Im vergangenen März ist in der Bundeshauptstadt ein 35-jähriger Mann festgenommen worden, weil er sich seit Dezember 2014 wildfremden Frauen an die Fersen geheftet hat und in Missbrauchsabsicht über diese hergefallen ist. Im Wiener Landesgericht hat er das am Mittwoch damit begründet, dass er keine Lust auf Sex mit seiner Ehefrau mehr habe.
Diese hätte durchaus weiterhin Interesse an ihm. "Aber ich habe ein anderes Bild vor Augen. Ich habe das Verlangen, mit anderen Frauen zu schlafen", offenbarte der 35-Jährige einem Schöffensenat (Vorsitz: Andrea Wolfrum). Die naheliegende Frage, weshalb er dann nicht Dating-Plattformen nutze oder die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehme, konnte oder wollte der Angeklagte nicht beantworten. Möglicherweise spielt dabei seine Herkunft eine Rolle. Er stammt aus Indien und lebt seit 2003 in Wien, wo er zunächst als Zeitungsverkäufer und später als Schankgehilfe arbeitete.
Nach Arbeitsschluss hielt er auf der Straße oder in der U-Bahn hin und wieder nach Frauen Ausschau, die angetrunken oder indisponiert wirkten. Er folgte ihnen und versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln, was im Regelfall scheiterte. In fünf Fällen wurde der Mann darauf gewalttätig. Er drückte die Frauen zu Boden, riss ihnen die Kleidung teilweise vom Leib, legte sich auf sie und versuchte, sie zu vergewaltigen. Einer, die sich ihm widersetzte, streckte er mit der Bemerkung "Bitte!" noch einen 50-Euro-Schein entgegen, um sie mit Geld zu sexuellen Handlungen zu überreden.
Wie die Staatsanwältin ausführte, kam es nur deshalb nicht zum Äußersten, weil sich die Frauen entweder heftig zur Wehr setzten oder um Hilfe riefen. Nach den ersten beiden Überfällen hatte sich der 35-Jährige fast eineinhalb Jahre hindurch ruhig verhalten. "Eine innere Stimme hat mir gesagt, dass ich das nicht machen soll", gab er dazu zu Protokoll. Anfang des heurigen Jahres dürfte diese Stimme verstummt sein. Bis zum 16. März setzte er drei weitere Übergriffe: "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe nicht an mich halten können." Er sei den Frauen gefolgt, "weil ich wieder Geschlechtsverkehr wollte. Ich wollte sie überall betasten." Auf die Frage des Gerichts, wie er nach seiner Enthaftung mit seiner Begierde umgehen werde, erwiderte der Angeklagte: "Ich werde versuchen, mich zurückzuhalten."
Am Ende wurde der bisher Unbescholtene wegen fünffacher versuchter Vergewaltigung zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. Nach Rücksprache mit Verteidiger Rudolf Mayer akzeptierte der 35-Jährige die Strafe. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.