Wien. Hochspannung am heutigen 41. Verhandlungstag im größten Korruptionsprozess der 2. Republik rund um die Causa Buwog: Heute war endlich der Hauptangeklagte, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser am Wort.
Zu Beginn seiner Darstellung meinte Grasser: "Es ist sehr schwierig für mich als Angeklagter hier zu stehen, sicher die schwierigste Situation in meinem Leben." Das Ermittlungsverfahren sei teilweise gesetzeswidrig verlaufen, weil es öffentlich geführt worden sei. Er sei neun Jahre kriminalisiert und als Verbrecher hingestellt worden.
Er habe zu Beginn seiner Tätigkeit als Finanzminister sieben Tage die Woche 16 bis 18 Stunden am Tag gearbeitet, so Grasser. Die Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) sei extrem unter Druck gestanden, gleich zu Beginn hätte es drei Rücktritte und eine Massendemo mit 150.000 Protestierenden gegeben.
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Das alles habe er sich nur im Interesse des Staates angetan, denn bei seinem vorigen Arbeitgeber, der Magna des Austrokanadiers Frank Stronach, habe er weit mehr verdient, so Grasser zu Richterin Marion Hohenecker.
Wenig überraschend betonte Grasser, wie schon die Tage zuvor der zweitangeklagte Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger, dass es eine mediale Hetzjagd gegen ihn gegeben habe. Er sei dadurch auch beruflich blockiert gewesen, da ein Blick in Google gereicht hätte um zu sehen, was hier in Österreich gegen ihn los sei.
"Die Staatsanwaltschaft liegt falsch, die Anklage hat kein Fundament", betonte Grasser heute zu Beginn seines Monologs, der den ganzen Tag dauern könnte. Gestärkt hat er sich dafür mit einem Energy Drink und Mineralwasser.
Der Große Schwurgerichtssaal im Wiener Straflandesgericht ist heute stärker besucht als sonst. Zahlreiche Medienvertreter sind gekommen, um Grassers Einvernahme live mitzuverfolgen. Auch versammeln sich mehr Besucher als in den vergangenen Prozesstagen auf der Galerie des Gerichtssaals.
Er habe in den vergangenen acht Jahren oft genug unter Wahrheitspflicht ausgesagt, aber niemals, dass Grasser Geld bekommen habe. Der Hauptangeklagte wendet sich an die Schöffen: Sie hätten zu beurteilen, wann er die Unwahrheit gesagt habe. "Dass Hochegger die Unwahrheit gesagt hat, ist belegt." Entweder er habe 20 Mal in den letzten acht Jahren gelogen, oder jetzt vor Gericht.
Drehbuch und Regie: Peter Hochegger, Produktion und Hauptdarsteller: Peter Hochegger. In einem Film, der nichts mit der Wahrheit zu tun hat, so Grasser.
Hochegger war ein PR-Profi, er ist ein PR-Profi und als solcher ein Meister der Erzählung und Dramaturgie, so Grasser. So habe er auch sein Teilgeständnis angelegt.
Hochegger versuche sich mit der Unwahrheit aus seiner Lage freizukaufen, so Grasser. Die Falschaussage sei eine "ganz klare Win-Win-Situation" für Hochegger. Er könne sich vorstellen, warum Hochegger" den brasilianischen Weg" gewählt habe.
Grasser habe darüber nachgedacht, warum Hochegger so etwas mache. Zwei Erklärungen habe er dafür gefunden: Er und Hochegger seien 2007 im massiven Streit auseinander gegangen. Er habe Grasser damals in seiner Verantwortung als Finanzminister
"Es handelt sich hierbei um eine Falschaussage", so Grasser. Die Vergabe der Bundesinnungen sei korrekt abgelaufen. Er habe niemals mit jemandem über Bestechungszahlung gesprochen oder solche vereinbart. Die Aussage Hocheggers habe ihn entsetzt und menschlich tiefenttäuscht, schockiert und betroffen gemacht. Er hätte ihm so ein skrupelloses Verhalten nicht zugetraut.
