Angesichts des am Donnerstagmorgen begonnenen, 36 Stunden andauernden Streiks des Flugbegleitpersonals der Austrian Airlines hat AUA-Leiterin Annette Mann erneut Gewerkschaft und Betriebsrat aufgerufen, ihre Ansprüche zu überprüfen. Die Gewerkschaft äußerte sich enttäuscht über die Aussagen der Geschäftsführerin und bereitet sich auf einen längeren Konflikt vor.
Wegen der Streikentscheidung der Gewerkschaft vida sagt die AUA am Gründonnerstag und Karfreitag insgesamt 400 Flüge ab. Hauptbetroffen ist der Flughafen Wien, jedoch auch Flughäfen in den Bundesländern wie Innsbruck, Graz oder Klagenfurt. Vom Unternehmen wird von 50.000 beeinträchtigten Passagieren gesprochen. Die Gewerkschaft habe auf ein Gesprächsangebot gehofft, nun stelle man sich "auf eine längere Auseinandersetzung ein", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit im Gespräch mit der APA am Donnerstag. Seit 2008 gehören die Austrian Airlines zum deutschen Lufthansa-Konzern. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen.
AUA-Chefin entschuldigt sich bei Passagieren
AUA-Chefin Mann entschuldigte sich am Donnerstag in einem Statement vor Journalistinnen und Journalisten bei den Streik-betroffenen Fluggästen und versprach, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Derzeit gebe es im Kundendienst längere Wartezeiten, seit den Flug-Streichungen sei das Volumen der Anrufe auf das 20-Fache gestiegen, so die Vorständin.
Weiters wandte sie sich an die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: "Wir haben sicher nicht vergessen, dass es auch österreichische Steuergelder waren, die unserem Unternehmen das Überleben gesichert und viele tausend Arbeitsplätze gerettet haben", sagte Mann. Den Steuerzahlern sehe sich die AUA nun auch verpflichtet, die AUA-Flotte soll deshalb im kommenden Sommer von neun auf elf Langstreckenmaschinen wachsen. "Diesen Kurs wollen wir auch im Interesse der Steuerzahler fortsetzen."
In Richtung der Gewerkschaft und des Betriebsrates Bord sagte die AUA-Chefin: "Wir werden uns unsere AUA nach der harten Aufbauarbeit der letzten Jahre durch Ihre unrealistischen Forderungen nicht einfach kaputt machen lassen", und forderte die Arbeitnehmervertreter auf, ihre Forderungen zu überdenken. Fragen von Medienvertreterinnen und -vertretern wurden nach dem Statement nicht zugelassen.
Gewerkschaft über Aussagen von AUA-Chefin enttäuscht
Die Gewerkschaft zeigte sich nach der Stellungnahme der AUA-Vorständin enttäuscht, man habe sich ein Gesprächsangebot erwartet. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen "beide Hände ausgestreckt" und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen, die AUA hätte diese Hände "weggeschlagen und Drohungen ausgesprochen", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit zur APA. Die Belegschaft habe einen "eklatanten Beitrag" zum guten Ergebnis der AUA und des Lufthansa-Konzerns geleistet, begründete Hebenstreit die Forderung nach einer Angleichung des Lohnniveaus. "Allein die rot-weiß-rote Flagge hinten am Flugzeug entscheidet darüber, dass man sich mit 40 Prozent weniger zufrieden geben muss", sagte Hebenstreit. Die AUA gehöre zu den profitabelsten Fluglinien im Lufthansa-Konzern und werde dennoch "wie eine Billig-Airline behandelt".
Einen Termin für weitere Verhandlungen gibt es laut Gewerkschaft derzeit nicht. Für den kommenden Donnerstag, 4. April, hat der Betriebsrat Bord eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll.
Kostenlose Stornierungen und Umbuchungen für AUA-Passagiere
Die AUA bietet Streik-betroffenen Fluggästen kostenlose Stornierungen und Umbuchungen an, die Fluggäste sollten aktiv informiert werden. Der Flughafen Wien stellte zudem eine kostenlose Parkplatzstornierung in Aussicht, bereits abgeflogene Passagiere erhielten die Kosten für die zusätzliche Parkzeit nach Nachweis der Umbuchung vom Flughafen zurück. Die Lage vor Ort war in der Früh laut Flughafen Wien ruhig.
Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen entstandenen Schaden infolge von Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden. Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen.