Der Auswahlprozess für den Standort der neuen EU-Anti-Geldwäschebehörde AMLA sei "klar gegen die kleinen und mittleren Staaten ausgerichtet" gewesen, so Finanzminister Brunner am Freitag.
Am Freitag vor einem informellen Treffen mit seinen EU-Kollegen in Gent kritisierte der österreichische Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), dass "die beiden Großen" (Deutschland und Frankreich) es sich bei der Auswahl für den Standort der EU-Anti-Geldwäschebehörde AMLA untereinander ausgemacht hätten.
Brunner hatte jüngst die Bundeshauptstadt Wien als neuen AMLA-Hauptsitz beworben. In der letzten Abstimmungsrunde am Donnerstagabend blieben aber nur noch Frankfurt, Madrid, Paris und Rom über. Frankfurt ging bei der mehrstufigen Abstimmung der EU-Staaten und dem Europaparlament als Siegerin hervor. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) zeigte sich am Freitag in der Früh naturgemäß erfreut über den Ausgang der Abstimmung: "Ganz offensichtlich haben unsere Argumente viele überzeugt."
Beim informellen Ratstreffen der EU-Finanzministerinnen und -minister in Gent wird die AMLA (Anti-Money Laundering Agency) aber keine Rolle mehr spielen. Am Vormittag tauschen sich die Minister der Euro-Staaten (Eurogruppe) miteinander aus. Am Nachmittag wird dann mit allen 27 Finanzministern laut offiziellem Programm über die Zukunft der Europäischen Investitionsbank (EIB) und die EU-Kapitalmarktunion diskutiert, wobei es auch um das Wissen der Bevölkerung zu Finanzthemen ("financial literacy") gehen wird.
Am Samstag sprechen die Minister mit Mario Draghi über die Wettbewerbsfähigkeit der EU. Der ehemalige italienische Premierminister und Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet zur Zeit einen Bericht zur Zukunft der EU-Wettbewerbsfähigkeit vor. "Wie können wir uns gegenüber anderen Regionen der Welt verbessern?", sei dabei eine zentrale Frage, sagt Brunner. Die Kapitalmarktunion spiele dabei eine wichtige Rolle. Es gehe darum, "Hürden abzubauen, um privates Kapital in Bewegung zu bringen."