Noch einmal macht Grasser deutlich, warum er den "wahren Sachverhalt" so ausführlich darstellte. Es soll klar werden, dass die Behauptungen der Staatsanwaltschaft nicht stimmen würden.
Aus dem 500.000 Euro Geldgeschenk wurden mit der Zeit laut Grasser rund 780.000 Euro. Nach einem Gespräch mit Schwiegermutter Marina Giori-Lhota sei das Geld an den Schweizer Vermögensverwalters Norbert Wicki transferiert worden und dafür ein Treuhandvertrag aufgesetzt worden.
Die Eskalation habe damals die Beziehung zu seiner Schwiegermutter stark getrübt, so Grasser Sie habe ihn für die Hausdurchsuchung bei ihrem Sohn, ihre Steuerprüfung und die mediale Aufmerksamkeit verantwortlich gemacht.
Natürlich habe er ihr nicht gesagt, wo er das Geld angelegt hat und dass die Ferint AG Treuhänder war. Warum: "Ich sage es Ihnen ganz offen. Es hat sie nicht interessiert".
Staatsanwaltschaft habe seine eigene Familie unter Druck gesetzt, um etwas gegen ihn herauszufinden. Daher gab es auch die Hausdurchsuchung bei seiner Schwiegermutter gegeben und zwar im verlassenen Bauernhof ihres schwerkranken Bruders. Dort habe man "logischerweise" nichts gefunden und anschließend eine Steuerprüfung veranlasst. Grasser zu den Schöffen: "Ich möchte sehen, mit welcher Brachialgewalt gegen die Familie meiner Frau, die tausende Arbeitsplätze in Österreich schafft, vorgegangen wurde". Es sei klar gewesen, dass sie weder mit der Buwog, noch mit dem Terminal Tower zu tun gehabt hätten.
Es sei eindeutig belegt, dass er niemals einen Cent von den 500.000 Euro der Schwiegermutter in Anspruch genommen habe, betont Grasser. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien lebensfremd, absurd und falsch.
"Ich habe das Geld treuhändisch veranlagt", sagt Grasser. Dies würde der Treuhandvertrag beweisen. Die 500.000 Euro würden aus dem Familienvermögen seiner Ehefrau stammen.
Die Schwiegermutter habe Fiona Swarovski das Geld für die Heirat und gemeinsame Zukunft gegeben. Er habe das Geld nicht angenommen, betont Grasser. Fiona Swarovski und seine Schwiegermutter hätten darauf gedrängt, dass er das Geld veranlage. Nach Rücksprache mit einem Beamtem im Finanzministeriums habe er das Geld über die Grenze nach Österreich gebracht. "Ich habe das Geld an mich genommen für meine Frau und für meine Schwiegermutter veranlagt", sagt Grasser. Er habe die Veranlagung treuhändisch gemacht. Dies sei in einem Treuhandvertrag mit der Schweizer Forint AG geregelt.
Daraufhin habe er sich erkundigt, ob er so viel Geld über die Grenze nehmen darf. Es sei ihm wichtig gewesen mit Familiengeld sorgfältig und gewissenhaft umzugehen.
Bei der Summe handelte es sich laut Grasser um ein Geschenk seiner Schwiegermutter an seine Frau Fiona und ihn.
"Eines möchte ich klarstellen,: Das Konto der Ferint betrifft eine reine Familienangelegenheit". Das habe auch die Anklage einsehen müssen. Mit dem Verkauf der Buwog oder dem Terminal Tower habe es nachgewiesenerweise Maßen nichts zu tun. Trotzdem habe er feststellen müssen, dass 500.000 Euro seiner Schwiegermutter für die Medien "blattfüllend" gewesen sind und auch in die Anklage gefunden hat. Dieses Geld sei von der Schwiegermutter. "Das ist die Wahrheit"
Zum berühmten Konto „Walter“ und angeblichen Übereinstimmungen zwischen Abhebungen von Meischberger und Einzahlungen auf Grassers Konten: Das habe nichts miteinander zu tun.
