Trotz fehlender Auskunftspersonen ist der von der ÖVP angestrengte parlamentarische Untersuchungsausschuss zum "rot-blauen Machtmissbrauch" am Donnerstag zusammengetreten.
Die Abgeordneten stellten dabei vorwiegend das Nichterscheinen der geladenen Personen fest. Am Nachmittag will man dieselben noch einmal laden. Auch die Beugestrafen-Anträge für den ehemaligen Generalsekretär Peter Goldgruber sollen besprochen werden. Er hatte am Mittwoch die Aussage generell verweigert.
Sechs Personen hatte die ÖVP geladen
Sechs Personen - allesamt aus dem blauen Umfeld - hatte die ÖVP für den Donnerstag geladen. Alle haben jedoch aus unterschiedlichen Gründen abgesagt. Darunter befindet sich auch der ehemalige Kabinettschef von Ex-Innenminister Herbert Kickl, Reinhard Teufel. Der nunmehrige blaue Klubobmann im niederösterreichischen Landtag hatte eigentlich schon für Mittwoch zugesagt, wurde dann aber wieder aus- und schließlich wieder eingeladen. Nun hatte er keine Zeit.
ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger sprach gegenüber der APA abermals von einer "demokratiepolitischen Bankrotterklärung" und einer "Verhöhnung des Parlaments" durch die Absagen. Aber auch Goldgrubers Verhalten am Mittwoch kritisierte er. Der ehemalige Vertraute Kickls hatte die Verfassungsmäßigkeit dieses U-Ausschusses infrage gestellt und keine Fragen beantwortet. Stattdessen las er mehrmals sein rund 20-minütiges Statement zur Entschlagung vor.
Nicht nur Goldgruber droht eine Beugestrafe
Goldgrubers Verhalten könnte nun dazu führen, dass sich der Verfassungsgerichtshof (VfGH) mit der Verfassungsmäßigkeit des U-Ausschusses, konkret mit dessen Untersuchungsgegenstand, beschäftigen muss. Zuvor hatten sich bereits FPÖ und SPÖ an das Höchstgericht gewandt, waren mit ihrem Ansinnen aber abgeblitzt. Der VfGH sah sich in einer Erklärung nicht dazu befugt. Sollte das Bundesverwaltungsgericht eine Beugestrafe über Goldgruber verhängen, könnte sich dieser an den VfGH wenden.
Nicht nur Goldgruber droht aber eine Beugestrafe. Sanktionen sollen auch gegen die ehemalige blaue Sozialministerin Beate Hartinger-Klein verhängt werden, kündigte Hanger an. Auch sie hatte ihr Kommen als Auskunftsperson abgesagt. Andere FPÖ-Mitarbeiter sollen dafür - wie auch Teufel - erneut geladen werden. Die nächsten Termine im Untersuchungsausschuss zum "rot-blauen Machtmissbrauch" sind am 10. und 11. April.
ÖVP will weitere ergänzende Beweisverlangen einbringen
Auch weitere ergänzende Beweisverlangen will die ÖVP am U-Ausschusstag am Donnerstag einbringen. Eines davon betrifft Teufels Dienstwagen, der ihm laut Hanger als Kabinettschef eigentlich nicht hätte zustehen dürfen. Geprüft werden soll auch, ob Kickls einstiger Vertrauter damit private Fahrten getätigt hat, sei er laut Hanger damit doch "zwei Mal um die Welt" gefahren, betrachtet man den Kilometerstand. Und auch die "Russland-Nähe" der FPÖ soll im April näher beleuchtet werden.
Von "blauer Vertuschung" sprachen am Donnerstag auch die Grünen. Goldgrubers Auftritt sei "an Skurrilität kaum zu überbieten", meinte deren Fraktionsführerin Meri Disoski in einem Statement gegenüber der APA. Die FPÖ sabotiere den U-Ausschuss aktiv und gezielt, was nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfe, verwies Disoski auf den Beugestrafen-Antrag etwa gegen Hartinger-Klein, die nochmals geladen wird. "Wir wollen dabei insbesondere Licht in die intransparenten Vorgänge rund um die gefloppte Patientenmilliarde bringen."