Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo zieht Importzölle einem Embargo auf russisches Öl vor.
"Importzölle dürften im Vergleich zu einem Öl-Embargo mehrere Vorteile aufweisen. Durch eine graduelle Erhöhung verläuft die Anpassung der heimischen Wirtschaft über Preiseffekte besser als über eine unmittelbare Mengenreduktion", erklärte das Institut zu einer am Dienstag veröffentlichten Analyse.
Importzölle könnten im
Gegensatz zum einem Embargo flexibel und strategisch auf die
wirtschaftliche und politische Dynamik des Konfliktes abgestimmt werden
und führten in der EU neben höheren Preisen auch zu Zolleinnahmen. Als
Folge eines Embargos oder einer Einführung eines äquivalenten
Importzolles lassen Simulationsergebnisse das Wifo
für Österreich kurzfristig einen Anstieg der Inflationsrate um 0,5 bis
0,75 Prozentpunkte und eine Absenkung der Wirtschaftsleistung um 0,3
Prozent erwarten.
Für Österreich ist Kasachstan mit einem Anteil
von 40 Prozent das wichtigste Importland für Erdöl, gefolgt von Libyen
und dem Irak - zusammen decken diese Länder rund 80 Prozent der
österreichischen Ölimporte ab. Insgesamt kommen etwa 48 Prozent der
österreichischen Ölimporte aus den GUS-Ländern, die im Falle von
russischen Gegenmaßnahmen möglicherweise wegfallen könnten, warnen die Wifo-Forscher.
Sie könnten aber durch eine Ausweitung der Erdölimporte aus den
OPEC-Ländern (decken derzeit 45 Prozent der österreichischen
Erdölimporte ab) kompensiert werden - allerdings zu deutlich höheren
Preisen.
Benzin und Diesel werden in Österreich fast
ausschließlich aus anderen EU-Ländern bezogen und nicht direkt aus
Russland importiert. So werden rund 60 Prozent der heimischen
Dieselimporte in Deutschland gekauft. Da Russland allerdings ein
wichtiger Diesel-Lieferant für die EU ist, ist Österreich hier indirekt
abhängig. Eine Verknappung und eine damit verbundene massive Verteuerung
von Treibstoffen hätten weitreichende negative Auswirkungen auf die
Güter- und Personenbeförderung, so das Wifo.
Innerhalb der EU ist die Importabhängigkeit von russischen Öllieferungen - ähnlich wie bei Erdgas - sehr unterschiedlich. Vor allem geografisch nahe Länder wie Litauen (83 Prozent), Finnland (80 Prozent) und die Slowakei (74 Prozent) beziehen sehr viel russisches Erdöl.