Am Dienstag begann unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen am Wiener Landesgericht ein weiterer Terrorprozess rund um die radikalislamische Terror-Miliz "Islamischer Staat".
Dem bereits rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilten ehemaligen "Hassprediger" Mirsad O. sowie vier weiteren Beschuldigten wurde vor allem die Rekrutierung von IS-Kämpfern in den Jahren 2013/14 vorgeworfen. Nicht erschienen war jedoch der 38-jährige Erstangeklagte.
Der Terrorprozess startete am Dienstag in Wien
Gegen den Bosnier besteht nämlich ein aufrechtes Aufenthaltsverbot im Schengen-Raum, wie sein Anwalt dem Gericht mitteilte, weshalb er bei der Einreise sofort verhaftet würde. Richter Andreas Hautz schied deshalb das Verfahren gegen den 38-Jährigen aus. Ebenfalls nicht erschienen war Astrid Wagner, die Verteidigerin des Viertangeklagten, einem Österreicher (27). Deshalb blieb dessen Verantwortung zunächst offen.
Angeklagter im Terrorprozess erschien nicht
Schuldig
bekannte sich der Serbe Mirsad O. (40). Er soll sich laut
Staatsanwältin selbst radikalisiert haben und u.a. durch
Video-Predigten, die ihn in ganz Europa bekannt machten, junge Muslime
zum Jihad aufgefordert haben. "Wien wurde zur Drehscheibe für junge Muslime aus ganz Europa", so die Anklägerin.
Radikalisierung junger Menschen in Wien logistisch unterstützt
Kamen die radikalisierten jungen Menschen in Wien
an, wurden sie logistisch unterstützt, etwa mit Geld und Wohnungen, bis
sie nach Syrien reisen konnten. "Hier gab es das Rundum-Paket für
zukünftige Terroristen in Syrien", betonte die Staatsanwältin. Betreut
und bestärkt wurden sie laut Anklage vom 27-Jährigen.
20.000 Euro bei Spendenaktion mit Versteigerung der IS-Fahne lukriert
Bei einer
Spendenaktion, bei der bei einer Auktion u.a. einer Fahne des IS
versteigert wurde, kamen 20.000 Euro zusammen. Ein 35-jähriger Bosnier
soll dabei als Auktionator mitgewirkt haben, weshalb er sich nun auf der
Anklagebank wiederfand. Dort saß auch ein 43-jähriger Afghane, der laut
Anklage als Prediger in einer vor allem von seinen Landsleuten
besuchten Moschee junge Menschen für den IS rekrutiert haben soll - in
Absprache mit Mirsad O.
Nikolas Rast, der den 35-Jährigen
vertritt, präsentierte seinen Mandanten als geläutert. Dieser sei damals
"jung und dumm" gewesen und in entsprechende Kreise geraten. Ja, er
habe bei der Auktion mitgewirkt, habe sich aber davon gelöst und sein
Verhalten massiv geändert und "zu wahren Werten zurückgefunden". Der
Bosnier bekannte sich schuldig, wollte aber keine weiteren Aussagen
machen.
Mirsad O. sei umfassend geständigt sagt sein Anwalt
Sein Mandant sei ebenfalls umfassend geständig, sagte
Leonhard Kregcjk, Verteidiger von Mirsad O: "Alles was in der Anklage
steht, stimmt." Dies sei schon der dritte Terrorprozess gegen seinen
Mandanten. Seit seiner Inhaftierung sei seine Radikalisierung im
Aufbrechen, er arbeite mit den entsprechenden Vereinen zusammen und
hätte auch regen Kontakt zum katholischen Anstaltsgeistlichen. Aber auch
Mirsad O. kündigte nach seinem Schuldeingeständnis an, keine weiteren
Aussagen zu machen.
Weiterer Angeklagter verantwortete sich nicht schuldig
Nicht schuldig verantwortete sich der 43-Jährige. Laut seinem Verteidiger Michael Nierla sei der Afghane nur einer von mehreren Predigern in der Wiener Moschee gewesen und habe niemals radikale Botschaften verbreitet. Verantwortlich, dass junge Muslime von hier nach Syrien gegangen sind, seien vielmehr Tschetschenen gewesen, die die Radikalisierung von außen in die Moschee gebracht hätten. Der 43-Jährige hätte sich daraufhin zurückgezogen. Auch den Vorwurf, der Afghane sei selbst nach Syrien gereist, wies Nierla zurück. Entsprechende Aussagen beruhten nur auf Hörensagen.
Mehrere Verhandlungstage bei Terrorprozess in Wien
Für den Terrorprozess sind mehrere Verhandlungstage
angesetzt und zahlreiche Zeugen geladen worden. Mit einem Urteil dürfte
frühestens am 23. Juni zu rechnen sein.