Der Fall oBike wird längst zum globalen Wirtschaftskrimi – mit möglicherweise Tausenden geschädigten Wienern, die um ihre 79 Euro Kaution für die Leihrad-App umfallen könnten.
Klar ist derzeit so viel: Das Start-up-Unternehmen aus Singapur hat im Vorjahr in Wien 800 Leihräder ohne fixe Station auf den Markt gebracht, die man mit einer App öffnen kann und für 1 Euro pro angefangener halber Stunde mieten kann.
Als der Ärger der Wiener über in der ganzen Stadt vom Donaukanal über den Wienfluss bis zum Schillerpark (Bild rechts) „geparkte“ oBikes explodierte, verordnete die Stadt den Leihrad-Firmen eine Obergrenze von 1.500 Stück und genaue Spielregeln für die Abholung falsch geparkter Räder.
Obwohl die neue Verordnung erst ab 1. August gilt, verlangt oBike schon seit Beginn dieser Debatte eine Kaution. Sie beträgt 79 Euro, fällig bei der ersten Miete, „rückzahlbar binnen zwei Wochen“ nachdem man erklärt, oBike nicht mehr benützen zu wollen. Fraglich ist allerdings, wem man das erklären kann – und ob man je sein Geld zurückbekommt.
Denn jetzt ergaben internationale Recherchen neue, bestürzende Tatsachen:
■ oBike ist in der EU und auch in Österreich durch keinerlei Ansprechpartner mehr vertreten.
■ Die Homepage der Firma, der man seine 79 Euro überwiesen hat, hat nicht einmal ein Impressum.
■ In Singapur wurde ein Insolvenzverfahren gegen die Mutterfirma eingeleitet. Zuletzt hörte man im Juni vom Anbieter etwas. Nämlich, dass das keine Konsequenzen für Österreich und die EU habe.
■ Seltsam: Auf APA- und DPA-Anfragen, warum die Schweizer Firma Umzug24, die in München mehr als 2.000 oBikes einsammeln hätte sollen, dann behauptet, dass die App zum Auffinden der Räder nicht mehr funktioniere, gab es bis dato keine Antwort.
Auf eine Anfrage von ÖSTERREICH kam die Antwort, dass die „Customer Service Ambassadors“ auf uns zurückkämen. Die Botschaft kam an, die Botschafter antworteten bis dato leider nicht.