Mari Sundli Tveit, die Präsidentin von Science Europe, hat vor den möglichen Auswirkungen eines Aufstiegs der extremen Rechten in Europa auf die Forschung gewarnt.
Als Chefin des Dachverbands von 40 europäischen Organisationen für Forschungsförderung und Forschungsträger betonte Sundli Tveit in einem Gespräch mit dem britischen Magazin "Times Higher Education", dass die Wissenschaft auf Offenheit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Mobilität angewiesen sei. Sie warnte jedoch davor, dass diese grundlegenden Werte in Frage gestellt werden könnten.
Die Science Europe-Chefin meldete sich im Vorfeld der im Juni zu Wort, für die erhebliche Zuwächse für populistische rechte Parteien prognostiziert werden. "Times Higher Education" zitiert einen aktuellen Bericht des European Council on Foreign Relations (ECFR), das eine "scharfe Rechtswende" bei den Europawahlen und vor allem in Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Frankreich, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Polen und der Slowakei starke Zuwächse anti-europäischer Populisten erwartet.
"Das Wiederaufleben der rechten Politik in ganz Europa bereitet der Wissenschaft Sorgen, wenn sie darauf abzielt, die wissenschaftliche Freiheit einzuschränken oder zu beseitigen", sagte Sundli Tveit, die auch Vorsitzende des Research Council of Norway ist und am 14. März zur FWF-Veranstaltung "think.beyond Summit - die Zukunft der Grundlagenforschung" nach Wien kommen wird. "Forschung ist per Definition offen, und Zusammenarbeit erfordert den freien Austausch von Ideen und Menschen, um für die Gesellschaft von größtmöglichem Nutzen zu sein."
Auch der Präsident des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, Christof Gattringer, der dem Präsidium (Governing Board) von Science Europe angehört, argumentiert in diese Richtung: "Wissenschaft und Forschung sowie Entscheidungen auf Basis rationaler Argumente sind Bausteine einer liberalen demokratischen Gesellschaft", sagte er gegenüber der APA. Kooperation, Vielfalt und Offenheit würden Fortschritt überhaupt erst möglich machen. "Wer diese Prinzipien einschränkt und gegen die unabhängige Wissenschaft Stimmung macht, gefährdet nicht nur den Forschungsstandort, sondern auch die Zukunft von Demokratie und Wohlstand", so der FWF-Chef, der speziell für ein kleines Land wie Österreich internationale Kooperationen als "zentralen Erfolgsfaktor für exzellente Wissenschaft" sieht.