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Schock-Statistik: Alle 5 Tage ein Mord

1-01-1970, 00:00

Die Ermittler in den Kommissariaten „Leib und Leben“ der Landeskriminalämter haben dieses Jahr alle Hände voll zu tun. Jeden fünften Tag sind sie statistisch betrachtet seit Jänner ausgerückt, weil in Österreich gemordet wurde. 31 vorsätzliche Tötungsdelikte sind bislang begangen worden, das Land steuert auf einen neuen Negativrekord hin. Vor allem werden Frauen zu Opfern, 27 der 31 Opfer waren weiblich, häufig getötet durch Messerstiche. „Das liegt daran, dass Messer praktisch immer greifbar sind und es sich fast ausschließlich um Beziehungstaten handelt“, sagt der prominente Gerichtspsychiater Reinhard Haller. Die Attacken mit Stichwaffen haben sich in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht. 743 waren es 2017.

Blutigster Tag

Wien ist die Metropole des blutigen Verbrechens. Die Leiche der Prostituieren ­Beata, die zerstückelt im Neusiedler See versenkt, aber in der Bundeshauptstadt getötet wurde, mit eingerechnet, wurden 15 Menschen in Wien ermordet.

Die kleine Hadishat gehört zu den Opfern. Am 17. Mai tötete der Gymnasiast Robert K. sein siebenjähriges Nachbarsmädchen: „Ich wollte jemanden umbringen. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte der 16-Jährige in seiner Einvernahme.

Am vergangenen Donnerstag schließlich der bislang blutigste Tag des Jahres: Innerhalb weniger Stunden wurden zwei Leichen entdeckt – beide erstochen. Der Taxichauffeur Ali Riza S. (32) aus Ottakring, der sich als studierter Informatiker selbstständig machen wollte, soll zuletzt seine Wohnung an eine Untermieterin weitergegeben haben. Von ihr fehlt bislang jede Spur.

Fast alle Morde 
werden aufgeklärt

Die Rumänin Ileana K. soll von ihrem Mann Aleksander ermordet worden sein.Ein klassisches Beziehungsdrama. Der fast 20 Jahre ältere Ehemann soll rasend vor Eifersucht geworden und seiner 43-jährigen Frau eine außereheliche Beziehung unterstellt haben. Die Polizei stellte vier blutverschmierte Messer sicher, der 61-jährige Serbe legte ein Geständnis ab.

Auch wenn es jede Woche passiert – zur Routine wird ein Mord für die LKA-Ermittler nie. Immer wieder starten sie bei null und klären fast 100 Prozent aller Fälle auf.

Roßmanith: "Tat immer von den Schwächeren"

Die Psychotherapeutin Sigrun Roßmanith über Männer, die zu Mördern werden. Das Phänomen ist nicht neu, aber immer wieder Stoff für Diskussionen. Fast alle Morde werden von Männern begangen, die Opfer sind häufig die ­eigenen Frauen. Beziehungstaten mit einem ­Messer stehen an erster Stelle.

ÖSTERREICH: Warum töten Männer öfter als Frauen?

Sigrun Roßmanith: Männer sind bei allen Tötungsdelikten stärker vertreten. Es geht fast immer um Beziehungs­taten. Die Tat geht immer von dem psychisch Schwächeren aus. Männer wollen oft die „Vernichtung“ der Kränkung bei einer Trennung zurückgeben. Man löscht die andere Person aus.

ÖSTERREICH: Spielt hier auch der kulturelle Hintergrund eine Rolle?

Roßmanith: Für Männer in manchen Kulturen ist eine Trennung, eine Scheidung, undenkbar.

ÖSTERREICH: Können solche Männer die Unabhängigkeitsbestrebungen einer Frau nicht aushalten?

Roßmanith: Ja, die Kulturen prallen aufeinander. Es gibt bei uns Frauen-Not­rufe, und auch befreundete Frauen sagen immer öfter: „Lass dir das nicht mehr gefallen.“

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