Frauen in politischen Positionen sind nach wie vor unterrepräsentiert, wie ein Blick auf die österreichische Politik zum Internationalen Frauentag zeigt. Bisher gab es noch keine Bundespräsidentin und auf den meisten Ebenen herrscht keine Parität.
Im Nationalrat bekleiden vier von zehn Abgeordneten Frauenämter, was einem Anteil von 40 Prozent entspricht. Bei den österreichischen EU-Abgeordneten, die im Juni neu gewählt werden, ist der Frauenanteil noch geringer und beläuft sich auf 37 Prozent.
Regierung: Acht von 18 Mitgliedern sind Frauen
In der Regierung ist der Frauenanteil zuletzt sogar gesunken, von 53 auf 42 Prozent. Durch den Rückzug von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) aus der Bundesregierung im Mai 2022 sank der Frauenanteil allerdings wieder deutlich. Denn beide Ministerinnen wurden durch Männer ersetzt.
Anteil in Regierung, Nationalrat, Landtag und auf EU-Ebene
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In der aktuellen Regierung unter Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) sind acht von 18 Mitgliedern weiblich, konkret gibt es fünf Ministerinnen und drei Staatssekretärinnen. Überhaupt gab es bisher erst eine einzige Bundeskanzlerin: Brigitte Bierlein stand an der Spitze der Expertinnen- und Experten-Regierung, die 2019 durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingesetzt wurde. Der Anteil der Ministerinnen und Minister lag damals bei 50:50.
Apropos Bundespräsident: Das höchste politische Amt in Österreich war noch nie mit einer Frau besetzt. Bei der vergangenen Wahl im Jahr 2022 traten sogar ausschließlich sieben Männer an.
Frauenanteil in Nationalrat steigt nur langsam
Neu gewählt wird im Juni das EU-Parlament. Hier sitzen für Österreich momentan 19 Abgeordnete, davon sind sieben Frauen. Demnach beträgt der Frauenanteil etwa 37 Prozent. Das liegt unter dem Schnitt des gesamten EU-Parlaments, das laut eigener Angabe (Stand Jänner 2024) auf etwa 40 Prozent kommt. Unter den fünf Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien für die Wahl im Juni ist nur eine Frau.
Im Nationalrat stieg der Frauenanteil in den vergangenen Jahren zwar stetig, aber dennoch nur langsam. Momentan beträgt er mit 74 weiblichen Abgeordneten knapp 40 Prozent. Den höchsten Frauenanteil haben hierbei die Grünen mit über 61 Prozent, dahinter folgen die SPÖ mit 47,5 Prozent und die NEOS mit 46,6 Prozent. Die ÖVP hat 38 Prozent Frauenanteil und am wenigsten Frauen gibt es bei der FPÖ, lediglich 13 Prozent der freiheitlichen Abgeordneten sind weiblich.
Ähnlich wie im Nationalrat ist die Lage auch in der zweiten Kammer des Parlaments, im Bundesrat. Hier sind knapp 47 Prozent bzw. 28 Frauen vertreten - dies ist der bisher höchste Frauenanteil. Insgesamt liegt der Frauenanteil im österreichischen Parlament somit bei 42,8 Prozent.
Große Unterschiede bei Frauen in Politik in Bundesländern
Teils deutliche Unterschiede zeigen die von der APA gesammelten Daten über die Landesregierungen. Lediglich in der Steiermark besteht Parität, etwas darunter liegen Niederösterreich mit 44 Prozent und Kärnten mit 42 Prozent. Am geringsten ist der Frauenanteil in Oberösterreich, nämlich 25 Prozent.
Obwohl Niederösterreich und Kärnten bei den Landesregierungen recht gut dastehen, kann man das für den Landtag nicht behaupten. Hier sind beide Bundesländer deutliche Schlusslichter: in Kärnten liegt der Frauenanteil bei niedrigen 16 Prozent, in Niederösterreich sind es 23 Prozent. In beiden Bundesländern wurde zwar im Vorjahr gewählt, allerdings änderte das am Frauenanteil wenig, sogar im Gegenteil. Durch die neu gewählten Landtage sank der Anteil in Kärnten um sechs, in Niederösterreich um fünf Prozent.
Der Österreich-Schnitt in den Landtagen liegt aktuell bei knapp 36 Prozent. Am höchsten - aber dennoch unter 50 Prozent - ist der Anteil in Vorarlberg (47 Prozent) und Wien (45 Prozent).
Bürgermeisterinnen in Österreich besonders selten
Besonders selten sind Bürgermeisterinnen. Nur ein Zehntel der Ortschefs ist weiblich (10,5 Prozent Stand Ende 2023). Dennoch hat sich der Frauenanteil unter den Bürgermeistern in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. 2014 betrug er noch rund 5,6 Prozent.