Die österreichische Bauindustrie steht derzeit vor einigen Herausforderungen. Steigende Zinsen, strengere Vorgaben für Hypothekarkredite und eine schwache Konjunktur belasten den Bausektor in Österreich, erklärte Harald Mahrer, der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, am Montag vor Journalisten.
Gemeinsam mit Josef Muchitsch, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Bau-Holz, forderte Mahrer von der Regierung ein Paket von Maßnahmen, um die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln. Beide betonten, dass es um die Beschäftigung von 310.000 Arbeitnehmern geht. Laut Mahrer erhöhten sich die Baukosten zwischen 202 und 2023 um 25 bis 35 Prozent. Der Präsident der WKÖ prognostizierte, dass die Fertigstellungsquote aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen zwischen 2022 und 2026 um etwa 25 Prozent zurückgehen werde. Es seien drei wesentliche Änderungen erforderlich. Dazu gehören der Ausbau der Wohnbauförderung, steuerliche Maßnahmen und Erleichterungen bei der Finanzierung.
Laut Mahrer könnten die ersten eigenen vier Wände, also eine Wohnung oder ein Haus, durch Wohnbauförderung entsprechend unterstützt werden. Muchitsch ist ebenfalls für eine Ausweitung der Förderung und betont, dass es nicht ausreiche, wenn Wohnbaukosten erst ein Jahr später von der Steuer abgesetzt werden könnten. Das Geld werde sofort benötigt. Steuerliche Maßnahmen wie Freibeträge oder günstigere Abschreibungsfristen seien jedoch ein wichtiger Bestandteil des Maßnahmenpakets, um die heimische Baubranche anzukurbeln. Sowohl bei der Immobilienfinanzierung als auch bei der Kreditvergabe für den Immobilienkauf sehen Mahrer, Muchitsch und Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf Handlungsbedarf. Sie sind sich einig, dass die KIM-Verordnung, welche die Kreditvergabe einschränkt, gelockert werden müsse. Laut einer Aussage des Präsidenten der Österreichischen Hoteliervereinigung, Walter Veit, könnte die Verkürzung der Abschreibungsdauer für gewerbliche Gästeunterkünfte von 40 auf 25 Jahre die Bauwirtschaft deutlich ankurbeln. Dieser Schritt wurde als Lösung für die Probleme in dieser Branche genannt.
"Die Rezession im Bau droht zum großen Konjunkturblocker zu werden, wenn nicht mit gezielten Maßnahmen gegengesteuert wird", so Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger (ÖVP) in einer Stellungnahme an. "Das heute vorgeschlagene Maßnahmenpaket der Sozialpartner ist äußerst begrüßenswert, sind doch Arbeitsplätze, Wohlstand und leistbares Wohnen eng mit der Bauwirtschaft verbunden".
Die FPÖ äußert Unzufriedenheit mit den Plänen der Sozialpartner. Sie fordert einen Bundeszuschuss für die Wohnbauförderung und die Wiederbelebung der Wohnbauinvestitionsbank, um die Finanzierungskonditionen zu sichern. FPÖ-Bautensprecher Philipp Schrangl betonte in einer Aussendung des freiheitlichen Parlamentsklubs, dass auch der gemeinnützige Wohnbau gestärkt werden müsse.