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Psychiaterin analysiert den Kindermord

1-01-1970, 00:00

Tötungsdelikte, die scheinbar ohne klares Motiv begangen werden, gibt es. Sie sind selten, aber nicht extrem selten und schon gar nicht kulturspezifisch. Die öffentliche Wahrnehmung für solche Taten besteht zu einem Gutteil aus einem Verständnisproblem für das Unerklärbare, sagte am Dienstag die Linzer Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner.
 
"Unser Narrativ für ein Tötungsdelikt besteht typischerweise darin, dass zwei Menschen mit einander in Streit geraten. Der Streit wird heftiger. Schließlich schlägt jemand zu, ein Opfer stirbt. Damit können wir umgehen. Da könnte man auch bei rechtzeitigem Eingreifen auch etwas verhindern, meint man", sagte Kastner. Viel schwieriger sei es für den Menschen, mit einem Tötungsdelikt ohne schnell feststellbares Motiv umzugehen.
 
"Aber solche Delikte gibt es eben", sagte die Expertin. Wenn man an die "School Shootings" denke, würden die Täter immer wieder angeben, sie hätten aus einer "Wut auf die Welt" gehandelt. "Unspezifische Gekränktheit", werde von Tätern nach Tötungsdelikten immer wieder als Hintergrund genannt. Die Opfer befänden sich sprichwörtlich zur falschen Zeit am falschen Ort. Auch bei vielen Sexualdelikten sei das der Fall. Opfer und Täter begegnen dann einander zufällig.
 
Zunächst nicht Erklärbares sei auch nicht zwingend ein Anzeichen von "Krankheit", betonte Adelheid Kastner. "Es gibt aber auch Tötungsdelikte aus einer Erkrankung heraus", betonte die Gerichtspsychiaterin. Die Möglichkeit, dass Menschen plötzlich ein Tötungsdelikt begehen, ist ein Merkmal des Menschseins selbst. "Das ist auch nicht kulturspezifisch", sagte Adelheid Kastner.
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