Der Dachverband der Pflichtschul-Elternvereine in Österreich äußert in einem Schreiben an die Regierungsspitze, das Bildungsministerium und die Bildungssprecher der Nationalratsparteien Bedenken bezüglich der aktuellen schulischen Förderung von Talenten.
Besonders an den Mittelschulen werde nicht adäquat auf die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler eingegangen, was zu häufigen Über- und Unterforderungen führe. Die Elternvertretung schlägt vor, individuell zusammengesetzte Lerngruppen als Lösungsansatz zu nutzen.
In den Mittelschulen existieren derzeit zwei Leistungsniveaus in Deutsch, Mathematik und Englisch ab der 2. Klasse, "Standard" und "Standard AHS", die auch im Zeugnis vermerkt sind. Obwohl eine Differenzierung im Unterricht, beispielsweise durch Teamteaching oder durch zwei dauerhafte Leistungsgruppen, stattfindet, sehen die Elternvertreter Defizite im aktuellen System. Die Unterscheidung zwischen den beiden Niveaus sei oft intransparent und nicht effektiv genug, um auf die tatsächlichen Leistungsstärken der Schüler einzugehen, so Verbandssprecherin Evelyn Kometter im Ö1-"Morgenjournal". Eine klarere und verbindliche Abgrenzung der Inhalte der Leistungsniveaus im Lehrplan sei notwendig.
Des Weiteren fordert der Verband, dass Volksschulen Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen gewährleisten und bei Lernproblemen von Kindern aktiv werden sollten. Kometter betont, dass die Last von Nachhilfestunden nicht den Eltern aufgebürdet werden sollte, sondern dass Unterstützungspersonal bereits ab der ersten Schulstufe kontinuierliche Förderung und Unterstützung anbieten müsse.
Um einen erfolgreichen Bildungsweg der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, müssten sowohl abgebende Schulen (wie Volks- und Mittelschulen) als auch aufnehmende Schulen (wie Mittelschulen, AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Berufsschulen) gewährleisten, dass die Schüler alle notwendigen Fertigkeiten erlernen und ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stehen. Kometter weist darauf hin, dass in ganz Österreich das Problem bestehe, dass Schüler nicht dort unterrichtet werden können, wo ihre Talente liegen. Zur Förderung der Fähigkeiten und Talente der Jugendlichen sei eine frühzeitige Bildungs- und Berufsorientierung durch qualifizierte Lehrkräfte unerlässlich.