Viel Neues konnte ZiB-Anchorman Armin Wolf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in seinem Interview zwar nicht entlocken, allerdings wird der Stil des ORF-Journalisten im Netz hochgelobt.
Er habe nicht locker gelassen und Putin in seiner gewohnten Art und Weise zu Antworten gedrängt. Respektsbekundungen kamen am Dienstag sogar von einem Kreml-nahen Journalisten. Bryan MacDonald von RT (früher Russia Today) schrieb auf Twitter: "Anders als viele vor ihm hat der österreichische TV-Journalist Armin Wolf seine Hausaufgaben erledigt, bevor er Putin traf. Auch wenn er ihn zu oft unterbricht, ist das ein packender Austausch, in dem Putin auf die Probe gestellt wie, wie ich es jahrelang nicht gesehen habe."
Doch ausgerechnet der staatsnahe Kanal „Vesti News“ teilt das Lob für Wolf nicht. In einem Beitrag, der auch auf Youtube veröffentlicht wurde, sprechen die zuständigen Journalisten von „Fake News“ und betiteln den Beitrag mit "Lügenpresse".
„Der österreichische Journalist hat sich offensichtlich dazu entschieden das Interview auf allen Gerüchten über Russland und Europa aufzubauen, die er je gehört hat“, sagen sie. Auch dass er Putin öfters unterbrochen hat, stieß ihnen sauer auf. „Er stellte nicht nur Fragen, sondern machte Aussagen, die Putins Antwort unterbrochen haben“, heißt es in dem Beitrag weiter.
Dass wird wohl nicht der einzige Beitrag im russischen Staatsfernsehen sein, der Wolfs kritische Fragen zu diskreditieren versucht. International wurde ihm hingegen viel Lob zugesprochen, vor allem von renommierten Kollegen.
Der New-York-Times-Reporter Ivan Nechepurenko bezeichnete das Putin-Interview im Kurznachrichtendienst Twitter als "eines der spektakulärsten" seit "sehr sehr langer Zeit". Ähnlich reagierte auch Shaun Walker von der britischen Tageszeitung "The Guardian", der eines der "bohrendsten" Putin-Interviews der vergangenen Jahre mitverfolgte. Shaun freute sich auf Twitter auch darüber, dass Wolf den russischen Präsidenten mit der Frage, warum er sich oft mit nacktem Oberkörper zeige, "ein bisschen getrollt" habe.
Bojan Pancevski vom Wall Street Journal verlinkte auf Twitter das "exzellente" Interview, Amy K. Mackinnon, die für CNN und BBC arbeitet, lobte, dass sich Wolf kein Blatt vor den Mund genommen habe. Eine "brillantes und total fesselndes" Interview sah der Nachrichten-Chef von BuzzfeedUK, der auf dem Kurznachrichtendienst die "forensische" Art der Befragung hervorstrich.
Und auch der Kreml veröffentlichte Dienstagfrüh ein englischsprachiges Transkript des Interviews, das ursprünglich auf Deutsch und Russisch geführt worden war. Wolf befragte Putin darin 53 Minuten lang zu praktisch allen für Russland heiklen Themen.