Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zog den Strafantrag gegen den ehemaligen Chef der Käserei Gloggnitz zurück
Nachdem der ehemalige Chef der Käserei Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) wegen Listerien-Todesfällen und -Erkrankungen verurteilt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt das Verfahren in Bezug auf weitere Vorwürfe eingestellt. Dies bestätigte Sprecher Erich Habitzl auf Anfrage der APA. Die Verurteilung zu einer Haftstrafe von 13 Monaten ist mittlerweile rechtskräftig und wurde vom Landesgericht bestätigt.
Der 39-Jährige wurde am 15. Februar wegen grob fahrlässiger Tötung in fünf Fällen und grob fahrlässiger schwerer Körperverletzung bzw. grob fahrlässiger Körperverletzung in je zwei Fällen für schuldig befunden. Anklagen in Bezug auf zwei ursprünglich im Strafantrag enthaltene Listerieninfektionen wurden jedoch fallen gelassen. Diese Anklagen sollten zusammen mit anderen Vorwürfen wie Untreue, vollendeter und versuchter Körperverletzung sowie Nötigung in einer individuellen Richterverhandlung am Donnerstag dieser Woche behandelt werden. Die Zurücknahme des Strafantrags wurde von Habitzl mit Verweis auf Paragraf 192 Absatz 1 der Strafprozessordnung begründet. Dieser besagt, dass Ermittlungsverfahren eingestellt werden können, wenn dem Beschuldigten mehrere Straftaten zur Last gelegt werden und die Verfolgung einzelner Vorwürfe voraussichtlich keinen wesentlichen Einfluss auf das Strafmaß hat.
Angelastet worden war dem Angeklagten am Landesgericht Wiener Neustadt, dass er Hygienebestimmungen missachtet und vom Lebensmittelinspektor aufgetragene Mängelbehebungen auch aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt haben soll. Das hatte der Beschuldigte stets bestritten. Laut Gutachten konnte eindeutig festgestellt werden, dass die Listerien von der Käserei abstammen. Neben der Haftstrafe wurde der 39-Jährige auch dazu verurteilt, an drei der Opfer insgesamt 20.000 Euro zu bezahlen.
Routinemäßig durchgeführte Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hatten ergeben, dass mehrere Erkrankungen in Wien auf einen identen Listerienstamm zurückzuführen sind. Im September 2022 wurde die Produktion per Bescheid untersagt, das Unternehmen rief Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse zurück. Die Käserei meldete danach zum zweiten Mal Insolvenz an. Es folgte ein Konkursverfahren, mit Beschluss vom 12. April 2023 wurde die Schließung des Betriebs angeordnet.