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Unis und Hochschulen zweifeln an Start für geplante Lehrerausbildung im Jahr 2025

21-02-2024, 09:15

Die geplanten Ausbildungsreformen im Jahr 2025, die vom Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) vorgeschlagen wurden, werden von den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH), die für die Lehrerausbildung zuständig sind, als unrealistisch angesehen.

In den Stellungnahmen zum Gesetzesentwurf der Lehrerausbildung, dessen Begutachtungsfrist am Mittwoch abläuft, wird von den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen zudem davor gewarnt, dass ohne Änderungen im Dienstrecht in Zukunft vermehrt Lehrer mit einem dreijährigen Bachelorabschluss anstelle von Absolventen mit einem Masterabschluss im Klassenzimmer stehen könnten.

Warnung vor Einbußen bei Qualität von Lehrerausbildung

Polascheks Entwurf sieht vor, dass die Lehrerausbildung künftig aus drei Jahren Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium besteht. Derzeit sind es in der Primarstufe (v.a. Volksschule) vier Jahre Bachelor plus ein Jahr Master, bei der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master. Der Master soll außerdem besser berufsbegleitend studierbar werden. Bei den Volksschullehrern, für deren Ausbildung die PHs alleine zuständig sind, wurde 2024/25 für die Umstellung ins Auge gefasst. Für die Sekundarstufe, wo das Studium künftig ein Jahr kürzer dauern soll als bisher, ist das Studienjahr 2025/26 als Starttermin vorgesehen.

Eine Umstellung der Ausbildung für die Sekundarstufe sei bis dahin allerdings ohne Qualitätseinbußen nicht möglich, warnen die Ausbildungseinrichtungen. Immerhin würden die Curricula von diversen Gremien mehrerer Hochschulen erstellt. Auch die Umsetzung in den Verwaltungssystemen sei so schnell nicht möglich, warnen etwa Vertreterinnen und Vertreter des Verbunds West, der die Ausbildung in Tirol, Salzburg und Vorarlberg organisiert. Aus Sicht der Universitätenkonferenz (uniko) und anderer Hochschulvertreter wäre Herbst 2026 der frühestmögliche Starttermin.

Stellungnahmen zu geplanter Lehrerausbildung: Änderungen beim Dienstrecht gefordert

Außerdem wird in zahlreichen Stellungnahmen auf Änderungen beim Dienstrecht gedrängt, wenn der kürzere Bachelor nicht zu einer Entprofessionalisierung des Lehrerberufs führen soll. Polaschek hat bereits "Schutzmaßnahmen" angekündigt, damit Junglehrer beim berufsbegleitenden Masterstudium nicht ausgebrannt werden (maximal halbe Lehrverpflichtung, keine Klassenvorstandsfunktion, kein fachfremder Unterricht). Die nötige Dienstrechtsnovelle liegt allerdings noch nicht vor.

Im Dienstrecht müsste laut Stellungnahmen außerdem auch verankert sein, dass Bachelor- und Masterabschluss nicht gleichwertig sind: Der Masterabschluss innerhalb einer bestimmten Frist müsse Voraussetzung für eine volle Anstellung sein und zudem eine Gehaltssteigerung bringen, fordern etwa die Uni Wien und der Verbund West. Andernfalls könnte die Reform als Signal verstanden werden, dass ein Master für das Unterrichten ohnehin nicht zwingend notwendig ist, warnt man im für Wien und Niederösterreich zuständigen Verbund Nord-Ost. Schon jetzt unterrichten wegen des Personalmangels Junglehrer oft nur mit dem Bachelorabschluss. Um die Anstellungserfordernisse zu erfüllen, müssen sie derzeit innerhalb von acht Jahren den Master abschließen.

Geplante Lehrerausbildung: Auch Kritik an Fächerbündeln

Geht es nach den Uni-Senaten, sollte der Master überhaupt Voraussetzung für den Berufseinstieg sein. Sie befürchten, dass die kürzere Studiendauer für Sekundarstufen-Lehrer weniger Qualität in Ausbildung und Studium und in weiterer Folge eine Verschlechterung des Unterrichts bringt. Der berufsbegleitende Master, den Polaschek auch als Mittel gegen den sich verschärfenden Lehrermangel in bestimmten Fächern und Regionen beworben hat, wird ebenfalls von manchen skeptisch gesehen - u.a. mit Verweis auf Studien, wonach das berufsbegleitende Masterstudium zu mehr Studienabbrüchen und Dropouts aus dem Lehrerberuf wegen Überlastung führe.

Auch inhaltliche Änderungen bei der Reform stoßen in den Stellungnahmen auf Skepsis. So könne die Spezialisierung Deutsch als Zweitsprache, die die Hochschulen laut Entwurf künftig verpflichtend anbieten müssen, ohne zusätzliche Ressourcen und entsprechende Vorlaufzeit von den Hochschulen gar nicht angeboten werden. Außerdem sei unklar, was Absolventinnen und Absolventen damit unterrichten können sollen. Widerspruch gibt es auch bei den laut Novelle möglichen Fächerbündeln wie MINT. Die Uni-Senate bezweifeln, dass bei einer solchen Kombination die nötige fachliche Auseinandersetzung mit dem einzelnen Unterrichtsfach möglich ist. Die Uni Wien fordert unterdessen, dass bei besonders gefragten Fächern zeitlich befristet die Kombinationspflicht mit einem zweiten Unterrichtsfach ausgesetzt wird.

Mehr begleitete Praxis bei Lehrerausbildung gefordert

Während es Kritik an der geplanten Reduzierung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik gibt - für die Österreichische Gesellschaft für Germanistik verkommt die Ausbildung gar zu einem "Schnellsiedekurs für angehende Lehrkräfte" -, geht für die Pflichtschullehrergewerkschaft der "Paradigmenwechsel" von einer Lehrerbildung zur -ausbildung immer noch zu zögerlich. Sie fordert konkret mehr begleitete Praxis im Lehramtsstudium und bei der Fachausbildung einen Schwerpunkt auf Fachdidaktik, also Methoden zur Vermittlung des Stoffs. Außerdem müssten sämtliche Studienpläne auf Doppelungen überprüft und wieder ein separate Ausbildung für Sonderpädagogik eingeführt werden. Mit der Verkürzung des Bachelors wird bereits eine langjährige Forderung der Pflichtschullehrer umgesetzt, zur Verringerung des Lehrermangels fordern sie aber weiterhin bessere Rahmenbedingungen an den Schulen wie mehr Unterstützungspersonal und weniger Bürokratie.

(APA/Red)

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