Durch den Streik bei der AUA, bei dem die Leitung der Fluggesellschaft sogar einen Umzug der Austrian erwogen hat, ist eine umfassende Debatte über den Standort entstanden.
Es wird diskutiert, ob internationale Firmen möglicherweise weniger in Österreich investieren werden. In jüngerer Vergangenheit haben auch heimische Betriebe verstärkt im Ausland investiert, beispielsweise in den USA, wo die Energiekosten niedrig sind und umfangreiche Fördermaßnahmen existieren.
Zwischen 2014 und 2018 herrschte ein Gleichgewicht beim Kapitalfluss nach und aus Österreich, erläutert Christian Helmenstein, der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal". Dies änderte sich jedoch drastisch von 2019 bis 2022: "Es kam zu einem erheblichen Nettokapitalabfluss." Österreichische Unternehmen tätigten mehr Investitionen im Ausland als umgekehrt. Die Investitionen österreichischer Betriebe im Ausland verdoppelten sich, wohingegen die gegenläufigen Investitionen auf demselben Niveau verharrten. Verantwortlich dafür seien steigende Bürokratie, hohe Energiekosten sowie Arbeitskosten. Gewinne würden häufig im Ausland reinvestiert und nicht zurückgeführt. Dies zeige eine Schwäche in der Attraktivität des Standorts auf.
Die hohen Energiekosten sieht auch ÖGB-Chefökonomin Helene Schubert als Problem an. Der Standort habe sich "insbesondere wegen der solidarischen Lohnpolitik" laufend verbessert. Die Arbeitskosten selbst stellten in der Wettbewerbsfähigkeit kein Problem dar. Denn bei dieser gehe es um die Lohnstückkosten, also die Relation der Gehälter zur Produktivität. Und hier sei die Wettbewerbsfähigkeit in den vergangen Jahrzehnten gestiegen - "ganz besonders in der Industrie".
Palfinger-Chef Andreas Klauser sagte im ORF-Radio, dass in Europa und Österreich eine "verhaltene Situation" herrsche. Dabei verwies er auf eine hohe Steuerquote und Bürokratie. Die Balance zwischen diesen negativen Punkten und dem hier zu generierenden technischen Fortschritt und vorhandenen Know-how sei außer Balance geraten, sagte der Manager sinngemäß. Wie viele andere Firmen investierte auch der börsennotierte Kranhersteller Palfinger zuletzt in den USA und hat dort auch eine zweite Zentrale eröffnet.
Die Kosteneffizienz sei in Österreich zu schwach, sagte Klauser. "Wir müssen uns auf der Kostenschiene besser aufstellen." Es zähle aber jeder Cent bei den Kosten - den man früher noch "mit Wachstum übertünchen" haben können. Die Stabilität sei auch nicht mehr so gegeben wie früher. "Derzeit muss man alles überdenken im Sinne des Standorts Österreich", forderte der Manager.