Am Mittwoch hat sich Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) für eine "graduelle Integration" der Ukraine in die EU ausgesprochen.
"Das wäre eine Möglichkeit", sagte Schallenberg in einem Interview mit der deutschen Zeitung "Welt" vom Mittwoch. "Die 27 EU- Länder könnten mit Vertretern der Westbalkanstaaten oder der Ukraine, Moldaus und Georgiens vor Beginn regulärer Sitzungen für zwei oder drei Stunden beraten. So könnten diese Länder teilhaben", sagte der Außenminister.
Diese Staaten "wären damit bei konkreten Fragen eingebunden, aber die Entscheidungen fällen am Ende die EU-Staaten", so Schallenberg. Im Falle der Ukraine gebe es aber vonseiten der EU "kein Beitrittsversprechen", betonte er. "Ein EU-Beitritt der Ukraine - sollte er überhaupt stattfinden - wäre ohnehin noch sehr, sehr weit entfernt." Die EU müsse der Ukraine klar signalisieren: "Das Land ist Teil des europäischen Lebensmodells und es ist in unserer Wertegemeinschaft verankert. Wie das geschieht, werden wir sehen. Ich bezweifle, dass der Status als Beitrittskandidat die einzige Lösung für die Ukraine ist."
Dagegen
forderte Schallenberg konkrete Schritte zu einem EU-Beitritt der
Westbalkanstaaten. "Der Beitritt muss auf jedem Fall kommen, das haben
wir den sechs Ländern fest versprochen." Die EU müsse im Juni endlich
beschließen, die Beitrittsgespräche mit Albanien und Nordmazedonien zu
eröffnen, forderte der Außenminister. Bulgarien blockiert hier. "Auch
Bosnien und Herzegowina braucht mittelfristig eine Perspektive und die
Menschen aus dem Kosovo müssen ohne Visum in die EU einreisen können.
Wir müssen beim Westbalkan einen Zahn zulegen und Nägel mit Köpfen
machen." Man könne nicht ausschließen, "dass Putin auch versucht den
Westbalkan zu destabilisieren".
Eine gezielte Operation des
Westens zur Tötung des russischen Präsidenten Wladimir Putin schloss
Schallenberg aus. "Für uns gelten die unumstößlichen Prinzipien des
Völkerrechts und der UN-Charta. Wir wollen Konflikte mit friedlichen
Mitteln lösen. Mit einem gezielten Tötungsversuch würden wir uns auf die
Ebene Putins begeben. Ich lehne das zutiefst ab."
Schallenberg
bekräftigte in dem Interview, dass er "keinen Bedarf" sehe, "an
Österreichs Neutralität zu rütteln. Eines muss aber klar sein:
Neutralität bedeutet nicht per se Sicherheit. Wir sind in einer neuen
konfrontativen Phase der Geopolitik. Wir haben am 24. Februar mit Beginn
des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine
einen brutalen Zivilisationsbruch erlebt. Ein neutrales Land muss
wehrhaft sein und eine effektive Landesverteidigung besitzen. Wir wollen
und müssen unsere Fähigkeiten zur Verteidigung jetzt verbessern."