Bis zur Verehelichung mit seiner Frau habe er „keine einzige Bareinzahlung auf meinen Konten“ gehabt, sagt Grasser. Woher hätte ich Geld haben sollen, um es bar einzuzahlen, fragt Grasser?
Später schon: Grasser zahlte die Hochzeitsvorbereitungen, Fiona gab ihm das Geld bar zurück – und er zahlte es ein.
Bei Fiona habe oft die Kreditkarte nicht funktioniert: “Da hab ich das dann gezahlt im Geschäft und sie hat es mir bar zurück gegeben.“
Und kommt zum nächsten Punkt – den sogenannten „Zahlungsströmen“.
Zu Beginn: “Ich habe niemals Zahllungen erhalten. Ich war nie Empfänger sogenannter Provisionszahlungen. Von den Vereinbarungen Hocheggers mit Immofinnaz-Chef Petrikovics habe ich nichts gewusst.“ Mit den ganzen Konten, von denen immer die Rede ist im Prozess, habe er nichts zu tun – keine Wahrnehmung darüber.
Die übrigen Angeklagten in der Causa Terminal Tower habe er erst im Gerichtsaal kennen gelernt, sagt Grasser.
Grasser führt weiter aus, wie wichtig ihm die Reform der Finanzverwaltung war. Das habe von den Mitarbeitern ausgehen müssen. Deshalb habe er sich beschäftigt mit dem Standort Terminal Tower – „denn die Mitarbeiter müssen einem Standort zustimmen, sonst bringt das nichts“. Die Mitarbeiter hatten den Tower ja zunächst abgelehnt. Grasser beauftragte den damaligen Generalsekretär des Finanzministers, Peter Quantschnigg, der aus Linz war, das mit den Mitarbeitern zu klären, sie zu involvieren.
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Grasser mit Anwalt Manfred Ainedter.
Grasser über die Aussagen des Ex-ÖBB-Chefs Martin Huber zum Terminal Tower
Von Neuem: Grasser legt dar, der Terminal Tower habe unter seiner Wahrnehmungsschwelle stattgefunden. Er habe als Finanzminister Wichtigeres zu tun gehabt, „Fast keine Befassung“ habe es mit dem absoluten Randthema Terminal Tower gegeben. „Ich habe den Mietvertrag zum Terminal Tower nicht gesehen“, sagt Grasser. Keinen einzigen Standort oder Mietvertrag habe er in seiner Amtszeit als Finanzminister gesehen oder entschieden. Die Verwaltung habe das eigenverantwortlich gemacht.
„Zu keinem Zeitpunkt wurde über Bestechungszahlungen gesprochen“, betont Grasser.
Auch die Anklage in der Causa Terminal Tower werde „zerplatzen wie eine Seifenblase“, sagt Grasser.
Hier geht es ja um die Einmietung der Finanzbehörde in den von der Porr errichteten Terminal Tower. Er habe keinerlei Einblick in Vereinbarungen von Meischberger mit der Porr gehabt, sagt Grasser. Bestechungszahlungen seien nicht geflossen.
Grasser setzt fort – kommt zum nächsten Kapitel der Anklage: Vorwurf zum Projekt Terminal Tower.
Er habe sich der Empfehlung der Vergabekommission angeschlossen.
4. Juni 2004 war Frist für erstes Angebot. Grasser: „Da war ich als Kärntner zum 100-Jahres-Fest der Kleinen Zeitung eingeladen.“ Da waren sehr viele Leute, auch Jörg Haider. Vielleicht auch solche, die mit den Buwog-Angeboten zu tun hatten, spekuliert Grasser. Es geht darum, wie Informationen nach außen dringen konnten.
Grassers Anwalt Norbert Wess legt einen Zeitungsbericht von damals vor.
Die sogenannte Finanzgarantie über 960 Mio. Euro habe es nicht gegeben – in dem Sinn, wie es in der Anklageschrift heißt: nämlich dass die CA Immo offen gelegt hätte, dass sie bis zum Betrag von 960 Mio. Euro bieten könnte.
