Die Zahl der Wölfe, die sich zumindest eine Zeit lang in Österreich aufgehalten haben, ist 2023 erneut angestiegen.
96 Wölfe (im Jahr zuvor rund 79) wurden im gesamten Bundesgebiet nachgewiesen. Darunter befinden sich 18 Welpen, die sich auf sechs Rudel verteilen. Das ergibt eine Zusammenfassung der Daten aus den Bundesländern in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, die das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs am Dienstag präsentiert hat.
Anzahl der Wölfe in Österreich erneut gestiegen
Im Vergleich dazu wurden 2021 noch 53 Individuen gezählt (39 erwachsene Wölfe und 14 Jungtiere). 2022 waren es 79 (45 adulte und 28 Jungtiere, sowie sechs weitere, von denen nur ein Fotonachweis vorlag). Gesichert nachgewiesen wird der Aufenthalt eines Wolfs per DNA-Nachweis. Die genetischen Proben können an der Stelle, wo ein Tier gerissen wurde, aus hinterlassenen Losungen, Haaren und Speichel genommen werden. Zusätzlich können auch Fotofallenbilder als Nachweis herangezogen werden, wie Albin Blaschka, Geschäftsführer des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs im steirischen Irdning-Donnersbachtal im Gespräch mit der APA ausführte.
Im Bereich der Rudel gab es in den vergangenen Jahren viel Fluktuation, schilderte Blaschka. So wurden 2021 drei Rudel bestätigt: Im niederösterreichischen Allentsteig, Gutenbrunn und ein weiteres im Dreiländereck Böhmerwald. 2022 konnten sieben Rudel gezählt werden, weil vier Rudel in Niederösterreich und Kärnten hinzukamen. In Niederösterreich befanden sie sich im Raum Arbesbach und Harmanschlag. Sie dürften zugezogen sein, denn im Jahr 2020 und 2021 wurden dort noch keine Hinweise auf Reproduktion gefunden. Die Rudel in Kärnten befanden sich 2022 im Hochstadel-Gebiet an der Grenze zu Osttirol und am Kreuzeck.
Auch "Auswanderer" aus Nachbarländern in Österreich unterwegs
Ein Rudel besteht aus den Elterntieren, den diesjährigen Jungtieren und einigen Jungwölfen aus den vergangenen Jahren. "Wölfe sind hochmobile Tiere. Im zweiten Lebensjahr verlassen die Jungen das elterliche Rudel und überwinden weite Strecken, um ein geeignetes Gebiet und einen eigenen Partner zu finden. Dabei legen sie bis zu 1.500 Kilometer zurück", erklärte Blaschka. Österreich liege in der Mitte stetig wachsender Wolfsbestände in den Nachbarländern, deren "Auswanderer" auch Österreich erreichen. Viele der Wölfe, die nach Österreich kommen, werden jedoch nur für kurze Zeit nachgewiesen. Die Mehrzahl der in einem Jahr genetisch erfassten Wölfe ist neu zugewandert (abgesehen von den Welpen), wird aber nur für kurze Zeit nachgewiesen, wie Blaschka ausführte.
2023 wurden sechs Rudel ausgemacht und mit Stand Februar 2024 geht man von fünf Rudeln aus: Vier Rudel in Niederösterreich - in Allentsteig, Harmanschlag, Gutenbrunn und Arbesbach. Vom Rudel an der Grenze zum Böhmerwald gab es im 2022 den letzten Nachweis. In Kärnten wurde im bisherigen Jahresverlauf ein Rudel im Gebiet des Dobratsch nachgewiesen.
2016 erstes Rudel am Truppenübungsplatz Allentsteig entstanden
Der Wolf (Canis lupus) wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Österreichs ausgerottet. 1882 wurde der angeblich bzw. so genannte "letzte Wolf Österreichs" im Wechselgebiet geschossen. Danach gab es nur mehr vereinzelte Wölfe, die erlegt wurden. Ab 2009 wurden jährlich mehrere Tiere nachgewiesen, wie Blaschka erläuterte. Bis 2015 blieb die Zahl der jährlich festgestellten Wolfsindividuen unter zehn Individuen. 2016 entstand das erste Rudel am Bundesheer-Truppenübungsplatz Allentsteig und produziert seither durchschnittlich sechs bis acht Welpen jährlich. Der Wolf ist gemeinsam mit den beiden anderen "großen Beutegreifern" Bär und Luchs in der sogenannten FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU) geschützt.
Die Bestandsschätzung steht vor zwei Herausforderungen: Nicht alle Wölfe werden individuell oder gar überhaupt erfasst und viele Wölfe halten sich deutlich kürzer als ein Jahr in Österreich auf. Die Zahlen und abgeleiteten Grafiken beziehen sich daher auf eine Mindestanzahl an Wölfen, die sich im Laufe eines Jahres zumindest für einige Zeit im Staatsgebiet aufgehalten haben.