Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, welcher über das Ibiza-Video gestolpert ist, steht nächste Woche wieder vor Gericht.
Ab 7. Juni muss er sich zum zweiten Mal wegen Bestechlichkeit am Wiener Straf-Landesgericht verantworten. Er soll laut Anklage dem mitangeklagten oberösterreichischen Immobilien-Unternehmer Siegfried Stieglitz für eine Spende an einen FPÖ-nahen Verein einen Asfinag-Aufsichtsratsposten verschafft haben. Sechs Prozesstage sind anberaumt, der letzte Ende Juli.
Strache steht kommende Woche wieder vor Gericht
Auch ein prominenter Zeuge ist geladen: Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer - der Strache als FPÖ-Chef abgelöst hatte und mittlerweile selbst von Herbert Kickl abgelöst wurde - soll am 10. Juni aussagen. Gegen Hofer hatte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in dieser Causa ebenfalls ermittelt. Denn er war Infrastrukturminister, als Stieglitz Anfang März 2018 einen Sitz im Aufsichtsrat der Asfinag übernahm. Die WKStA konnte aber nicht nachweisen, dass Hofer von den inkriminierten Vorgängen wusste, weshalb das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde.
Prominenter Zeuge ist geladen: Norbert Hofer sagt aus
Strache
wird dagegen von Chat-Nachrichten an bzw. von Stieglitz belastet, die
nach der Ibiza-Affäre ausgewertet worden waren. Die WKStA geht davon
aus, dass Stieglitz schon 2017 bei Strache interveniert hatte, um einen
Aufsichtsratsposten in einem staatsnahen Unternehmen an Land zu ziehen.
Ab Oktober 2017 überwies der Steyrer Immobilien-Unternehmer dem
FPÖ-nahen Verein "Austria in Motion" in vier Tranchen zu je 2.500 Euro
insgesamt 10.000 Euro. Strache soll im Gegenzug dafür gesorgt haben,
dass Stieglitz schließlich bei der Asfinag landete. Für beide Angeklagte
gilt die Unschuldsvermutung.
Zweiter Prozesstag gegen Strache am Mittwoch
Vor Gericht verantworten müssen sie
sich ab Dienstag, 7. Juni. Los geht es, wie üblich, mit dem Vortrag der
Anklage, den Repliken der Verteidiger und Stellungnahmen der beiden
Angeklagten. Auch den zweiten Prozesstag am Mittwoch hat die Richterin
dafür reserviert. Am Freitag, 10. Juni, soll u.a. Hofer befragt werden.
Nach einem Monat Pause stehen im Juli - am 19. und am 21. - weitere
Zeugenbefragungen am Programm. Am 26. Juli könnte das Urteil fallen.
Strache bekämpft eine Verurteilung wegen Bestechlichkeit
Eine
Verurteilung wegen Bestechlichkeit bekämpft Strache (wie auch die
WKStA) bereits. In einem ersten Strafprozess nach Veröffentlichung des
Ibiza-Videos war er Ende August 2021 im Zusammenhang mit der Affäre um
den Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds (Prikraf) zu 15 Monaten
bedingt verurteilt worden. In dem Verfahren war es um einen vermuteten
Gesetzeskauf im Zusammenhang mit der Privatklinik Währing gegangen, der
Klinik-Betreiber hatte der Bundes-FPÖ insgesamt 12.000 Euro gespendet.
Dieses Urteil ist allerdings nach wie vor nicht rechtskräftig.
Vorwürfe im Zusammenhang mit Asfinag-Posten an Stieglitz
Zu
den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Asfinag-Posten an Stieglitz -
dieser wurde 2020 unter der nunmehr zuständigen Ministerin Leonore
Gewessler (Grüne) wieder abberufen - hatte Strache nach Einbringen des
Strafantrags auf APA-Anfrage angegeben: "Ich weiß, dass ich die Vorwürfe
im Rahmen der Hauptverhandlung vor Gericht leicht entkräften werden
kann." Inhaltlich will sich Strache ausschließlich gegenüber dem Gericht
äußern, hatte sein Verteidiger Johann Pauer damals erklärt.