Das betont Grasser jetzt mehrmals – ist auch ein Knackpunkt der Anklage.
Meischberger konnte keine Infos aus dem inneren Kreis der Buwog-Vergabe haben, sagt Grasser.
Am 7. Juni wurde entschieden, dass es eine zweite Bieterrunde gibt: bis 11. Juni 2004.
13. Juni 2004: Sitzung der Vergabekommission zwecks Entscheidung.
„All diese Termine hat Meischberger nicht eingetragen“, sagt Grasser. Grasser zerpflückt jetzt die Analyse des Terminplaners von Meischberger im Gerichtssaal. In seinem Terminplan sei da einiges anders. „Ich bin sicher, dass mein Terminplan richtig ist“, sagt Grasser. Meischberger habe vor Gericht ja auch die „Validität“ seines Terminplaners eingeschränkt.
Das erste verbindliche Angebot musste bis 4. Juni 2004 um 15 Uhr erfolgen, erläutert Grasser
Meischberger hatte in seinem Terminplan: bis 11.30. Das stimmt aber nicht, sagt Grasser – es war 15 Uhr.
Ihm werde vorgeworfen, die Höhe dieser Finanzierungshöhe der CA Immo damals an Walter Meischberger weitergegeben zu haben.
Er habe diese Information damals Anfang Juni 2004 selbst nicht gehabt. Erst am 7, Juni habe er die Infos über das verbindliche Angebot, das bis zum 4. Juni abgegeben werden musste, bekommen.
Zwischen 3. Und 15. Juni 2004 habe er keinen Kontakt mit Walter Meischberger gehabt: Und das sei die heiße Phase des Buwog-Verkaufs gewesen.
Als Beweis führt Grasser seinen Terminplan an.
„Ich hätte nicht parteilich entscheiden können“, sagt Grasser. Er habe ja nicht gewusst, wie die Kärntner Landesregierung entscheiden werde.
Bis zuletzt sei für ihn nicht abschätzbar gewesen, ob Kärnten das Vorkaufsrecht ausüben werde, sagt Grasser. Und: „Ich hätte das nicht beeinflussen können.“
Zunächst nimmt Grasser zum Vorkaufsrecht des Landes Kärnten Stellung. Das habe er mit dem damaligen LH Jörg Haider vereinbart. Jörg Haider sei so etwas wie die graue Eminenz der damaligen Bundesregierung gewesen.
Jetzt geht es um den Erfolg der Buwog-Privatisierung, sprich dem Geld, das diese dem Staat eingebracht hat.
Es wurde ja auch immer wieder der Vorwurf laut, die Bundeswohnungen seien zu billig vedrkauft worden…
Er habe doch nicht bei der Privatisierung der Bundeswohnungen hundert oder mehr Züge in die Zukunft planen können wie ein Schachweltmeister, betont Grasser. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien nicht haltbar.
Grassers eigenwillige Aussage zur Anklageschrift der Staatsanwaltschaft.
Er führe das alles deshalb so langwierig aus, weil die Staatsanwaltschaft ihm seine Involvierung in den Buwog-Verkauf und dort ganz spezielle Handlungen vorwerfe – die er aber so gar nicht zu leisten imstande gewesen wäre. „Ein Finanzminister macht Vorgaben“, sagt Grasser. „Aber ein Bundesminister für Finanzen setzt nichts um, setzt keine operativen Handlungen, weil ihm dafür die Zeit fehlt.“
Operativ könne ein Finanzminister praktisch nichts tun. Er sei der Finanzminister für die Buwog-Privatisierung und die Vergabe des Terminal-Towers gewesen. Er habe das organisieren – aber nicht umsetzen müssen. Für die Umsetzung gab es die Vergabekommission, erläutert Grasser. Und die Investmentbank Lehman. „Ich habe diese Umsetzung nicht inhaltlich beeinflusst. Ich war nicht bei den Arbeitssitzungen dabei“, sagt Grasser.
