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Männer töteten heuer schon 28 Frauen

1-01-1970, 00:00

Wien. Das Jahr 2018 bedeutet für die Mordermittler der Landeskriminalämter Hochsaison. Denn statistisch betrachtet wurde seit Jahresbeginn in Österreich jeden fünften Tag gemordet.

32 Morde. Insgesamt 32 vorsätzliche Tötungsdelikte wurden heuer bislang verübt. Geht die schreckliche Bilanz weiter, geht das heurige Jahr als eines der gewalttätigsten seit den blutigen 1980er-Jahren, in denen es in Wien bis zu 50 Morde gab, in die Geschichte ein.

Bei den meisten Opfern handelt es sich um Frauen. 28 der insgesamt 32 getöteten Personen waren weiblich.

Trauriger Spitzenreiter bei den Mordfällen ist die Bundeshauptstadt Wien mit 15. Besonders auffällig ist, dass immer öfter Messer als Tatwaffe dienen. Laut Experten ist der Grund dafür, dass Messer im Gegensatz zu Schusswaffen immer greifbar sind und es sich oft um Beziehungstaten handelt.

Messer-Attacken haben sich in 9 Jahren vervierfacht

Bestätigt wird dies durch die Statistik. Die angezeigten Attacken mit Stichwaffen haben sich zwischen den Jahren 2007 und 2016 von 189 auf 743 vervierfacht.

Die Hintergründe und ­Motive der zumeist männlichen Täter sind häufig gekränkte Ehre, Eifersucht, Scheidung oder blanke Wut.

Zu den Opfern gehört auch die kleine Hadishat (7), die am 17. Mai vom 16-jährigen Gymnasiasten Robert K. erstochen wurde (siehe auch ­Seite 17).

Eifersucht, Trennung und gekränkte Ehre als Motiv

Ein klassisches Beziehungsdrama war zum Beispiel der Mord an der Rumänin Ileana K. (43). Sie soll von ihrem vor Eifersucht rasenden Ehemann Aleksander (61) getötet worden sein.

Obwohl die Aufklärungsquote der Kriminalisten bei fast 100 Prozent liegt, schrecken vor allem psychisch schwache Täter oftmals nicht davor zurück, eine Person zu töten.

Psychotherapeutin Roßmanith: "Meist sind es Beziehungstaten"

ÖSTERREICH: Warum töten Männer öfter als Frauen?
 
Sigrun Roßmanith: Männer sind bei allen Tötungsdelikten stärker vertreten. Es geht fast immer um Beziehungstaten. Die Tat geht immer von dem psychisch Schwächeren aus. Männer wollen oft die „Vernichtung“ der Kränkung bei einer Trennung zurückgeben. Man löscht die andere Person ganz einfach aus.
 
ÖSTERREICH: Kann hier auch der kulturelle Hintergrund eine entscheidende Rolle spielen?
 
Roßmanith: Für Männer in manchen Kulturen ist eine Trennung oder auch eine Scheidung von der Partnerin oder der Ehefrau einfach undenkbar.

Trennung nicht verkraftet: Tätowierer erschoss die Ex

Beharrliche Verfolgung, Nötigung, Anzeige wegen Drohung, amtliches Betretungsverbot: Wie ­viele andere Fälle der vergangenen Monate hat auch der aktuelle Mord von Wien-Wieden eine entsprechende Vorgeschichte. Das Opfer Sandra D. (35), das am Dienstagvormittag mit zwei Schüssen in Kopf und Brust getötet wurde, konnte nicht vor ihrem Ex-Freund Martin M. beschützt werden.
 
Sie musste sterben, weil sie nicht zu ihm zurück wollte, er lief am helllichten Tag mit einer Pistole herum, obwohl ein Waffenverbot gegen ihn verhängt wurde. Kontrolliert hat dies wieder einmal niemand. Der Tätowierer ermordete die Zahnarztassistentin, nachdem diese ihren Buben (11) in die Schule gebracht hatte. Ihr Killer hatte einen Bekannten (24) als Geisel genommen und diesen unter Waffengewalt gezwungen, ihn an den Tatort in der ­Rienößlgasse zu fahren.
 
Die 35-Jährige hatte bereits wochenlangen Psychoterror hinter sich. Aus Angst war Sandra D. mit ­ihrem Sohn in ein Frauenhaus geflüchtet. Später wurde sie von ihrer Mutter aufgenommen. „Wir haben sie vor ihm versteckt“, sagte ihre Cousine Tina D. zu ÖSTERREICH.
 
Martin M. machte seine Drohung wahr. Wenn er sich nicht haben kann, sollte sie niemand bekommen. Nach dem Mord nahm er sich das Leben.
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