Wiener Wissenschaftler analysierten, wie es über 700 Menschen in Österreich, Italien und Deutschland während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2022 im Tagesverlauf ergangen ist.
In der Fachzeitschrift "" berichten sie nun, dass die so ungewohnte Situation bei vielen Menschen die Konzentration des Stresshormons Kortisol sogar absinken ließ. Höhere Stresslevels zeigte jedoch junge Menschen und Personen, die finanziell schlecht abgesichert waren.
Corona-Lockdown setzte jungen und ärmeren Menschen stärker zu
Das Team um Claus Lamm, Urs Nater und Giorgia Silani von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien bat Menschen in der ersten Phase der darum, Aufzeichnungen über ihre Stimmung und ihr Stresserleben zu führen. Mehrmals täglich beantworteten die Teilnehmer über eine Smartphone-App eine Woche lang Fragen. In der Regel empfinden Menschen vermehrt Stress, aber mehr Energie unter Tags, daraufhin folgt ein Abfall zum Abend hin, "wohingegen Gefühle der Entspanntheit am Abend in der Regel eher ansteigen. Die Analyse der Alltagsdaten aus dem ersten Lockdown zeigen demgegenüber andere Stress- und Stimmungsverläufe im Alltag in Abhängigkeit bestimmter personenbezogener Risikofaktoren", so Lamm am Mittwoch in einer Aussendung der Uni Wien.
Wiener Forscher analysierten das Befinden im Corona-Lockdown
In
der Studie zeigten sich geschlechtsbezogene Unterschiede. Männer
berichteten über mehr Stress, Frauen erlebten im Verlauf des Tages mehr
Energielosigkeit und Müdigkeit. Ein genereller Effekt war auch, dass
Personen, die eher einsam waren, vor allem über weniger Energie am
Morgen und Stimmungstiefs gegen Abend hin klagten.
Hohes Stresslevel bei jüngeren Menschen in den Abendstunden
In Bezug auf
das Stressempfinden zeigte sich, dass vor allem in den Abendstunden
jüngere Menschen ein hohes Stresslevel empfanden. Gleiches galt auch für
Personen, die finanziell weniger gut abgesichert waren. Diese
Erkenntnis deckt sich mit relativ vielen anderen wissenschaftlichen
Befunden aus dieser Pandemie-Phase. Ältere Menschen dagegen erlebten
gegen Abend den quasi üblichen Rückgang des Stressempfindens.
Kortisol-Konzentration stieg nicht bei allen im Corona-Lockdown
Allerdings
gingen die Kortisol-Konzentration bei weitem nicht bei allen
Studienteilnehmern im ersten Lockdown hinauf - ganz im Gegenteil: In
Haarproben, die die österreichischen Testpersonen schickten, zeigte sich
zumeist ein Rückgang der Konzentration des Hormons in den Haaren. Nur
bei einem geringen Prozentsatz der Proben wurde ein Kortisol-Anstieg
nachgewiesen. "Dies könnte möglicherweise darauf hindeuten, dass die
meisten Studienteilnehmenden während des ersten Lockdowns unter weniger
Alltagsstressoren litten als zuvor, wohingegen nur bestimmte
Personengruppen mit einer endokrinen Stressantwort auf die
Lockdownmaßnahmen reagierten. Dies deckt sich mit der bisherigen
Literatur, die beispielsweise Kortisolanstiege bei in der Pandemie
besonders herausgeforderten Personengruppen nachwies, wie beispielsweise
bei Personal des Gesundheitswesens", so Silani.