Es zieht sich… Ein Finanzminister hat echt viele recht langweilig klingende Aufgaben, kommt dem Zuhörer vor. Was Grasser wohl mit dieser Darstellung bezweckt?
Grasser erklärt jetzt recht trocken und in Bürokratendeutsch, was ein Finanzminister zu tun hat… Vom Zollwesen bis zu Steuern…
Warum ist die Staatsanwaltschaft so überzeugt, dass ich etwas falsch gemacht habe, korrupt geworden bin? Das frage er sich immer wieder, sagt Grasser.
Antwort: „Die Staatsanwaltschaft hat nicht verstanden, was ein Finanzminister tun muss.“
Er habe die Vergabe der „pflichtwidrig und parteilich“ durchgeführt, werde ihm vorgeworfen. Das sei falsch, sagt Grasser: Der Verkauf sei transparent und erfolgreich, zum Besten des Staates Österreich erfolgt. „Die Vorwürfe sind unhaltbar“, so Grasser.
Der Verkauf der Buwog sei im Regierungsprogramm gestanden – es sei eine seiner Aufgaben gewesen, führt Grasser aus.
Vielleicht habe es einen Masterplan von SPÖ und Grüne gegeben, ihn zu desavouieren, sagt Grasser. Einige SPÖ- und Grünen-Politiker hätten ihn "massiv angegriffen" und Anzeigen eingebracht.
Grasser kritisiert die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft. Ein Entlastungszeuge sei wegen Falschaussage in der Causa Dorotheum-Privatisierung angeklagt worden, moniert Grasser.
Grasser über den angeblichen Tatplan
Grasser über das Jahr 2000 und den Streit mit Haider im Jahr 1998
Der Zeuge der Anklageschrift arbeitete im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). Das bmvit habe keine Rolle bei Privatisierungen gespielt. Der Zeuge hätte also nichts beitragen können zu einem Tatplan, betont Grasser.
„Das Jahr 2000 war ein extrem schwieriges Jahr“, schildert Grasser die Turbulenzen rund um die schwarz-blauen Regierung. „In so einer Zeit entwickelt niemand einen Tatplan“, sagt Grasser. „Ich bringe ja nicht 10 Kilo Dynamit unter meinem eigenen Sessel an.“
Wenn man ums berufliche Überleben kämpft, hat man keine Zeit für einen Tatplan – das wiederholt Grasser mehrmals.
Jetzt schildert Grasser, wie anstrengend seine erste Zeit der Einarbeitung als Finanzminister war: „Ich musste 16 bis 18 Stunden am Tag arbeiten.“
Mit dem Schritt von der Privatwirtschaft in die Politik habe er auf einiges Geld verzichtet, sagt Grasser. Er war ja zuvor beim Autokonzern Magna tätig, wo er deutlich mehr verdient habe. „Geld ist wichtig für uns alle“, sagt Grasser. „Aber Geld war nicht meine Motivation, in die Politik zu gehen.“
Zunächst wird Grasser sich in seinem Vortrag nun auf den sogenannten „Tatplan“ konzentrieren. Laut Anklage besteht dieser ja darin, dass Grasser und seine Vertrauten vereinbart hatten, sich an anstehenden Privatisierungen & Co zu bereichern, vereinfacht ausgedrückt.
„Mit der Wahrheit hat diese Anklage nichts zu tun“, sagt Grasser immer wieder. „Belastbare Fakten gibt es nicht“, sagt er.
Die Anklage basiere auf den Aussagen eines Zeugen – Willibald Berner, der den sogenannten Tatplan skizziert habe.
Außerdem auf den Aussagen des ehemals mitangeklagten Michael Ramprecht – und schließlich, so Grasser, „auf der Falschaussage von Peter Hochegger“. Der mitangeklagte Ex-Lobbyist Hochegger hatte ja in einem Teilgeständnis behauptet, er „wisse“, dass Grasser bei der Buwog-Privatisierung mitkassiert habe.
