Der ehemalige ORF-Sportchef Hans Huber hat am Sonntag seinen 80. Geburtstag. "Ich war ein positiv Verrückter", erklärte er im APA-Gespräch.
Seine denkwürdige Live-Panne vor einem ÖFB-Länderspiel gilt als unfreiwilliges Highlight des heimischen TV-Journalismus. "Die Schweeeeden... sind ein ganz haaarter Brocken", erklärte Hans Huber 1997 wie in Zeitlupe. Vor seinem 80. Geburtstag am Sonntag ist ihm bewusst: "Dadurch bin ich in Erinnerung geblieben." Über 40 Jahre lang prägte der Wiener das Bild des ORF-Sports und war eine seiner markantesten Stimmen.
"Weihnachtsbrief" von Huber
Seit 2009 ist Huber nun schon in Pension, doch immer noch rastlos, geistig rege und aktiv. Die letzten zwei Jahre vor seinem Abschied hatte er neben seinen Aufgaben als Kommentator, Moderator und Fußball-Planer als ORF-Sportchef auch die Gesamtverantwortung. Dass ihm das sportliche Geschehen und der ORF nach wie vor am Herzen liegen, daraus macht Huber kein Hehl. "Das war mein Leben und ist es auch noch immer." Jedes Jahr schreibe er etwa einen "Weihnachtsbrief" an die Redaktion. "Da sage ich dann, was mir gefallen hat, was mir nicht gefallen hat."
Wenn sein einstiges Zuhause in der Außensicht mitunter nicht so gut wegkommt, tue ihm das weh. "Ich hätte gerne, dass die Redaktion die Anerkennung bekommt im ORF, die ihr zusteht. Schließlich ist sie ein Quotenbringer und ein Aushängeschild des ORF." Auf seine Nachfolger will er nur "off the record" näher eingehen. Ganz allgemein vermisst Huber seit einiger Zeit aber Führungsstärke und klare Linien. "Man muss eine Richtung vorgeben. Ich habe das gemacht." Kein Hurra-Patriotismus und Hinwendung zur Sache waren dabei Eckpunkte. "Wir sind keine Fans, wir sind Berichterstatter", habe er stets betont.
Start von ORF-Karriere 1965
Begonnen hat seine ORF-Karriere 1965 in Wien-Hietzing auf dem Areal, das heute das Orang-Utan-Gehege im Tiergarten Schönbrunn beherbergt. Der Fernsehsport war damals noch "ein Anhängsel der ZiB", Huber freier Mitarbeiter. Eine Festanstellung erhielt er erst 1984. Wie seine Kollegen kam er vom Printjournalismus, legte teilweise parallel zu den ORF-Jobs Stationen bei Kurier, APA und Die Presse zurück. Ahnung von Fernsehen war zunächst kaum da, bei einigen wies aber auch das sportspezifische Know-how Lücken auf. So erzählte Huber von einem früheren Vorgesetzten, der während einer Tennis-Übertragung das Tiebreak aus voller Überzeugung mit dem vermeintlichen Fachausdruck "Krawattenbruch" übersetzt hat.
Huber berichtete von Dutzenden Großereignissen, kommentierte Olympische Spiele, Ski alpin, Tour de France oder Kanu-Bewerbe. Sein Herz gehörte jedoch, nachdem er in der Jugend selbst als Kicker-Talent gegolten hatte, dem Fußball. Bis zur -Pandemie jagte er in Sportjournalisten-Auswahlen der Kugel nach, im ORF war er eine der Schlüsselfiguren der Fußball-Berichterstattung. Durch seine berufliche Laufbahn knüpfte er Bekanntschaften zu zahlreichen Granden und sogar Freundschaften fürs Leben. Herbert Prohaska ist ein enger Freund, doch auch mit Ernst Happel und dem kürzlich verstorbenen Franz Beckenbauer war der Austria-Anhänger auf Du und Du.
Umfragesieg für Huber
Dieser Umstand hat bei ihm und anderen Sportjournalismus-Veteranen oft genug von Verhaberung reden lassen, womit Huber aber immer leben konnte. "Weil wir die Sportler trotzdem in der Sache immer kritisiert haben." Der Fokus auf den Sport gehe ihm heute zuweilen ab. Manche seiner Nachfolger "glauben, das Ereignis findet statt, damit sie am Schirm sind". Er hingegen "wollte nicht den Zuschauer vollquatschen, ich wollte immer sagen, was wichtig ist". Bei einer Umfrage einer Zeitung anlässlich der Fußball-WM 1994, welcher Kommentator am wenigsten nervt, habe er "mit weitem Abstand gewonnen".
Seine Generation habe es beruflich gewiss einfacher gehabt, sagte Huber. Die meisten Menschen in Österreich kannten nur zwei Fernsehsender. Das Internet und damit das Getöse des Online-Journalismus, der schnell auf möglichst viele Klickzahlen abzielt, gab es noch nicht. Man habe damals viel leichter Zugang zu Sportlerinnen und Sportlern bekommen. Mit der TV-Kamera in die Umkleidekabine zu marschieren, sei selbstverständlich gewesen. Heute sei das Business ein anderes, wobei er vor allem die explodierenden Preise bei gewissen Live-Rechten problematisch sieht. "Das ist eine Schere, die für den ORF unheimlich schwierig ist."
Als Kind nach Wien
Geboren wurde Huber 1944 gar nicht in Österreich, sondern in Prag. Sein Vater war der Sohn eines österreichischen k.u.k. Offiziers, der in Böhmen stationiert war. Mit knapp vier Jahren kam er nach Wien "und konnte nur tschechisch". Auch heute noch lebt Huber in Wien. Drei Enkelkinder halten ihn und seine Frau auf Trab. Er hält Vorträge, leitet Medienschulungen, spielt regelmäßig Tennis. Im Ruhestand - wie ein paar Ex-Kollegen - für einen anderen Sender als den ORF zu kommentieren, kommt für ihn nicht infrage. Für Sonntag plant er "ein kleines Fest" zu seinem Geburtstag, wie Huber ankündigte. "Aber da ist Kitzbühel, das heißt, dass viele meiner Freunde weg sind."
(Das Gespräch führte Nikolaus Panny/APA)