Bei der jährlichen Statistik zu Bergunfällen in Österreich hat das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) am Dienstag folgende Ergebnisse präsentiert: Es gab mehr Unfälle, eine Zunahme bei den Rettungseinsätzen von unverletzten Personen und weniger Todesfälle.
Insgesamt verloren im Jahr 2023 in den österreichischen Bergen 266 Menschen ihr Leben, was im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre (282) ein Rückgang bedeutet. Dennoch ist die Zahl der Unfälle nahe an der Marke von 10.000 und zeigt laut Hans Ebner, dem Leiter der Alpinpolizei, einen steigenden Trend.
9.583 Unfälle in den Bergen im Jahr 2023 in Österreich
"Der Trend hat sich in den vergangenen Jahren - bis auf die Lockdowns - abgezeichnet", sagte Ebner bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Im Jahr 2023 ereigneten sich insgesamt 9.583 Unfälle in den Bergen. Verglichen mit dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (8.171) zeigt dies, dass immer mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind, so Experten. Die Anzahl der Alpintoten hingegen spiegelt diese Entwicklung nicht wider, erklärte ein Alpinpolizist. Er betonte, dass dies lediglich "Momentaufnahmen" seien und man aus einem leichten Anstieg oder Rückgang keine Schlüsse ziehen könne. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei um "Zufälle", ob ein tödliches Ereignis eintritt oder nicht. Von den Todesfällen waren 86 Prozent Männer betroffen, und die meisten traten in Tirol auf (88 Tote).
Zahlen pro Jahr seit 2014, Zahlen 2023 nach Aktivitäten und nach Bundesländern
©APA
Anstieg auch bei tödlichen Forstunfällen
Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich beim Wandern und Bergsteigen. Auffällig war ein Anstieg der tödlichen Forstunfälle in alpinen Gebieten, die mit 34 Todesopfern den zweiten Platz einnahmen. Matthias Knaus, Geschäftsführer der Österreichischen Kameradschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit (ÖKAS), wies auf mögliche Zusammenhänge mit dem Klimawandel hin, da im letzten Jahr durch Windwürfe viel Schadholz entstanden war. Die Arbeit in den Wäldern ist besonders gefährlich, da viele Bäume verdreht im Wald liegen, Spannungen aufweisen oder umstürzen können. Zudem sind Waldarbeiter auch vor herabstürzenden Ästen nicht geschützt. Knaus empfahl daher, insbesondere Nicht-Profis wie private Waldbesitzer, entsprechende Ausbildungen zu absolvieren, um das deutlich höhere Unfallrisiko zu reduzieren.
Schlechte Schneeverhältnisse auf Bergen sorgte für Plus bei Unfällen
Rund die Hälfte aller Unfälle ereignete sich auf Skipisten und Skirouten. In der jährlichen Statistik werden nur Unfälle erfasst, bei denen Fremdverschulden vermutet wird, wie zum Beispiel Zusammenstöße zwischen Skifahrern. Insgesamt verunfallten 6.177 Menschen auf den Pisten. Tomas Woldrich, zuständig für den Breitensport im Österreichischen Skiverband (ÖSV), wies auf die schlechten Schneeverhältnisse zu Beginn des Jahres 2023 hin. Das deutliche Plus von etwa 600 Verunfallten sei auf diese "Verhältnisse zurückzuführen". Es gab kaum Schnee, es war längere Zeit eisig und abseits der Pisten fehlte Schnee, erinnerte er sich. Die Menschen sollten ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Ausrüstung besser einschätzen. Allerdings entließ er auch die Seilbahnbetreiber nicht aus ihrer Verantwortung. "Die Seilbahnen haben ihr Möglichstes getan. Dass es immer Luft nach oben gibt, ist unbestritten". Diese müssten Gefahrenstellen "absichern und absperren". Inwieweit dies in angemessenem Maße erfolgte, müsse jedoch noch geklärt werden.
Alpinpolizist Ebner stellte fest, dass beim Alpinsport die positiven und gesundheitlichen Aspekte überwiegen. Er schlug vor, dass auch Unterkunftsanbieter ihre Gäste über das Thema informieren oder auf alpine Vereine verweisen könnten. Ein weiterer Bereich, der stark angestiegen ist, betrifft die Rettung von unverletzten Personen. Diese Gruppe machte 32 Prozent der Unfallereignisse und 4.326 Menschen aus - das durchschnittliche Zehn-Jahres-Ergebnis liegt bei 3.656. Es handelt sich dabei um Menschen, die in einer schwierigen Situation sind, weil sie mit der Tour oder den Bedingungen überfordert sind oder sich selbst überschätzt haben.
Das Thema Selbstüberschätzung könnte laut den Verantwortlichen einen Zusammenhang mit der häufigsten Todesursache bei Alpinunfällen haben. Wie in den Vorjahren stehen Herz-Kreislauf-Störungen mit 29 Prozent an erster Stelle. Der größte Teil dieser Gruppe war zwischen 51 und 80 Jahre alt. Als zweithäufigste Todesursache wurden Abstürze mit 13 Prozent genannt, gefolgt von Stürzen, Stolpern und Ausrutschen. Die meisten Unfallopfer stammten aus Österreich (171). Aus Deutschland kamen 48 Menschen, aus den Niederlanden elf und aus der Tschechischen Republik zehn Menschen.