KHG bedankt sich, dass das Gericht bereit ist, ihm zuzuhören und ersucht um ein faires Verfahren. „Ich freue mich, wenn es um Daten, Fakten, um Aufklärung geht,“
Er habe sich vorgenommen, die Anklage Schritt für Schritt zu widerlegen – das wie der Sinn der von ihm eingebrachten Gegenschrift gewesen. Monatelang habe er an dieser Gegenschrift zur Anklageschrift gearbeitet. Zwei Wochen vor Beginn der Verhandlung, letztes Jahr im November, wurde diese 600-Seiten-Schrift eingebracht .Diese will er nun erklären.
"Ich weiß, dass ich nichts strafrechtlich Relevantes getan habe", so Grasser. ER habe nie mit einer Anklage gerechnet. Als die Anklage dann doch kam, sei es ihm sehr schlecht gegangen. „Dann habe ich begonnen, mich detailliert damit auseinanderzusetzen, es nicht nur meinen Anwälten zu überlassen.“
„Aus meiner Sicht ist die Anklage eine reine Erfindung, ein Kriminalroman.“
... dass er nun endlich vor dem Gericht darstellen könne, dass die Vorwürfe in der Anklage falsch seien, führt Grasser aus.
Seine wirtschaftliche Existenz sei zerstört, so Grasser. Die Belastung für seine Familie und ihn selbst sei enorm. Der Schaden sei nahezu der gleiche, „als wäre ich vor 8 Jahren verurteilt worden“.
Neun Jahre sei er als Verbrecher hingestellt worden. Dauer und Kosten des Verfahrens seien nicht angemessen: „Von Anfang an ist es auf einer schiefen Ebene gegen mich gelaufen.“
Es ist schwierig für mich, hier als Angeklagter zu stehen, sagt Grasser. "Sicher die schwierigste Situation in meinem Leben. Ich habe neun lange Ermittlungsjahre hinter mir."
Grasser tritt nach vorne, nimmt gegenüber der Richterin Platz.
Laut und deutlich bekennt er sich „Nicht schuldig“.
Richterin Marion Hohenecker eröffnet jetzt die Verhandlung.
Die Spannung steigt. Im Saal sind ja nur vor Prozessbeginn Kameras von ORF und APA gestattet, sonst ist Fotografieren und Filmen verboten. Diese zwei Kameras sind auf die linke Seitentür des Saals gerichtet, durch die Grasser heireinkommen wird.
Auch die Reihen der Anwälte füllen sich zunehmend.
Um 9 Uhr wurde der Gerichtssaal geöffnet – die für Medienvertreter reservierten hinteren Reihen sind schon gut gefüllt, es herrscht deutlich mehr Andrang als zuletzt: Alle sind gespannt auf den Auftritt von Karl-Heinz Grasser
Seine Aussagen werde er „kurz und präzise“ halten, sagte Grasser am Sonntag im Gespräch mit ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner: „Nicht so ausschweifend und wortreich wie so manch einer vor mir.“
Grassers Vortrag wird schätzungsweise drei bis vier Stunden dauern. Gut möglich, dass er bis zur Mittagspause damit fertig ist.
Stress will er sich aufgrund der bevorstehenden Befragung nicht machen. Er sieht dieser eher locker entgegen.
Um 9.30 Uhr wird Richterin Marion Hohenecker die Verhandlung im Großen Schwurgerichtssaal eröffnen. Mehrere Dutzend Journalisten und TV-Teams werden erwartet.
Wie es heißt, soll er gegen 8 Uhr das Hotel Sacher verlassen und sich auf den Weg ins Landesgericht in die Josefstadt machen.
Am Wochenende hat sich Grasser noch einmal intensiv auf seine Aussage in Kitzbühel vorbereitet. Auch mit seinen Anwälten sei er immer in Kontakt gestanden.
Erstmals wird heute Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser aussagen.
Heute liegt ein spannender Prozesstag im Buwog-Verfahren vor uns.