Personen, die als enge Vertraute von Rene Benko genannt werden, jedoch nicht namentlich, erzählen der "Tiroler Tageszeitung" am Samstag von einem Mann, der gebrochen wirkt.
Personen, die als enge Vertraute von Rene Benko genannt werden, jedoch nicht namentlich, erzählen der "Tiroler Tageszeitung" am Samstag von einem Mann, der gebrochen wirkt.
Laut Berichten hat Benko seinen ursprünglichen Erfolg eingebüßt und den Boden unter den Füßen verloren. Ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, bezeichnet beispielsweise den Kauf des Chrysler Buildings in New York City als "größenwahnsinnig". Der Mitarbeiter berichtet weiter, dass Benko plötzlich glaubte, er könne sich überall auskennen und alles in Gold verwandeln.
Nachdem er in den Handel eingestiegen war und später auch in den Medienbereich (wie die "Kronen Zeitung" und der "Kurier"), hat sich der Weg dieses Mannes vom vermeintlichen Glückspilz mit einem lebenslangen Luxus auf Kosten von Signa zu einem Rekord-Pleitier entwickelt: Vom Besitz eines Flugzeugs bis hin zu einem prachtvollen und luxuriösen Anwesen in Sirmione mit Hubschrauberlandeplatz, von den Chalets in Lech bis zur Villa in Igls – inklusive des dazugehörigen Personals.
Benko war wahrscheinlich tatsächlich bis zuletzt der Geschäftsführer, obwohl er versuchte, dies nach außen hin zu verbergen. Benko hatte "die Zügel in der Hand gehabt" und gab Anweisungen an seine Mitarbeiter und Geschäftsführer. Kürzlich sagte Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner: "Da sollte er sich auch nicht drücken in meinen Augen". Eine mögliche persönliche Haftung für Benko hängt von seiner faktischen Tätigkeit als Geschäftsführer ab. Die Finanzprokuratur plant, dies zu prüfen, wie bereits berichtet.
Benko scheut das Licht der Öffentlichkeit. Wo er sich genau aufhält, ob in Innsbruck oder anderswo, ist laut "TT" unklar. Er war aber auch immer wieder in Wien anzutreffen, frühstückte auch mal in "seinem" Park Hyatt in "seinem" Goldenen Quartier in der Innenstadt.
Früher ließen sich Politiker von Ex-Kanzler Sebastian Kurz abwärts sehr gerne mit ihm ablichten. Kurz nahm in seiner Kanzlerzeit Benko sogar mit in den arabischen Raum, etwa in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) anno 2019, um Investorengespräche zu führen. Der damalige Kanzler Kurz und der damalige Justizminister Josef Moser (beide ÖVP) sollen Ende 2017 in den Kika/Leiner-Kauf der Signa samt dem Leiner-Gebäude in der Mariahilfer Straße eingebunden gewesen sein, das vorerst als Luxuskaufhaus nun einmal als Rohbau dasteht und auf Eis liegt.
Die Pleiten im Firmen-Konglomerat Benkos sorgen für Passiva im zweistelligen Milliardenbereich. Es handelt sich um die mit Abstand größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Laut Weggefährten Benkos sei Dieter Berninghaus wichtiger Berater Benkos gewesen. Er habe es verstanden, Benko anzutreiben, schreibt die "TT". Berninghaus berät den Signa-Konzern seit einigen Jahren, sagte ein Sprecher des "unabhängigen M&A-Managers" am Samstag der APA. Er habe nie eine operative Tätigkeit als Geschäftsführer oder in einem Aufsichtsrat von Signa-Gesellschaften ausgeführt.
2022 sagte der frühere Migros- und Rewe-Manager Berninghaus in einem Interview mit dem Schweizer Wirtschaftsmagazin "Bilanz", dass er gerade dabei sei, den größten Luxus-Kaufhauskonzern Europas zu zimmern, schreibt die "TT". "Wenn Benko und Beringhaus sich auf eine Strategie verständigt haben, eine Entscheidung getroffen wurde, dann fuhr die Eisenbahn drüber. Da konnte man von außen her nicht mehr entgegenwirken", sagt ein Signa-Mitarbeiter laut Zeitungsbericht über bessere Tage. Der 58-jährige Berninghaus, Deutscher mit Schweizer Pass, lebt in der Schweiz und hat laut den Angaben des Sprechers vom Samstag stets von dort aus gearbeitet. Nur vorübergehend habe sich Beringhaus in den USA aufgehalten und sei wieder zurück.
Ein zweiter Name, der in der Aufarbeitung der Signa-Pleite auftaucht, ist jener von Timo Herzberg. Knapp vor Weihnachten wurde Herzberg mit "sofortiger Wirkung" seiner Funktion als CEO der Signa Prime und der Signa Selection enthoben. "Die Verdachtslage war eindeutig und ließ den Aufsichtsräten keine andere Wahl", teilte damals Alfred Gusenbauer, Ex-SPÖ-Kanzler und Aufsichtsratschef der beiden Gesellschaften, mit. Was genau das Vertrauensverhältnis gestört hatte, ist weiterhin offen. Vermutet wird, Herzberg habe dafür gesorgt, Boni-Zahlungen in Millionenhöhe womöglich mit unlauteren Methoden kassiert zu haben.
Die Signa argumentiert gerne damit, dass praktisch die EZB schuld sei an ihrem Zusammenbruch. Das liege an einer Sonderprüfung von Bankkrediten an die Signa und an den raschen Zinserhöhungen. Allerdings folgte die EZB mit ihren Erhöhungen nur bereits vorangegangenen Entwicklungen in den USA.
(APA/Red)