Der neue Wiener Bürgermeister verbrachte seine ersten 48 Stunden im Amt zur Überraschung von Freund und Feind mit einer beispiellosen PR-Offensive, die selbst den Start von Sebastian Kurz vor einem Jahr in den Schatten stellt – er ist rund um die Uhr unterwegs.
Erst um 4.30 Uhr früh schickt Ludwig am Tag seiner Wahl im Gemeinderat die letzten Mitarbeiter nach Hause – er macht durch.
Ludwig schafft einen Coup und gewinnt sogar Stimmen der Oppositionsgemeinderäte – statt zu feiern, eilt er zu Büro-Besprechungen.
Am Abend besucht Ludwig noch mit seiner Nachfolgerin im Wohnbau-Ressort Kathrin Gaal die „Mieter-Gala“ im Rathaus, wo 800 Gemeindebaumieter und Hausbesorger „ihren“ Michi feiern. Bis 22 Uhr ist Ludwig im Büro.
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Pünktlich um 8 Uhr startet am Franz-Jonas-Platz, einem der größten Öffi-Knoten Wiens, eine Verteilaktion der Floridsdorfer SPÖ. Mittendrin der Bürger-Masta, der persönlich die Kaffeemaschine bedient und sich vor Selfies, Autogrammwünschen und Dutzenden Gratulationen kaum retten kann.
Mit der U-Bahn geht es – natürlich in Begleitung der Fotografen – ins Rathaus.
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Wie der Zufall so spielt, kontrollieren die Wiener Linien beim Aussteigen die Fahrscheine. Michael Ludwig hat eine – drei Wochen alte, also frisch verlängerte – Jahresnetzkarte. Im Rathaus tagt dann der Wiener Landtag erstmals unter Ludwig als Landeshauptmann. Im Anschluss trifft Ludwig die Mitglieder der „Rathauswache“, einer Abteilung der Berufsfeuerwehr Wien, und die Blasmusikverbände spielen für ihn auf.
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Danach übergibt Michael Häupl seinem Nachfolger die Schlüssel zum Büro. Der letzte Termin Ludwigs ist ein Auftritt im ORF um 22 Uhr – für heute sind serienweise weitere Termine geplant. Josef Galley
Das Büro des Wiener Bürgermeisters auf der Beletage im 1. Stock des Rathauses ist mehr als gewöhnungsbedürftig: Ein Besprechungstisch für mehr als 20 Teilnehmer, 200 Quadratmeter dunkel holzvertäfelte und denkmalgeschütze Fläche, Plüsch, Prunk und Protz – dazu ein direkter Aufzug ins Restaurant Rathauskeller, und genau unter dem ehemaligen Süd-Buffet liegt eine ebenso große Dienstwohnung.
Ikea statt Plüsch. „Ich will sicher nicht im Museum arbeiten“, sagt Neo-Bürgermeister Michael Ludwig. Am liebsten wäre er in seinem, in schlichtem Stahl und Glas gehaltenen Büro mit den weißen Wänden geblieben.
Jetzt sucht er heftig nach einer Variante, wie er sich ein nüchternes, zweckorientiertes Büro in diesem Mausoleum einbauen kann. „Am liebsten wäre es ihm von Ikea. Leider haben die keine Bücherwände in der entsprechenden Höhe, um den Raum sinnvoll abzutrennen“, sagt ein enger Mitarbeiter. Die Vorgaben Ludwigs für die MA34 sind jedenfalls einfach: Praktisch, billig und denkmalschutz-adäquat muss es sein …