Ein bundesweit einheitliches Monitoring zur Flächeninanspruchnahme ist vom Umweltbundesamt im Auftrag der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erarbeitet worden.
Die Österreichische Bodenstrategie der ÖROK ist zum Politikum geworden. Es spießt sich an dem von den Grünen in das Fachpapier hineinreklamierten Ziel, den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken. Dennoch wurde ein wesentlicher Schritt in der Umsetzung gesetzt: Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der ÖROK erstmals ein einheitliches Monitoring zur Flächeninanspruchnahme erarbeitet, das alle Stakeholder akzeptieren.
2,5-Hektar-Ziel in Nachhaltigkeitsstrategie von Bund
Bereits 2002 war in der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes das 2,5-Hektar-Ziel festgehalten worden. Diese Vorgabe zur Reduktion des Flächenverbrauchs ist auch Bestandteil des türkis-grünen Regierungsprogramms. Ende Februar hatten die Länder dann im Alleingang die Bodenstrategie ohne die konkrete Zielvorgabe beschlossen. Hinter dem Fachpapier für die ÖROK stehe man aber, unterstrich Oberösterreichs Raumordungslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Linz. Jetzt gebe "es erstmals bundesweit einheitliche und damit vergleichbare Daten als Grundlage für einen verantwortungsbewussten Umgang mit unseren wertvollen Bodenressourcen", meinte er.
Laut einer WWF-Analyse ist Oberösterreich beim Bodenverbrauch mit 4,25 Hektar pro Tag (2022) negativer Spitzenreiter. Laut des digitalen Flächenwidmungsplanes habe laut Achleitner der Baulandzuwachs 2022 jedoch lediglich 0,66 Hektar pro Tag betragen, 2023 sogar nur mehr 0,46 Hektar. Die WWF-Erhebung erfolgte nach der sogenannten "alten" Methodik des Umweltbundesamtes, wonach Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen ausgewertet wurden, erklärte er am Mittwoch neuerlich den schlechten Wert jener Analyse.
In dem bereits seit 1. Dezember 2023 verfügbaren, einheitlichen Flächenmonitoring wurde als Referenzwert nun die Flächeninanspruchnahme herangezogen. Darunter verstehe man Flächen, die durch "menschliche Eingriffe verändert" wurden und somit "nicht mehr für die Landwirtschaft oder als naturnaher Raum zur Verfügung stehen", erklärte Helmut Gaugitsch vom Umweltbundesamt. Eine Teilmenge davon seien die versiegelten Flächen durch Beton oder Asphalt, "wodurch der Boden keine Bodenfunktion mehr besitzt", führte er weiter aus. Die neue Berechnungsmethode des Umweltbundesamts "wurde transparent publiziert" und von allen ÖROK-Stakeholdern so akzeptiert, unterstrich Gaugitsch. Die Grunderhebung für Österreich und die Bundesländer erfasse den Ist-Zustand, eine Veränderung der Situation werde erst mit dem Update 2025 möglich.
Blick auf Daten für Oberösterreich
Achleitner hat sich die Daten für sein Bundesland angesehen. Demnach betrage die Flächeninanspruchnahme 8,8 Prozent der Landesfläche, der Anteil der versiegelten Flächen mache 55 Prozent daran aus. Er zeigte sich "überrascht" vom guten Abschneiden des Industriebundeslandes. So ließ er ausheben, dass Oberösterreich beim Anteil der Flächeninanspruchnahme und der versiegelten Flächen am Dauersiedlungsraum (potenziell besiedelbarer Raum) am drittsparsamsten sei, die Anteile liegen bei 15,49 Prozent bzw. 8,5 Prozent. In beiden Kategorien liege man unter dem Österreichschnitt von 17,33 Prozent (Flächeninanspruchnahme) und 9,09 Prozent (versiegelte Fläche).
Diese Zahlenspielereien seien nur ein "Ablenkungsmanöver von der bitteren Realität der Bodenzerstörung in Oberösterreich", reagierte die Grüne Generalsekretärin Olga Voglauer auf die Pressekonferenz. Man müsse nur einen Blick nach Ohlsdorf werfen. Dort sei mit Achleitners Unterstützung für ein Betriebsbaugebiet "hektarweise Wald gerodet und gesunder Boden zerstört" worden.