Die österreichische Industrie befindet sich weiterhin in einer schlechten Lage und ein Aufschwung im Frühling scheint nicht in Reichweite zu sein.
Eine Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) zeigt, dass die Kapazitätsauslastung niedrig ist, die Auftragsbestände abnehmen und die Ertragsaussichten wenig vielversprechend sind. Der Chefökonom der IV, Christian Helmenstein, prognostiziert, dass die "konjunkturelle Lethargie" zumindest bis zum Sommer anhalten wird. Die Interessenvertretung fordert Maßnahmen, um die Situation zu verbessern.
Besonders schlecht sei die Lage im Hochbau und in der energieintensiven Industrie. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte am Mittwoch bei einem Pressegespräch Anreize wie Verbesserungen bei den Regulatorien zur Schuldendienstquote oder eine befristete Einführung von Abschreibungsmöglichkeiten sowie einen Zinsabsetzbetrag für Immobilien-Kredite. "So ein Paket kann auch kurzfristig umgesetzt werden, es muss im ersten Halbjahr passieren", sagte Neumayer. Gleichzeitig sprach sich der IV-Generalsekretär dafür aus, dass zwei Monate vor der Wahl keine budgetrelevanten Ausgaben mehr getätigt werden sollten.
Die heimischen Industrieunternehmen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage nun bereits seit zehn Quartalen in Folge schlecht ein. Die Firmen blickten zwar etwas optimistischer in die Zukunft, was aber lediglich bedeuten würde, dass die rezessive Dynamik etwas nachlasse und nicht, dass sich die konjunkturelle Wende bereits abzeichne, geschweige denn unmittelbar bevorstünde, so die IV. "Wir hätten gerne bessere Nachrichten geteilt, aber die Lage bleibt schwierig", sagte Neumayer.
Als Exportland leide die österreichische Wirtschaft unter der schwächelnden Weltkonjunktur. "Der wirtschaftlichen Schwäche des wichtigsten Handelspartners Deutschland können wir uns nicht entziehen", sagte Helmenstein. Die heimischen Automobilzulieferer würden einen Schub durch die deutsche Automobilindustrie benötigen, doch dieser bleibe aus. Immerhin fasse die italienische Wirtschaft wieder Fuß, wovon Firmen in Kärnten, der Steiermark und Tirol profitieren würden, wenngleich dies den deutschen Ausfall nicht kompensieren könnte, so der Ökonom.
Einen Lichtblick gibt es in der österreichischen Papier- und Pappeindustrie. "Sie ist als Erstes in die Rezession gerutscht und kommt als Erstes wieder raus", sagte Helmenstein. Auch in Teilen des Maschinenbaus laufe es recht gut. In den übrigen Industriesparten setze sich die rezessive Entwicklung jedoch fort. In der Holzindustrie laufe es schlecht wegen der Querverbindung zum Hochbau, die Metallbearbeiter und Metallverarbeiter litten unter massiven Produktionsrückgängen, auch in der Halbleiterwirtschaft sei die Situation schwierig. "Wir müssen uns dringend um unsere Wettbewerbsfähigkeit kümmern", so Helmenstein. Dazu gehöre unter anderem eine Senkung der Lohnnebenkosten.