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City-Maut in Wien: Jetzt spricht Vassilakou

1-01-1970, 00:00

Als Reaktion auf das gerichtliche grüne Licht für den Lobautunnel fordert Wiens grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou eine City-Maut für Einpendler ab der Stadtgrenze. Sie fürchtet, dass der geplante Lobautunnel „noch mehr Verkehr nach Wien schaufelt“, sagte Vassilakou im Interview bei oe24.TV.

Großer Wurf. Das heißt: Alle, die aus dem Umland nach Wien fahren, müssten zahlen. „Wir müssen in Wien so weit sein, den großen Wurf zu wagen“, sagte sie mit Blick auf Lärm- und Umweltprobleme sowie die negativen Folgen des Pendelverkehrs auf die Gesundheit der Anrainer und der Pendler selbst. „Die Stunden im Stau sind verlorene Lebenszeit“, sagte Vassilakou bei Fellner! Live (Video siehe oben).

Maut sei "populistischer Schnellschuss", sagt ÖVP

Noch keine Zahlen. Was es kosten soll, wie abgerechnet wird und wie hoch die Einnahmen sein sollen, ist offen. „Es hat keinen Sinn, jetzt mit Zahlen zu jonglieren“, so Vassilakou. Klar ist für sie nur: „Alle Einnahmen sollen 1:1 in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel gehen.“

Kritik kommt aus NÖ.
„Populistischer Schnellschuss“, nannte Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) den Vorschlag. Verkehrsexperte Hermann Knoflacher kritisiert, Vassilakou kopiere Dinge, „ohne sie verstanden zu haben“ (siehe unten).

In Schwedens Hauptstadt Stockholm ist beispielsweise eine Maut von täglich bis zu 105 Kronen (10,24 Euro) fällig. Eine solch hohe Gebühr werde nicht kommen, versprach Vassilakou. „Von 10 Euro reden wir sicher nicht“, sagte sie.

Parken.
Gesprächsbereit zeigt sich die SPÖ von Neu-Bürgermeister Michael Ludwig. Verkehrssprecher Siegi Lindenmayr merkte aber an, „dass sich die Parkraumbewirtschaftung bewährt hat“. Zustimmung kommt vom Donaustädter Bezirksboss Ernst Nevrivy (SPÖ) – wenn dafür das Parkpickerl für die Wiener fällt.

Fellner Vassilakou© oe24.TV

"Alle Einnahmen gehen 1:1 in Ausbau der Öffis"

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zu Gast bei "Fellner! LIVE".

oe24.TV: Sie haben heute einen tollen Vorschlag gemacht, wie man das enorme Verkehrsproblem in Wien ­lösen könnte.

Maria Vassilakou: Jeden Tag in der Früh schiebt sich eine riesige Blechlawine in die Stadt hinein. Die Lebensqualität leidet, für die Pendler sind das Stunden verlorener Zeit. Deshalb schlage ich vor, zum Beispiel in den frühen Morgenstunden stadteinwärts eine City-Maut einzuheben.

oe24.TV: Städte wie New York und London haben das auch. Was erhoffen Sie sich dadurch für Wien?

Vassilakou: Dass ein beträchtlicher Teil der 200.000 Autofahrer, die täglich ein- und auspendeln, auf die Öffis umsteigt. Und ganz wichtig ist mir: Alle Einnahmen sollten 1:1 in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel gehen. Wir müssen attraktive Alternativen zum Auto bieten.

oe24.TV: Wie soll das Ganze technisch gelöst werden, etwa mit einem Pickerl an der Windschutzscheibe?

Vassilakou: Die Technologien dafür, das einfach einzuheben, sind da – und wir haben in Österreich Unternehmen, die so etwas produzieren und weltweit führend sind. Mir geht es jetzt darum, die Diskussion in Gang zu setzen.

oe24.TV: Was soll es kosten? Sprechen wir von einem oder 10 Euro pro Tag?

Vassilakou: Ich spreche derzeit noch von keinem Betrag, aber 10 Euro ganz sicher nicht.

Knoflacher© TZOE/Gruber

"Ist sinnlos, hat keine Wirkung"

Verkehrsexperte Knoflacher im ÖSTERREICH-Talk.

ÖSTERREICH: Was halten Sie von Vassilakous Idee?

Hermann Knoflacher: Überhaupt nix. Es werden Sachen kopiert, ohne sie verstanden zu haben.

ÖSTERREICH: Was meinen Sie damit?

Knoflacher: Eine City-Maut wäre nur ein Geschäft für die Elektronikfritzen. Verkehrspolitisch hat man nicht verstanden, was Wien ist.

ÖSTERREICH: Warum?

Knoflacher: Wien regelt das über die Parkgebühren, die man auf das gesamte Stadtgebiet ausdehnen sollte. Das ist viel wirksamer.

ÖSTERREICH: Was stört Sie an der City-Maut?

Knoflacher: Das ist Ideologie und das lehne ich im Verkehrswesen ab. Es ist gegen Autofahrer sinnlos, hat keine Wirkung. Es ist auch ein Sozialproblem. Die Reichen können es sich leisten, die Armen müssen umsteigen.

ÖSTERREICH: Haben Sie einen Rat?

Knoflacher: Ich fürchte, sie ist da schlecht beraten. Ich kann Frau Vassilakou nur empfehlen, seriöse Fachleute zu hören, aber die sind halt unbequem.

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