wir nähern uns natürlich wieder an die Zahlen von 2019 an", so der Wirtschaftsforscher. Im Jahr vor der Pandemie hatte sie 21,9 Mrd. Euro erreicht. Betreffend Urlauberzahlen pro Einwohner sei Österreich "ein sehr bedeutendes Tourismusland" - in etwa gleich stark wie Kroatien und deutlich stärker als Deutschland.
Die Nachfrage nach Urlaub in Österreich ist trotz der hartnäckigen Inflation, die nach wie vor massiv über dem europäischen Schnitt liegt, ungebrochen. Angesichts der explodierenden Kosten seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine schraubten auch die Betriebe die Preise kräftig nach oben - in den Jahren 2022 und 2023 waren es im Schnitt jeweils 10 Prozent, heuer dürften es nochmals an die 5 Prozent werden. "Wir sind sehr viel teurer geworden, wir sind in Europa das zweitteuerste Urlaubsland - die Qualität scheint aber hoch genug zu sein, denn es hat auch eine Nächtigungssteigerung gegeben", so Fritz.
Nachfrage nach Urlaub in Österreich ist ungebrochen
Auf der Ertragsseite bleibt aber anscheinend nicht entsprechend viel übrig: "Viele Betriebe haben die Preise erhöht, aber auf das operative Betriebsergebnis hat sich das nicht ausgewirkt - da haben auch die Spitzenbetriebe einen geringeren Prozentsatz als vor der Pandemie", berichtete der Chef des Tourismus-Consultingunternehmens Prodinger, Thomas Reisenzahn, von seinem Blick in die Bilanzen für 2023. "Da hat man in den nächsten Jahren die Herausforderung, das zu kompensieren - die meisten Unternehmen haben bei den Krediten variable Zinsen, keinen Fixzins", erklärte der Berater. "Das werden wir in den nächsten Jahren noch deutlich spüren."
Die Nächtigungszahlen dürften sich heuer jedenfalls weiterhin gut entwickeln. "Die Buchungslage für den Sommer ist nicht so schlecht", sagte der Geschäftsführer der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Manfred Katzenschlager. "Der Tourismus ist ein Fels in der Brandung, ein wichtiger stabiler Faktor in der Volkswirtschaft", so der Branchensprecher.
Es ist aber seit einiger Zeit äußerst schwierig, genug Personal zu finden. "Der Nerv der Zeit ist die Arbeitsmarktproblematik - durch den demografischen Wandel und die höheren Qualitätsanforderungen ist das eine enorme Herausforderung", betonte der WKÖ-Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Robert Seeber. "Die Arbeitskräfteproblematik ist das Thema Nummer eins." Der Tourismus zeige aber Resilienz und das werde auch in Zukunft so sein. "Es herrscht eine gute Stimmung."