Die NEOS wollen im Nationalrat einen Antrag einbringen, der die Bundesregierung auffordert, Änderungen am Gaswirtschaftsgesetz vorzunehmen, um so einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Liefervertrag zwischen der OMV und Gazprom zu ermöglichen und russische Erdgasimporte bis 2027 beendet.
Die OMV sei "der einzige westeuropäische Energiekonzern, der immer noch einen aufrechten Liefervertrag mit Russland hat und nicht juristisch gegen die einseitigen russischen Lieferdrosselungen 2022 vorgegangen ist", so NEOS-Energiesprecherin Doppelbauer.
NEOS: Bundesregierung soll gesetzlichen Ausstieg aus russischem Gas rasch vorbereiten
Die Berufung von Energieministerin Gewessler auf die Gazprom-Verträge und ihre Ankündigung einer Studie zu den Auswirkungen eines Ausstiegs werden von Doppelbauer als Ablenkungsmanöver für die eigene Wählerschaft betrachtet. Denn trotz zwei Jahren im Amt wurden keine Gesetzesvorlagen zur Reduzierung der Abhängigkeit vorgelegt. Laut der NEOS-Energiesprecherin braucht es lediglich politischen Willen, um aus dem russischen Gas auszusteigen. Sie verweist auf eine Trilog-Einigung, die im April 2024 im EU-Parlament zur Abstimmung stehen wird und den Mitgliedsstaaten das Recht geben wird, Lieferungen aus Russland oder Belarus durch gesetzliche Maßnahmen einzuschränken. Doppelbauer fordert die Regierung auf, den gesetzlichen Ausstieg rasch auf Basis der neuen EU-Rechtslage vorzubereiten.
Ex-E-Control-Vorstand: Ausstieg aus russischem Gas möglich
Der Energieexperte und frühere E-Control-Vorstand Walter Boltz hält einen Ausstieg aus russischem Gas ebenfalls für möglich. "Der europäische Gasmarkt ist aktuell gut versorgt, die Preise sind wieder niedriger und die Speicher sind voll. Es war also noch nie so einfach für Österreich, aus russischem Gas auszusteigen." Auch Länder, die wesentlich schlechter an das europäische Gasnetz angeschlossen seien, hätten den Ausstieg erfolgreich geschafft. "Wenn wir den Ausstieg vernünftig planen und den Unternehmen ausreichend Vorlaufzeit geben, spricht da aus meiner Sicht nichts dagegen."
Österreich habe zuletzt fast seine gesamten Gasimporte (98 Prozent) aus Russland bezogen, kritisiert Doppelbauer. Im Gesamtjahr 2023 habe der Russland-Anteil rund 65 Prozent betragen, Österreich habe dafür 3,6 bis 3,8 Mrd. Euro bezahlt.
Gaspreis in Österreich über europäischem Durchschnitt
Nach Angaben der Energie-Regulierungsbehörde E-Control war der Gaspreis für Haushalte in Österreich im Jänner um 4 Prozent niedriger als im Vormonat, aber mit 13,48 Cent pro Kilowattstunde höher als etwa in Deutschland (9,49 Cent) oder Tschechien (11,79 Cent). Deutlich mehr bezahlten die Schweizer (19,37 Cent) oder die Italiener (16,47 Cent) für ihr Gas. Den höchsten Gaspreis bezahlten die Haushalte in Schweden mit 32,62 Cent/kWh. In Holland kostete Gas die Endverbraucher 18,21 Cent. Deutlich billiger ist Gas in den weniger Russland-kritischen Ländern Ungarn (2,66 Cent), Slowakei (6,19 Cent) und Serbien (4,61 Cent).
Die Regulierungsbehörde verweist dabei auf den "Household Energy Price Index" (HEPI) der E-Control, der ungarischen Energiebehörde MEKH (Magyar Energetikai és Közmű-szabályozási Hivatal) und des Energie-Forschungs- und Beratungsunternehmens VaasaETT mit Sitz in Finnland. Demnach liege der Gaspreis in Österreich über dem Durchschnitt in Europa. "Gleichzeitig beobachten wir jedoch auch bereits durchgeführte Preissenkungen im Laufe des Jahres 2023, teilweise im Wege von Rabatten", hieß es dazu auf Anfrage der APA. "Diese spiegeln sich offenbar noch nicht in den Inflationsdaten wider. Es wäre auf dieser Basis zu erwarten, dass auch der Index für Österreich im Laufe der nächsten Monate zurückgehen sollte."