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Metaller-KV: Tausende bekommen weniger als vorgesehen

17-01-2024, 11:21

Die Metalltechnische Industrie steckt seit dem vergangenen Sommer in einer Rezession. Die ungünstige Situation wird voraussichtlich auch in diesem Jahr anhalten, wie ein Konjunkturtest des Wifo im Auftrag des Fachverbands (FMTI) zeigt.

Infolgedessen werden etwa 120 Unternehmen mit rund 32.000 Mitarbeitern die sogenannte Wettbewerbssicherungsklausel anwenden. Diese ermöglicht - wie von den Sozialpartnern vereinbart - eine etwas geringere Erhöhung der Entgelte als im allgemeinen Kollektivvertragsabschluss der Metaller vorgesehen.

Sozialpartnerschaftlich vereinbarte Wettbewerbs- und Beschäftigungsklausel bei Metaller-KV

Die Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel wurde angesichts der schwierigen Lage von der Gewerkschaft gemeinsam mit den Arbeitgebern im Kollektivvertrag verankert. Diese ermöglicht es Betrieben, die im internationalen Wettbewerb stehen und einen hohen Personalkostenanteil haben, die vereinbarten KV-Erhöhungen auf sieben bzw. 8,5 Prozent zu reduzieren.

Die 120 Firmen, die Klausel laut neuestem Stand anwenden wollen, sind laut FMTI "zum weitaus größten Teil KMU mit unter 500 Beschäftigten". Bis Ende Februar werden die passenden Lösungen auf betrieblicher Ebene verhandelt.

Der Abschluss sieht - ohne Anwendung der möglichen Klausel -, eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne und Gehälter um brutto 8,6 Prozent vor. Durch eine Staffelung bekommen die unteren Einkommensbezieher zehn Prozent mehr. Die Vereinbarung gilt für zwei Jahre, wobei im zweiten Jahr ein Prozent auf die rollierende Inflation drauf geschlagen wird.

32.000 Metaller bekommen weniger als im KV-Abschluss vorgesehen

Alle Befürchtungen, die vor Start der KV-Verhandlungen seitens der Arbeitgeber genannt wurden, hätten sich bewahrheitet, monierte Fachverbandsobmann Christian Knill am Mittwoch in einer Aussendung. "Die Rezession setzt sich in der Branche fest", so der Unternehmer (Knill-Gruppe). "Wir befinden uns in einer strukturellen Nachfragekrise."

Nun setze rund jedes zehnte der 1.200 Unternehmen der Branche auf die Wettbewerbssicherungsklausel. Auf Betriebsebene werde nun bis Ende Februar für rund 32.000 der rund 137.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie die konkrete Ausgestaltung der Klausel im Detail vereinbart. "Das gibt den Unternehmen mehr Flexibilität, um besser auf die jeweilige Wettbewerbssituation zu reagieren. Für die Beschäftigen bedeutet dies mehr betriebliche Mitsprache, Arbeitsplatzsicherheit und Verständnis für die spezifische Lage ihres Betriebes", argumentiert Knill.

Zur aktuellen Lage zeigt der Wifo-Konjunkturtest laut FMTI, das die Produktion der vergangenen drei Monate weiter sank. Das Tempo des Rückganges habe sich beschleunigt. 43 Prozent der Unternehmen hätten gemeldet, dass die Produktion im Schlussquartal 2023 gesunken ist, im Oktober 2023 meldeten dies rund 36 Prozent. In der der Metallwarenindustrie sinke die Produktion noch stärker als im Maschinenbau. Auch die Produktionsaussichten seien weiterhin negativ. Fast ein Drittel der Unternehmen erwarte weitere Rückgänge in den nächsten drei Monaten, nicht einmal ein Zehntel rechnete mit einer Steigerung der Produktion.

Wettbewerbs- und Beschäftigungsklausel soll Wettbewerbsnachteile ausgleichen

Bei den Auftragseingängen herrsche in der Metalltechnischen Industrie schon seit Mitte 2022 ein stetiger Abwärtstrend. Fast die Hälfte der Unternehmen bezeichne ihre Auftragsbestände als "nicht ausreichend". Daher sei "die Talsohle des Abschwungs noch nicht erreicht".

Auch die internationalen Rahmenbedingungen seien schwierig. Die Branche verdient etwa 8 von 10 Euro über den Export - und auf dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland herrscht ebenfalls eine Rezession. Zudem werde die heimische Wettbewerbsfähigkeit durch die hierzulande höhere Inflation geschwächt. Erst am heutigen Mittwoch hatte die Statistik Austria rund um die Jahresinflation 2023 in Höhe von 7,8 Prozent zu bedenken gegeben, dass die Teuerung in so gut wie allen Ländern der Eurozone im Vorjahr stärker sank als hierzulande. Die Energiekosten belasten heimische Betriebe auch besonders. "Das ist ein giftiger Cocktail, den die Branche derzeit schlucken muss", kommentierte Knill.

Um diese Wettbewerbsnachteile so gut es geht auszugleichen, gibt es erstmals eine solche Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel. Betriebe mit einem hohen Personalkostenanteil können damit die vereinbarte KV-Erhöhung konkret um bis zu 3 Prozent reduzieren. Die Klausel gilt abhängig von der Personalkostenbelastung und dem Betriebserfolg des jeweiligen Unternehmens.

Die zugrundeliegende Formel berechnet die Personalkosten gemessen an der Bruttowertschöpfung (Summe aus Personalkosten, Abschreibung und Gewinn). Je nach Höhe des errechneten Wertes ergibt sich eine Reduktion der IST-Erhöhung (10 Prozent, gedeckelt mit 400 Euro) in zwei Stufen auf entweder 8,5 Prozent (340 Euro Deckel) oder 7 Prozent (280 Euro Deckel). Im Rahmen eines Interessenausgleichs auf betrieblicher Ebene wird in Folge eine einmalige Kompensation der errechneten Reduktion in Form von Einmalzahlungen, Freizeit oder Aus- und Fortbildung vereinbart.

Insgesamt zählt der FMTI 1.200 Firmen-Mitglieder. Diese haben wiederum knapp 140.000 Mitarbeitende.

(APA/Red)

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